Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

DOI Artikel:
Unsre Bilder
DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischtes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0212

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
>60

Unsere Bilder, vom Herausgeber — Personal- und Ateliernachrichten

draußen paßt. Dennoch ist'es 'gerade diese leise Spur inneren
Lebens, die das so einfache Bild mit geheimem Reiz er-
füllt und uns zeigt,^wie in solcher-,Beseelung der Meister
seine meisten holländischen Vorbilder immer noch weit
übertroffen!

Wie Löfftz das deutsche Gemüt in eine holländische
Bürgerstube übertragen, so hat Braith seinen köstlichen
schwäbischen Humor auch in die römische Campagna mit-
genommen. Gerade da, wo die riesigen Bogen der
Wasserleitung uns daran erinnern, wie von hier aus die
Legionen der Welteroberer auszogen, zeigt er uns, wie jetzt
Esel und Ochsen ihren Platz eingenommen. Was aber Braiths
Tierbilder immer auszeichnet, ist, daß seine Esel niemals
über ihren Stand hinaus wollen, seine Ochsen keine Spur
von Ehrgeiz zeigen und etwa gar allegorische Viecher zu
sein streben. Selbst der in der brütenden Sonnenhitze
so faul auf dem Langohr sich streckende römische Hirten-
junge hat von seinen berühmten kriegerischen wie geist-
lichen Vorfahren nur die Tradition geerbt, daß man,
um sichs bequem in der Welt zu machen, womöglich
andere ausnützen müsse. Umso -besser ist die Weite und
der erhabene Ernst der Campagna gegeben,- welche uns
eindringlicher als irgend ein anderer Erdenfleck die Ver-
gänglichkeit irdischer Größe predigt und hier überdies als
Trost beifügt, daß wenn nicht die Heroen, doch wenigstens
die Esel ewig leben.

Personal- und Meliernachrichten

6. V. Berlin. Paul Meyerheim hat ein figuren-
reiches Bild: „Das Zigeunerlager am Grunewald", vollendet, das
der Künstler demnächst zur Jubiläums-Ausstellung nach Wien
schicken wird. Das Gemälde schildert in reizendem Humor einen
Herrn und eine Dame, welche an das Zigeunerlager herange-
ritten sind und von den bettelnden Kindern umringt werden.
Einer der Zigeuner deutet mit bezeichnender Geberde aus den
Mund, um eine Zigarre zu erbetteln. Die einzelnen Figuren
sind von Meyerheim nach einer Zigeunerbande studiert, die vor
vier Jahren in der Nähe von Berlin lagerte. Die Freude an
lebhaften Farben, welche Meyerheims Bilder stets auszeichnet,
zeigt sich hier besonders in den malerischen Lumpen und Lappen,
mit denen die halbnackten Kinder bekleidet sind. In der Dar-
stellung der Abendstimmung ist der Charakter der märkischen Land-
schaft ungemein ansprechend getroffen. — Ebenfalls nach Wien
wird Meyerheim seine große für den Berliner zoologischen Garten
gemalte Antilopenjagd, sowie die Darstellung einer Tigerfamilie
senden. Auf der Münchener Ausstellung wird Meyerheim mit
folgenden drei Werken vertreten sein: Die Menagerie aus der Ber-
liner Nationalgalerie; das Porträt des Malers Chodowiecki aus
dem Danziger Museum und eine humoristische Allegorie auf die
Fortuna, ein Gemälde, das Meyerheim im Aufträge einer Ber-
liner Ressource ausgeführt hat.

— In Paris zeigte kürzlich Michael Munkacsy einem
gewählten Freundeskreise seinen Entwurf zu dem für das Wiener
Kunstmuseum bestimmten Deckengemälde. Die Mitte desselben
nimmt von leichten Wolken umgeben als Genius der Kunst eine
weibliche Gestalt mit ausgebreiteten Flügeln und einem Palm-
zweige in der Hand, ein. Ihr Gefolge bilden der Ruhm und der
Neid. Ringsum werden sich die Hauptvertreter der Kunst in der
Blütezeit der Renaissance und ihre Gönner, die Medici, Päpste >c.
gruppieren. Der Meister gedenkt sich seiner großen Aufgabe
mit ernstem Eifer zu widmen und hofft, das Werk in etwa einem
Jahre zu vollenden.

— Von der Verwaltung der Uffizien in Florenz sind die
Akademiedirektoren A. von Werner in Berlin und Julius
Benczur in Pest eiugeladen worden, für die „Künstlergalerie"
ihre Selbstporträts zu malen. Benczur hat das seinige bereits
zugesagt; er wird es im Sommer'anfertigen, sobald sein neues
Kolossalbild „Die Rückeroberung Ofens" vollendet ist. — Auch
an Professor Ferdinand Keller sin Karlsruhe ist die gleiche
Aufforderung ergangen.

''O. V. Berlin. Heinrich von Angeli hat ein lebensgroßes
Hüftbild Andreas Achenbach gemalt. Der Malerist dargestellt
mit Pinsel und Palette mitten in seinem künstlerischen Schaffen. Die
glänzende Technik Angelis kommt in dem Bilde vortrefflich zum
Ausdruck. Dasselbe befindet sich im Besitze der Familie von
Andreas Achenbach. Gegenwärtig ist es in der Schulte'schen
Kunsthandlung ausgestellt.

— Adalbert Begas ist am 21. Januar, nahe an
5,2 Jahre alt, in Nervi gestorben. Als Sohn des hochver-
dienten Mitbegründers der Berliner Malerschule Karl Begas
und jüngerer Bruder des schon damals vielversprechenden
Bildhauers Reinhold, setzte er ursprünglich seinen Ehrgeiz darein,
dem Namen Begas noch in einem dritten Kunstzweige, der Krtpfer-
stecherkunst, einen Ehrenplatz zu erringen. Bald indes siegte die
ererbte Vorliebe für das farbige Element, und nach kurzen
Lebrjahren in Paris und daraus in Weimar unter Boecklin
zählte er bereits zu den geschätztesten Kopisten älterer Meister,
namentlich der Venezianer, deren Studium er gleichzeitig für
eigene Genrebilder init bestem Erfolg zu verwerten wußte, so-
wie nicht zuletzt zu den beliebtesten Porträtmalern Berlins. Seine
Witwe ist die bekannte Arckiitekturmalerin Luise Begas-Parmentier.

Q. V. Berlin. Der Porträtmaler Karl Stauffer-
Bern hat sich in letzter Zeit wiederholt mit der Radierung und
dem Kupferstich beschäftigt. Eine gegenwärtig in der Kunsthand-
lung von Amsler und Nuthardt veranstaltete Ausstellung seiner
Kupferstiche enthält Blätter von großer Schönheit. Von beson-
derem technischen Interesse ist seine Handhabung des Grabstichels.
Die einzelnen Strichlagen sind wie bei den Kupferstechern der
italienischen Früh-Renaissance meist senkrecht gegen die Rundung
der Züge des Gesichts und der Formen des Körpers gerichtet.
Dennoch ist mit diesen Strichlagen eine vollendete Weichheit der
Modellierung erreicht. Von namhafter Schönheit ist die Dar-
stellung eines am Boden liegenden Leichnams, wohl die Studie
zu einem Gemälde des Leichnams Christi. Zwei Blätter stellen
den Dichter Gustav Freytag dar. Von beiden Blättern hat die
königliche National - Galerie die betreffenden Kupferplatten er-
worben.

— Hermann Kaulbach in München war von der Direk-
tion der Stuttgarter Kunstschule zum Ersatz des pensionierten
Professors Rüstige ausersehen worden; er hat es indes abgelehnt,
dem ehrenvollen Ruf Folge zu leisten. — An der Dresdener
Kunstakademie ist Professor A. Ehrhardt die nachgesuchte Ver-
setzung in den Ruhestand vom 1. Januar 1888 bewilligt worden.
> , —vr. Fr. Lippmann, der Direktor des kgl. Kupferstich-

kabinetts in Berlin, Halden Titel eines Geh. Regierungsrats erhalten.

— Dessau. In dem Wettbewerb um den Bau einer
neuen Kirche hat hier der Berliner Baumeister S eh ring den
ersten Preis erhalten.

— Düsseldorf. Der Malkasten wählte bei seiner letzten
Generalversammlung Karl Gehrts in den Vorstand und be-
schloß auch den diesjährigen Künstlermaskenball nach seinem
Entwürfe zu arrangieren. — Die Kunsthalle hat den in den
Statuten vorgeschriebenen Reservefonds jetzt zusammengebracht
und wird infolge dessen alle weiteren Überschüsse in Zukunst für
die städtische Gemäldesammlung und zum Besten der Künstler-
Unterstützungskasse verwenden.

fff München. In dem Atelier des Bildhauers I. Hirt,
des Schöpfers der auf der 1883er Münchener Ausstellung so sehr
bewunderten Quellnymphe, nähert sich ein Werk der Vollendung,
welches schon um dessentwillen auf ein besonderes Interesse An-
spruch macht, weil der bis dahin sich ausschließlich auf einem
idealen Stoffgebiete bewegende Künstler mit krästiger Hand einen
durchaus modernen Stoff ersaßt und auf das glücklichste zur
Ausführung gebracht hat. Es ist das Modell zu dem von der
Stadt Fürth bestellten Kriegerdenkmal, das überlebensgroß einen
bayerischen Infanteristen in Kampfesrüstung darstellt, der eine
feindliche Fahne hoch in der Rechten hält.

ss München. Das für den Dom zu Freising bei Ludwig
Loefstz bestellte große Altarbild „Die Himmelfahrt Mariä"
schreitet rüstig vorwärts und verspricht das cbel ck'oeuvre des hoch-
begabten Künstlers zu werden. Es dürfte gegen Ende des Jahres
die Staffelei verlassen.

Gestorben: Charles Edouard Beaumont, Sohn
des Bildhauers B., bekannt besonders durch seine mythologi-
schen und allegorischen Gemälde. — Joseph Laurens Dyk-
mans, ein Schüler von Wappers, dessen Technik er für seine
klemm, meist einfache Genreszenen behandelnden Bilder mit
Meisterschaft zu verwerten wußte, am 7. Januar in Antwerpen,
77 Jahre alt. — Claudius Lavergne in Paris, ein Schüler
 
Annotationen