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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Pecht, Friedrich: Zu Ludwig Knaus 60. Geburtstage
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0104

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schalkhafte Humor bei vielen dieser Schilderungen unübertrefflich, so finden wir bei andern die ergreifendste
Empfindung, immer aber haben wir nicht den mindesten Zweifel, daß die Betreffenden so ausgesehen, so sich
benommen haben mußten, er hat da die in Paris in etwas verloren gegangene Schlichtheit der Auffassung voll-
kommen wieder erlangt. Sel-
ber urteilte er darüber einst
mit überraschender Schärfe:
„In der Zeit, in der wir
leben, ist es schwer, die
richtige Selbsterkenntnis zu
gewinnen und festzuhalten,

da die Leichtigkeit zu reisen
und alles zu sehen, was ge-
schaffen wird und geschaffen
worden ist, die Gefahr in
sich schließt, an sich irre zu
werden und seine Zeit zu
vererperimentieren. Ich bin
schon verschiedene Male in
diesem Falle gewesen, meine
gesunde Natur hat mir aber
stets wieder darüber weg-
geholfen. In der guten
alten Zeit war das künst-
lerische Schaffen ohne Zweifel
viel behaglicher und sicherer,
nicht dies uustäte Umher-
tasten und die aufreibende
Hetze wie heutzutage." Be-
kanntlich haben eine Menge
unsrer ausgezeichnetsten
Künstler, um dem zu ent-
gehen, das Auskunftsmittel
ergriffen, sich soviel wie
möglich von der Außenwelt
abzuschließen, und für echte
Talente ist dies System ge-
wiß zu empfehlen.
Knaus nun würde
man aber ganz verkennen,
wenn man ihn bloß als
' Bauernmaler oder Volks-
schilderer überhaupt betrach-
tete, wenn er auch seine
frühesten Lorbeern auf diesem
Felde pflückte. Später aber
müssen besonders seine Dar-
stellungen aus der Kinder-
welt unübertrefflich genannt
werden. In seinem berühm-
ten „Wie die Alten sungen,
so zwitschern die Jungen"
(Abb. s. d. Heft) schildert er
dieselbe in ihren mannigfaltigsten Äußerungen gerade bei den höheren Ständen mit einer Feinheit der
Charakteristik, welche die alte Kunst noch gar nicht kennt, wie denn speziell die Niederländer überhaupt arm
an Erfindung neben ihm erscheinen.
Mit der Übersiedlung des Meisters nach Berlin, 1874, beginnt auch in seiner Entwicklung eine neue
Periode. Bauernleben dort zu schildern ist fast so unmöglich als in Paris, es tritt also auch in seiner Produktion

Der Dorfxrinx. von Ludwig Knaus
Mit Genehmigung der Photographischen Gesellschaft in Berlin
 
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