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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Proelß, Johannes: Modelle, [6.1]: Novellenkranz ; Sancta Magdalena
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Barth, Hans: Römerbrief
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0185

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Modelle. Novellenkranz, von Johannes Proelß — Rönierbrief. von Is. Barth

den Grund gelegt zn seiner Kunstbegeisterung wie auch
zu der Galerie, die er dann in seinem Schlosse anlegte.
Es muß eine prächtige Galerie sein, die da inmitten der
einfach-idyllischen Sudetenlandschaft gegen hundert der
herrlichsten Bilder, welche einst im leuchtenden Süden die
kühnsten und farbenfreudigsten Maler der Spätrenaissance
geschaffen, freilich nicht im Original, aber in vorzüglichen
Kopien, vereinigt. Das war des Grafen Caprice! Er

wollte nur seine erlesenen Lieblinge um sich versammeln
und da er nicht die Originale haben konnte, ließ er von
tüchtigen jüngeren Malern für gutes Geld an Ort und
Stelle Kopien Herstellen, die genug vom echten Reiz der
ursprünglichen Werke neu aufleben ließen, um im Be-
schauer auch die vor jenen empfundene ursprüngliche
Freude neu hervorzurufen.
(Die Fortsetzung im nächsten Hefte)

Lrümervrics
von H. Barth
(Das neue Heim des „Künstlervereins". — Römische Kunstsabriken. — Deutscher Nachwuchs.)

n der deutschen Künstlerwelt Roms — soweit sie im
„Künstlcrverein" konzentriert ist — hat sich ein
eigenartiger Umschwung vollzogen — ein Umschwung,
der so freudig überraschend kommt, daß man den Musen-
jüngern, die ihn ermöglicht, aufrichtig dankbar sein muß.
Und dies fröhliche Ereignis ist: daß der deutsche Künstler-
verein in Rom, der seit Jahren nur noch ein traum-
haftes Dasein gefristet und zuletzt gar zu einem rühm- und
energielosen Absterben verdammt schien, zu neuem Leben
erwacht ist^und sich ein Vereinsheim geschaffen hat,
stolzer und Prächtiger als je. Das will viel heißen —
wird der alte, nach Deutschland zurückgekehrte Vereins-
genosse denken, der der schönen Zeiten vom Palazzo
Dante und Palazzo Pacca gedenkt; jener herrlichen
Zeiten, wo in Rom noch der Künstler der bestimmende
und charakteristische Faktor war; da die ewige Stadt
noch nicht so ganz das Gepräge des großen Kunst-
markts zweiten Ranges trug, wie dies im großen
ganzen heute leider der Fall ist. Daß die Epigonen
der Begas, Feuerbach und Knaus sich allem Niedergang
zum Trotz ein solches Heim zu gründen vermochten,
wie sie cs gegründet haben und wie wir es den Lesern
dieses Blattes beschreiben werden — das eben beweist,
daß die einst mit Recht bezweifelte Lebensfähigkeit des
ehrwürdigen Vereins sich denn doch überraschend bewährt
hat. In der Seminariostraße (Via clel Leminurio 117)
unweit des Pantheons, erhebt sich der von dem Vize-
präsidenten des Vereins, vr. Dantone, entdeckte und „mit
List und arger Tücke" für den Künstlerverein ergatterte
und auch fünf Jahre hinaus kontraktlich gesicherte Monu-
mentalbau des Palazzo Serlupi, dessen Beletage und
zum teil auch Erdgeschoß heute in glänzende Vereins-
räume umgewandelt sind. Über eine breite Frei-
treppe — zu der eine gedeckte Einfahrt für Droschken
führt — geht es zu den Gesellschaftslokalen empor, die
aus Empfangszimmer, Fest-, Kneip- und Lesesaal, Spiel-,
Billard- und Vorstandszimmer bestehen; alles ganz neu
hergerichtet und seitens der Vereinsgenoffen Brunswik,
Fürstenau. Erni, Effenberger ic. geschmackvoll
dekoriert. Ist das kleine Entree mit einem Gipsabguß
der vatikanischen Pudicizia passiert, so betreten wir den
großen quadratischen Empfangssalon mit Wand-
malereien des Vereinsmitgliedes Erni, darunter angebracht
eine herrliche Kopie des Konzertreliefs von Luca della
Robbia. In der Mitte des traulichen Gemachs erhebt
sich von einem Runddivan umschlossen, eine Stechpalme.
An den Wänden bemerken wir Donatellos „David"

und die „Venus" von Milo, ferner einige Reliefs
Donatellos und eine große Photographie Kaiser
Friedrichs III. (Brustbild) auf einer Staffelei. Die
überaus geschmackvolle Einrichtung dieses Zimmers ist
vor allem das Werk des jungen Architekten Fürstenau.
— Nun der Festsaal: eine hohe und ziemlich geräumige
Halle mit in grauem Tuchstoff überzogenen Wänden,
schweren, roten Plüschportieren, einem vergoldeten Lüster,
zahlreichen Wandleuchtern und vier Prachtspiegeln; Ge-
schenke des Vereinsmäcens Grünert aus Magdeburg.
Im Festsaal ist auch die — gleichfalls von Herrn
Grünert gestiftete — Büste Kaiser Wilhelms II.
aufgestellt, deren Enthüllung mit der Einweihung des
neuen Vereinsheims verbunden war. Die trefflich ge-
lungene Büste ist ein Werk des früheren Vereinspräsidenten
Prof. Gerhardt, dessen Posten seit acht Tagen Prof. Joseph»
Kopf übernommen hat. Geräumig wie der Festsaal
und überaus gemütlich ist der Kneipsaal, an dessen
mit rotem Tuchstoff überzogenen Wänden einige Land-
schaftsbilder von Brioschi, Brand und Nerli hängen
— gestiftet von den genannten Künstlern selbst. Ein-
drucksvoll ist vor allem Brioschis Riesenskizze einer
mittelitalienischen Klosterlandschaft, die auf der letzten
römischen Kunstausstellung, und irren wir nicht, auch
außerhalb Roms viel gefallen hat. An der kleinen
Rückwand des mit einem hufeisenförmigen Knechtisch
ausgestatteten Zimmers steht Ottos Büste Kaiser
WilhelmsI. — allen alten Vereinsgenossen wohlbekannt.
— Ein Vorzug des Kneipzimmers ist ferner eine hieran an-
gebaute, gegen fremde Blicke durchaus geschützte Terrasse,
aus der sich im Sommer mit leichter Mühe ein „hängen-
der Garten" machen läßt. — Es folgt jetzt das Lese-
zimmer; gleichfalls mit eleganten Stofftapeten, diesmal
in mattgrünem Ton; an den Wänden eine große Land-
schaft Prof. Edgar Meyers (Terracina) und ein
Aquarellporträt Riedels von Faber (Riedel in be-
haglicher Ruhe am blumenumrankten Fenster stehend).
Die Hauptzierde des Lesezimmers — wo wir neben der
„Kunst für Alle" und andern Blättern der Kunst und
Politik lieblich gepaart auch Alban Stolz' „Bilderbuch
Gottes" entdecken (ein Beweis, daß für jeden Ge-
schmack gesorgt ist) — die Hauptzierde dieses heimlichen
und zur geistigen Sammlung ladenden Gemachs wird
eine Büste Kaiser Friedrichs III. bilden, deren
Anfertigung der mehrfach erwähnte Vcreinsgönner Grünert
dem Tiroler Bildhauer, Feuerstein, übertragen hat.
Dann das Spielzimmer mit reizendem altdeutschem
 
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