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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Pecht, Friedrich: Die Münchener Ausstellungen von 1888, [5]: die Tiermalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0415

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Z24

Die Münchener Ausstellungen von ^888. V. Die Liermalerei

im vorigen Heft), die in Abwesenheit des darin studierenden Malers, zum Beweis ihrer kritischen
Würdigung seiner künstlerischen Thätigkeit, Anstalten machen, die eben gemalte Studie samt seiner Palette
abzu lecken und daran einstweilen nur durch das Gebell eines Rattenfängers gehindert werden, der, ur-
sprünglich als Wache vor beiden Postiert, sich angesichts der Überzahl unter den Stuhl geflüchtet hat.
Das blöde Staunen der seltsamerweise einmal in der Wolle sitzenden Kunstkritiker und der Grimm des
erschreckten Wächters der öffentlichen Sicherheit sind mit ebensoviel Humor als überzeugender —- ja fast greif-
barer — Wahrheit gegeben.
Auch Zügel stellt besonders
seine Ochsen am Pflug, aber
auch seine Schafherden mit
vollendeter Meisterschaft, wenn
auch nicht so dramatisch belebt,
dar. Letzteres versteht dagegen
vortrefflich der Katzenmaler Ju-
lius Adam, der diese drolligen
Tierchen bald raufend, bald
kosend oder schlafend mit ebenso
großer Feinheit als köstlich
lustigem Wesen darstellt. Kon-
zertierend bringt sie dann Ele-
mente Nielssen, während
Jutz und Scheuerer sich die
gesprächigen Bewohner der
Hühnerhöfe zur chald patheti-
schen, bald idyllischen Dar-
stellung ausersehen. So bringt
der erstere ein Duell zwischen
zwei Hähnen, das für die Zu-
schauer viel drolliger aussieht
als für die Beteiligten, und
wo die Hennen als neutrale
Zeuginnen sich bereit machen,
wie immer dem Sieger zu
folgen. Mit Geschick und Witz
gibt dann Frau BLeder-
in ann-Ahrendts den Kampf
zwischen einem Pintscher und
einem Dachs um zwei tote
Hasen und der Düsseldorfer
Kröner den Zweikampf zweier
Hirsche mit besonderer Energie.
Guido von Maffei bringt
den Angriff eines Steinadlers
auf Schafe in Lebensgröße,
und selbst die Löwen haben
ihren Biographen im Berliner
Kuhnert gefunden, der den König der Wüste darstellt, wie er sich eben da entsetzlich langweilt und einen
Tiger, der viel Durst hat, also unsere ganze Sympathie gewinnt. — Ob wir Paul Meyerheims „Glückstranm"
zu den Viehstücken oder zu den Allegorien zu rechnen haben, ist ungewiß, da die Schweineherde zur Rechten
der Glücksgöttin ihm jedenfalls viel besser geriet, als Frau Fortuna selber. Ein andermal führt er uns in
eine Menagerie, wo ein Elephant eben die Bekanntschaft einer jungen Bäuerin nicht gerade zu deren besonderer
Genugthuung zu machen sucht, immer aber erfreut er durch seinen gesunden Humor, selbst bei der vortrefflich
wiedergegebenen Tigermama mit ihren Jungen, einer allerliebst bissigen Idylle.

Am häufigsten sind aber doch die Idyllen, bei denen, wie bekanntlich im Leben auch, die Ochsen eine
Haupttolle spielen, weshalb uns Weishaupt einen solchen gleich in Naturgröße vorführt, der als Tourist
eben einen Berg erstiegen hat und nun selbstbewußt herabschaut auf die sich unten im Thal plagende Menschheit
(Abb. s. oben u. S. 327). — Beweist er uns, daß man auch ein zu großer Ochse sein kann, so gefallen uns eben
darum des Künstlers Kühe besser, die ins Wasser gehen, was ein unter ihnen sehr beliebtes Vergnügen zu sein

^>tier in den Alpen. von Viktor Veis Haupt

Münchener Iubil.«Ausstellung
 
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