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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Weihnachtsbücherschau
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lveihnachtsbücherschau. vom Herausgeber

?1


Haushaltungspolitik. von L. W. Allers
Aus „Club Lintcachl". S. S. 89

umso erfreulicher ausgebildet, so daß man ihre Arbeit beim
Fortschreiten mit wachsender Freude begleiten mag. Nur Knaus
und besonders Vautier, dann auch der so lange dort verweilende
A. v. Werner haben in ihren Bildern das so scharf ausgesprochene
allemannische Wesen der Prächtig heiteren und gesunden Ober-
länder Bevölkerung, wie es Victor v. Scheffel so unübertrefflich
in seinen Werken abspiegelt, auch in der Kunst ausgeprägt.
Dagegen-zeigt eine gewisse Einförmigkeit der Behandlung
die Fortsetzung des großen, „die österreichisch-ungarische
Monarchie" darstellenden Werkes, dessen seit einem Jahr er-
schienenen Lieferungen 73—96 ä 30 kr. (Wien, Hof- und
Staatsdruckerei) man den Verlust seines erlauchten Be-
schützers gar sehr anzusehen glaubt. Unter dem Vorhandenen
verdient die Ungarn behandelnde Abteilung immer noch weitaus
den Vorzug, da sie von magyarischen Künstlern hergestellt, ent-
schieden mehr Charakter zeigt, eine bestimmte nationale Persön-
lichkeit entschlossen ausjpricht, während sich bei den Salzburg
und Steiermark gewidmeten Heften die Eigenart nur zu oft in
eine schlottrige Nachahmung der Diezschen Jllustrationsmethode
ohne deren scharfe Charakteristik verliert.
Kunst und Poesie haben sich dann wohlthuend verbunden
im „Christkind", Bilder und Lieder von Paul Mohn und
Karl Gerok (Greiner und Pfeiffer in Stuttgart. Preis 5 M.),
um uns die liebliche Erzählung von der Geburt des Herrn in
13 farbigen Bildern mit begleitenden Dichtungen zu schildern.
Indem der Künstler die Szenen der Verkündigung, Geburt und
Anbetung der Hirten rc. in ein altdeutsches Bürgerhaus oder in
deutsche Landschaft verlegt, gelingt es ihm oft, neu und über-
raschend zu wirken, wozu das stimmungsvolle Kolorit der in
trefflichem Farbendruck ausgesührten Bilder, wie die unbestreitbare
Anmut der heiligen Mutter nicht wenig beiträgt, so daß sich
das von echtem Talent getragene, liebenswürdige Heft zwar zu
Geschenken an gefühlvolle Backfische besonders eignet, aber auch
andre unbefangene Gemüter erfreuen mag.

An das Heer der Dilettanten wendet sich das den
Seemannschen kunstgewerblichen Handbüchern zugehörende Werk
über die „Liebhaberkünste" von Fr. Sales Mayer (Leipzig,
Seemann, Lief. 1/2, L 1 M.). Dasselbe zeigt ihnen, wie
sie ihr verzierendes Talent zur Erzeugung von „Rauch-
bildern, Holzbrand, Pergament-, Seiden-, Gobelinmalerei,
dann ebensolcher auf Thon, Porzellan, Majolika" u. a. m. am
zweckmäßigsten zur Beglückung der kunstverlassenen Menschheit
verwenden können, was denn durch eine mit zahlreichen Holz-
schnitten bereicherte Erörterung der technischen Bedingungen und
Handwerksvorteile geschieht. Auch gibt das in 7—8 Lieferungen
erscheinende Werk gleich eine Anzahl Vorbilder und Rezepte, so
daß man es mit gutem Gewissen empfehlen kann.
Wie seit lange, so scheint sich auch noch jetzt Hirths
„Formenschatz" (jährlich 12 Hefte L M.) der Gunst
des Publikums zu erfreuen, obschon er, wohl weil der Vorrat
alter, kunstgewerblicher Muster aus der guten Zeit offenbar
ziemlich erschöpft ist, nunmehr meistens Historienbilder aus der
klassischen Periode der Renaissance bringt, nachdem seine eigentliche
Ausgabe längst vollendet vorliegt. Er müßte daher jetzt mit
größerem Recht sich „Klassischer Bilderschatz" nennen, wie jenes
so getaufte Unternehmen, dessen glänzender Erfolg ihn ohne
Zweifel zur Nachahmung reizte. Dagegen wäre nun gar nichts
einzuwenden. Daß dabei aber noch eine Menge Bilder und
Skulpturen aus der Zopfzeit mit unterlaufen, die weit geeigneter
zur Geschmacksverderbung als Verbesserung erscheinen, das ist
eben die notwendige Konsequenz, wenn man sich nicht ent-
schließen kann, selbst bei einem so lukrativen Unternehmen zu
rechter Zeit aufzuhören.
Auch bei dem „Kulturhistorischen Bilderbuch" des-
selben Herausgebers spielt der Zopf mit seinem gezierten, durch
und durch verlogenen, naiver und einfacher Naturbetrachtung
gar nicht mehr fähigen Wesen nunmehr die Hauptrolle. Aber
hier sollen uns eben sittengeschichtliche Szenen, ganz und gar
nicht künstlerische Vorbilder gegeben werden, die Mitteilung
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