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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Pecht, Friedrich: Die Münchener Ausstellungen von 1888, [1]: Einleitung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0335

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Die Münchener Ausstellungen von ^868

es da doch vor allem darauf an, ob sie dieselben dem eigenen Wesen entsprechend umzubilden und so in
ihr geistiges Eigentum zu verwandeln die Kraft hatten. Das war aber in der Malerei bei uns nicht oder
doch erst ein Jahrhundert später durch Rubens und Rembrandt der Fall. Nur in der Baukunst erzeugten

wir damals, ebenfalls ita-
lienische Formen benutzend
aber frei umbildend, die
herrliche Blüte der deutschen
Renaissance und haben in
ihr denn auch unvergänglich
Schönes geschaffen. Aber
auch sie, wie den immer
noch gesunden Weg, den
weiterhin Schlüter und
Pöppelman gezeigt, verließen
wir, um nach dem Beispiel
andrer sklavisch die Antike
nachzuahmen und dann ein
halbes Jahrhundert lang
aber auch gar nichts Eigenes
mehr zu erzeugen, bis die
Romantik jene antikisierende
Richtung ablöste. Nach glän-
zenden Anfängen unter Cor-
nelius verlief sich bekanntlich
auch sie in einen oft geist-
vollen, noch öfter Phrasen-
haften Klassizismus. Nur
die Künstler, welche wie
Schwind, Führich, Ludwig
Richter, Alfred Rethel auf
Dürer und Holbein, d. h.
auf die nationalen Tradi-
tionen zurückgriffen, haben
cs zu Schöpfungen von
bleibendem Wert gebracht.

An ihre Stelle trat
nun der in Deutschland
immer volkstümlich geblie-
bene Naturalismus, bald
wie bei Piloty stark mit
französisch - belgischen Ele-
menten versetzt, bald wie
bei den durchaus abgeschlos-
sen lebenden Peter Heß,
Lessing und Menzel ohne
andre Vorbilder als die
Natur selber. Aus der
Piloty'schen Schule gingen
aber bald eine Anzahl
Künstler hervor, die gleich-
zeitig mit einigen andern
für München wenigstens
schon darum den Höhepunkt
der realistischen Kunst dar-
stellten, weil ihr Auftreten mit dem ungeheuren Aufschwung der Nation von 1866 an zusammenfiel. Hans
Makart, Max, Defregger und Lenbach, wie Lindenschmit und Diez sind aber auch jeder für sich
Ausgangspunkte neuer, weitverbreiteter Richtungen geworden. Der erste hat jene lediglich auf malerischen Reiz

Ein Loblied, von George von Hoeßlin

Münchener Zubil.-Ausstellung
 
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