Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

DOI Artikel:
Brandes, Otto: Die Ausstellung der fremden Malerschulen auf dem Marsfelde
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0067

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
42

Die Ausstellung der fremden Dkalerschulen auf dem Marsfelde


Aus dem Aufstande in der Bretagne, von Julian Le Blaut
Nach einer Photographie von Ad. Braun L Lo. in Dörnach i. L. und Oaris
Vertreter für das Deutsche Leich H. Grosser in Leipzig

bei einer sehr raffinierten freilich sehr minutiösen Technik.
Gary Melchers besitzt eine bedeutende Kraft zu charak-
terisieren. Sein Abendmahl in einer kleinen holländischen
Gemeinde legt hiervon beredtes Zeugnis ab. Als Pleinair-
maler unter den Amerikanern leisten Max Ewens und
Blum Hervorragendes. An Nuditäten würde es fast
gänzlich fehlen, wenn Harrison nicht zwei Bilder,
nackte Knaben am Strande und in Arkadien mit zwei
sich jagenden nackten Frauen ausgestellt hätte. Die humo-
ristische Note trägt Hugo Moeller mit seinem zweifel-
haften Pump in die amerikanische Sektion hinein. Das
Bild ist fast zu karikaturistisch, aber immerhin eine will-
kommene Äußerung des Humors, an welchem es in der
amerikanischen Abteilung sonst ganz fehlt. Von Land-
schaften habe ich außer einem Minor gezeichneten, in den
warmen Tönen eines Diaz gemalten Waldhügel und
einem kleinen, sehr kühnen Aquarell, ein Parkstück mit
Sonneneffekten von Drake nichts Erwähnenswertes ge-
sehen. Mit Bridgemans ausgezeichneten Orientbildern

und Weeks indischen Bildern geht es uns wie mit allen
derartigen Schöpfungen, in denen man das zur Dar-
stellung gebrachte Gefühlsleben nicht kontrollieren kann.
Es sind gemalte Reisebcschreibungcn. F. G. Browns
Bild „Schiffsarbeiter bei der Nachmittagsruhe" gehört
zu den wenigen Bildern, die uns den amerikanischen
andern Stand schildern. Wir haben nun in der amerika-
nischen Sektion wohl selbständige künstlerische Individua-
litäten, aber keine amerikanische Kunst. Hierzu dürfte
erforderlich sein, daß die meist in Paris domizilierenden
Künstler in die Heimat zurückkehrten und uns beweglich
und beredt ihr Volk in den verschiedensten Manifestationen
seines öffentlichen und privaten Lebens schilderten. Amerika
hat ein Recht auf eine nationale Kunst.
Auch in Rußland existiert vorläufig eine nationale
Kunst nicht, wenn man die byzantinische Heiligenbilder-
malerei nicht als eine solche betrachten soll. Ganz un-
zweifelhaft hat die russische Litteratur einen weitern
Vorsprung gegen die russische Malerei. Man möchte
 
Annotationen