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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0413

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Ausstellungen, Sammlungen rc. — Vermischte Nachrichten

ZL2

erfüllen sie doch diesen Zweck vollkommen, solch hochinteressantes
Städtebild fesselnd zu beleben und die unvermeidliche Trockenheit
der architektonischen Formen wohlthätig zu unterbrechen. Das ist
denn auch vollkommen geglückt und man verfolgt mit großem
Anteil die einzelnen Paläste und Tempel der mit ihnen so über-
reich geschmückten Siebenhügelstadt. Besonders wenn man das
hier Gebotene in Gedanken mit dem Wenigen vergleicht, was uns
heute noch davon erhalten ist. — Für junge Leute besonders, die
ihre klassischen Studien hier noch durch die lebendige Anschauung
ergänzen können, hat die durchaus verdienstvolle Arbeit ganz be-
sonderen Wert. Aber auch das große Publikum, welches von
Roms ehemaliger Bedeutung keinen rechten Begriff hat, wird sich
durch die hier zusammengehäufte Pracht der Natur und der Kunst
höchlich überrascht finden.

— München. In den letzten Tagen des Juni erhielt die
Kunstausstellung in der deutschen Abteilung noch drei wertvolle
Bereicherungen: 1. ein entzückendes Genrebild von F. A. von
Ka ulbach „Das Quartett"; 2. ein Porträt von Albert
Keller, ein koloristisches Meisterwerk ersten Ranges, und 3.
einen neuen Uhde „Die heilige Nacht", dreiteilig gemalt. Diese
trhptichonale Form wird Uhde den nicht unberechtigten Vorwurf
der Koketterie eintragen, und das ist im Interesse der hervorragenden
künstlerischen Leistung sehr zu bedauern. Die österreichische Ab-
teilung ist am I. Juli eröffnet worden (s. voriges Heft). Zu
gleicher Zeit sind auch zahlreiche von Wien gekommene Bilder
reichsdeutscher Künstler in die deutschen Säle eingereiht worden,
darunter hervorragende Werke von R. Begas, Bokelmann,
A. Achenbach, W. Diez u. a.

— Wien. Vor einigen Tagen wurde im großen fran-
zösischen Saale des Künstlerhauses die sogenannte Hamilton-
Ausstellung, bestehend aus dreißig Tierbildern, eröffnet. Es ist
bekannt, daß diese Kollektion dein Fürsten Schwarzenberg gehört,
vom Maler Schellein restauriert und auf dessen Anregung
im Künstlerhause auch ausgestellt wurde. Meister Schellein ist
kürzlich gestorben, die Genossenschaft ehrt sein Andenken, indem
sie gleichzeitig im französischen Saale die wohlgelungene Büste
des verewigten Künstlers ausgestellt hat. Fürst Schwarzenberg
hat den Reinertrag der Ausstellung dem Pensionssonds des
Künstlerhauses zugewiesen.

* Für die kgl. Gemäldegalerie in Dresden sind aus
Mitteln der P roll-Heuer-Stiftung aus der akademischen
Ausstellung folgende Gemälde angekauft worden: eine große
„Norwegische Landschaft" von A. Normann in Berlin; „Ein
Löwenpaar belauert eine Karawane", ein sehr bedeutendes Bild
von Richard Friese in Berlin, welches bereits drei Medaillen
erhalten hat; „Strand auf Rügen bei Sonnenaufgang" von
E. Dücker in Düsseldorf; „Nordfriesische Landschaft im Herbste"
von Hans P. Feddersen in Schleswig-Holstein (Beispiel der
Freilichtmalerei); kleine „Waldlandschaft" von Hugo Darnaut
in Wien; kleine Schneelandschaft mit Fuhrwerk („Eine kurze
Rast") von A. von Kowalski in München; „Landschaft mit
Hochwild" von Ehr. Kröner in Düsseldorf.

— Wien. Die am 3. Juni geschlossene internationale
Kunstausstellung hat Erfolge zu verzeichnen, wie noch keine ihrer
Vorgängerinnen. 350,000 Besucher, Gesamleinnahme (inkl. Kata-
loge, Garderobe rc.) 90,000 fl., Stifterbeiträge 40,000 fl., Sub-
vention der Stadt 10,000 fl., Ankäufe 167,615 fl. (hiervon der
Kaiser 27,510 fl., Regierung 20,000 fl., Lotterie 75,000 fl., Private
43,000 fl.) Sämtliche Kosten inkl. des Hausumbaues (70,000 fl.)
dürften gedeckt sein.

— Berlin. Auf der letzten Kunstausstellung befanden
sich mehrere Arbeiten, welche von Studierenden der königlichen
Hochschule für die bildenden Künste herrührten. In Folge dessen
macht die Leitung der Anstalt jetzt, vor Beginn der neuen Aus-
stellung darauf aufmerksam, daß nach Z 61 des Statuts der Aka-
demie kein Schüler seine Arbeit ohne Bewilligung des Direktors
ausstellen darf.

— cr. Berlin. Der Verlag und der Vertrieb der Kataloge
der diesjährigen akademischen Kunstausstellung ist dem Kunst-
verlagshändler Rudolf Schuster, dem Begründer der illustrierten
Ausstellungs-Kataloge der Berliner Akademie vom Senate der
letzteren übertragen worden.

17 V. 6. Kopenhagen. Der bekannte dänische Kunst-
mäcen, Bierbrauer Karl Jacobsen, hat auf der sranzösischen
Kunstausstellung für seine Sammlung, Glyptothek Neu-Earlsberg,
Bastien-Lepages Gemälde „Der Bettler" für 40,000 Franks er-
worben. Bei dem Bildhauer Barrias hat er eine Reproduktion
in Marmor von dessen Werk „Das erste Begräbnis" (Adam und
Eva mit der Leiche Abels) für 60,000 Franks bestellt.

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwa rtz —

Vermischte Nachrichten

— Berlin. Eine besonders würdige Gedächtnisfeier für
den dahingeschiedenen Kaiser hat der Verein der Berliner Künstler
unter zahlreicher Beteiligung veranstaltet. Die Festrede hielt der
Vorsitzende des Vereins, Direktor der Kunstakademie Professor
Anton v. Werner, und keiner war so berufen dazu ivie er, der
dem Dahingeschiebenen im Leben so überaus nahe gestanden, auf
dem Höhepunkte seines Ruhmes im Königsschlosse zu Versailles
und an bem Totenbette ihm zur Seite war. Mit beredten
Worten gab er der Trauerklage Ausdruck, zu der namentlich die
Berliner Künstler doppelt und dreifache Ursache haben.

O München. Das alte Lokal der „Allotria" wurde kurz
vor seinem Abbruch von Joseph Schäfer gemalt. Der Prinzregent
hat das Bild augekauft und der Neuen Pinakothek überwiesen.

— München. Die Gesellschaft zur Beförderung rationeller
Malverfahren hat beschlossen, die für dieses Jahr geplante Aus-
stellung um ein Jahr zu verschieben, der Kongreß jedoch soll
Heuer abgehalteu werden.

München ist wiederum um ein neues Dioramenbild
reicher, das vom Ehepaar Simm hergestellt ist und den Tod
Kaiser Wilhelms darstellt. Die Künstler machten ihre Studien
au Ort und Stelle und vollendeten das Riesengemälbe in
2'/z Monaten.

O Stuttgart. Der im letzten Heft als mit dem ersten
Preise gekrönt erwähnte Entwurf von Härtel u. Neckelmann in
Leipzig für das neue Landesgewerbemuseum ist jetzt öffentlich
ausgestellt. Seine Ausführung kostet 2,145,000 Mk. Gelangt
derselbe zur Ausführung, so ist Stuttgart um ein weiteres Bau-
werk von hervorragender künstlerischer Schönheit reicher.

— Rom. Deutsche Akademie der Kunst. Wie aus Rom
gemeldet wird, beschäftigte sich der Berliner Kunsthistoriker Bode
bei seiner letzten bortigen Anwesenheit im Aufträge der deutschen
Reichsregierung mit dem Projekt der Errichtung einer deutschen
Akademie der Künste daselbst, für welche der Palazzo Massimo
nahe deni Lateran ins Auge gefaßt worben ist.

In Stuttgart schreitet der Bau des neuen Heims
für den Kunstverein rüstig seiner für den Herbst erwarteten Voll-
endung entgegen. Die Ausstellungsräume, bestehend aus einem
Kuppelbau für plastische Werke und mehreren Sälen für Gemälde,
werden sämtlich durch Oberlicht erhellt, das Gebäude feuer-
sicher aus Stein und Eisen hergestellt. Zu gunsten des Unter-
nehmens findet eine Lotterie statt, zu welcher schon zahlreiche
namhafte Künstler in Berlin, München, Düsseldorf, Karlsruhe,
Rom u. s. w. Werke gestiftet haben.

O Aachen. Die Rethelschen Fresken des Rathauses sollen
durch eine vom Ministerium ernannte Kommission untersucht wer-
den, ob sie etwa Wasserschaden infolge der Löschbemühungen vor
fünf Jahren aufweisen.

— Düsseldorf. In der Generalversammlung des Kunst-
vereins für Rheinland und Westfalen wurde beschlossen, für die
Ausschmückung des Stadtrat-Saales zu M.-Gladbach eine öffent-
liche Konkurrenz unter den Künstlern der Düsseldorfer Schule
auszuschrciben und 32 Kunstwerke für die Verlosung um
32,330 Mk. anzukaufen.

— In Lindau ist das in deutscher Renaissance erbaute
alte Rathaus unter Leitung des Münchener Architekten Friedrich
Thiersch vollständig restauriert worden. Sein Erneuerer hat dem
alten Bau noch ein zierliches Glockentürmcheu beigesügt und
Joseph Widmann die beiden Giebelfassadeu mit dekorativen Ge-
mälden geschmückt.

— Kopenhagen. Der oben bereits erwähnte dänische
Kunstmäcen Jacobsen begnügt sich nicht damit, auf seine Kosten
eine Ausstellung von Werken der modernsten französischen Kunst in
Kopenhagen zu veranstalten, sondern er läßt zugleich durch Anionin
Proust die bedeutendsten Aussteller aus Paris zu einem Besuche
einladen. Diese kleine Künstlerkarawane zählt gegen zwanzig
Personen, welche sämtlich die Gäste Jakobsens sind von der Ab-
reise aus Paris an bis zu ihrer Rückkehr nach Paris.

— Schleswi g. Zum Bau eines Turmes an dem romani-
schen, nach deni Brande von 1440 gotisch erneuerten Dom hat
die preußische Regierung 450,000 Mk. bewilligt.

Aedaktionsichlnß: SV. Juni. - Ausgabe: 11. Juli.

llnhalt des AwaNZigfleN Destes; Irrt: Fr. Pccht. Die Münchener
Ausstellungen von 1888 (Fortsetzung) — A. Fcucrbach. Aphorismen —
R. von Scydlitz. Wo die Sonne scheint. II. Im Leichen der Triere —
Kunstnotizen re. — Mlderbeilagen: F. A. von Kaulbach, Porträt einer
Dame — Ed. Grützner, Im Dominikanerkeller — A. de Vricndt, Die
Gcnter huldigen Karl V. als Kind — O. Gebier, Der erschreckte Wächter.

Druck der Bruckmann'schen Buchdruckerei in München
 
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