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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Pecht, Friedrich: Zu Ludwig Knaus 60. Geburtstage
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0100

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Zu Ludwig Knaus' so. Geburtstage


Geistliche Ermahnung, von Ludwig Knaus
Mit Genehmigung der Photographischen Gesellschaft in Berlin

die Jugend eines Preller, Ludwig Richter, Rietschel, Führich, Passim, Makart, Defregger und ihre merkwürdige
Verschiedenheit, welche sich daun so charakteristisch in ihrem Schaffen, vorab in ihrer demselben zu Grunde
liegenden Weltanschauung ausprägt. Wir haben es daher als eine besondere Gunst zu rühmen, daß uns Knaus
selber in einem Briefe nunmehr einen ebenso schlicht als überzeugend vorgetragenen Aufschluß zugleich mit der
Erlaubnis gibt, ihn mitzuteilen. Er lautet:
„Wie sie wissen, bin ich am 5. Oktober 1829 in Wiesbaden geboren. Mein Vater war ein Optiker
aus Schwaben und trieb dies Geschäft weder als Händler, noch mit Fabrikbetrieb, sondern die Augengläser
wurden bei ihm durch Handschleiferei einzeln hergestellt, ein mühseliges und wenig einträgliches, längst ver-
altetes Verfahren. Meine Eltern kamen auch deshalb nie auf einen grünen Zweig und hatten viel mit Nahrungs-
forgen zu kämpfen. Trotzdem entwickelte sich bei mir der Drang und da§ Bedürfnis, zu zeichnen und alle
möglichen Gegenstände „abzumalen", erstaunlich früh, so daß ich von Kind auf es nicht anders wußte, als ich
müsse ein Maler werden, obwohl dergleichen künstlerische Neigungen in unsrer Familie nie ausgetaucht waren.
Mein guter Vater, von welchem ich den Drang nach häufigem Wohnungswechsel geerbt habe, verzog mit der
Familie, als ich etwa elf Jahre alt war, nach seiner Heimat, wir wohnten dort über ein Jahr in Schwäbisch-
Gmünd, und ich hatte das Glück, da einen vortrefflichen Zeichenunterricht zu genießen. Wir kehrten nun
bald wieder nach Wiesbaden zurück, aber ich habe von diesen Umzügen die lebhafteste Erinnerung und manche
Anregung gewonnen, namentlich durch die unendlich langsame und primitive Art des Reifens, wobei man
viel erlebte."
„In Wiesbaden nahm sich ein früherer Münchener Maler, „Der alte Albrecht", meiner an und unter-
richtete mich unentgeltlich aus Interesse und Freude an meinem Eifer und meiner Begabung. Leider dauerte
auch dieser ausgezeichnete Unterricht nicht sehr lange, da mein Lehrer von Wiesbaden verzog; bei ihm habe ich
wirklich etwas gelernt und gedenke seiner in Dankbarkeit."
„Als ich nun aber im vierzehnten Jahre aus der Schule kam und Maler werden sollte, da war guter
Rat teuer bei dem absoluten Mangel aller Geldmittel. Nachdem ich mich also einige Monate umhergetrollt
hatte, mußte ich das Nächstliegende ergreifen und an der väterlichen Maschine Gläser schleifen; alle schönen
Hoffnungen, alle Illusionen waren dahin. Zum Glück dauerte dies nicht lange, denn eines schönen Tages
trat mein alter Zeichenlehrer Albrecht, ein großer Mann mit langen, weißen Haaren, in die Werkstatt und
 
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