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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Personal- und Ateliernachrichten - Ausstellungen, Sammlungen etc.
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0252

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Personal- und Ateliernachrichten

sich fast immer auch eine Stagnation ein. Auch bei Steinles
Tod, ja schon vor dem Tod des Gealterten, war dies der Fall.
Da um dieselbe Zeit auch die eingerissene künstlerische Miß-
wirtschaft bei den Neuanschaffungen für die Galerie Anlaß zu
scharfer Kritik gab, die in maßgebenden auswärtigen Organen,
wie in der „Kunst für Alle", lautes Echo fand, ist in den letzten
Jahren der Ruf Frankfurts als Kunststadt durch das Städelsche
Institut eher geschädigt worden, als daß es ihn gesteigert hätte.
Die Konkurrenz der so mächtig entwickelten Kunststädte mit
größeren Akademien und Meistern einer vorgeschrittenen Kunst
als Lehrern, trug das ihrige dazu bei, daß den alteingesessenen
Frankfurter Malern und Bildhauern ein erfrischender kräftiger
Nachwuchs ausblieb. Während das Kunstgewerbe, namentlich
in der Eisen- und Silberschmiederei, unter dem Einfluß der
Kunstgewerbeschule, ihres Direktors Luthmer, ihrer Lehrer Wid-

Staffeleien und sie verraten, daß hier ein frisches feines Kolorit
gepflegt wird. Kirchbach selber vollendet eben für das Vestibül
des P. von Mummschen Hauses auf der Zeit vier Nischenbilder,
deren Gegenstand auf die köstlichste aller Waren hinweist, mit
welchem die berühmte Weinfirma handelt; namentlich die Ankunft
eines Mainschiffs mit Körben voll reifer Trauben im Frankfurter
Hafen, mit dem Blick aus die alten Türme der Stadt, ist nach
Auffassung und Behandlung, Komposition und Kolorit ein Bild
voller Reiz und malerischen Lebens. Daß es den neuen Ele-
menten gelingt, sich, wo es gilt, mit den älteren Künstlern har-
monisch zusammenzufinden, hat soeben das schön und erfolgreich
verlaufene Kostümfest im großen Palmengarten-Saal bewiesen,
an welchem auch die Lehrer und Schüler vom Kunstgewerb-
Jnstitut in belebender Weise teilgenommen. Eine Galerie paro-
distischer Gemälde und Skizzen offenbarte eine Fülle echten Künstler-


Vorberrikungrn. von Eduard Grützner

mann, Lüthi, Keller, Sand, Seidl, Wetzel, hier zu glänzender
Entfaltung gelangte, die Baukunst, gestützt auf Geschäfte wie
das Holzmannsche, jene kräftige Entwicklung nahm, die auch
in der"Konkurrenz um den Reichstagsbau obsiegte, ging die, Kunst-
schule in ihrem schönen, von Prof. Sommer erbauten Heim, trotz
der ehrlichen Mühen der älteren Lehrer, wie Hasselhorst und
Kaupert, mehr und mehr zurück. Da kam — nach einer uner-
quicklichen Zeit, in welcher die übrigen Organe des hiesigen Kunst-
lebens und die Kritik mit der verzopften Verwaltung im „Städel"
einmal gründlich abrechneten und auch eine Reorganisation be-
wirkten — von München her Sukkurs. Erst durch Kaspar
Ritter, der leider durch einen lockenden Ruf nach Karlsruhe
uns gar bald abwendig gemacht wurde, dann durch Frank Kirch-
esch, der eine größere Zahl begabter, schon vorgeschrittener
Schüler gleich milbrachte. Es hat den Anschein, als ob dieser
thatkräftige talentvolle Künstler es verstehen werde, ein frisches
mutvolles Kunsttreiben drüben im „Städel" wieder in Gang zu
bringen. Manch versprechende Leinwand steht drüben auf den

Humors; es schien fast, als hätten es die „Alten" darauf ange-
legt, den „Jungen" zu zeigen, was auch sie im Felde des künst-
lerischen Humors zu leisten gewohnt sind. Die Extravaganzen
des modernen Naturalismus und seiner Abarten fanden sich auf
das geistvollste verspottet. W. A. Beer, Lindheimer, Lang,
Gras, Kirchbach, v. Hoven, Lauter, Lüthi, Donner-
v. Richter, Cornill und Hans Thoma lieferten die wirk-
samsten Nummern. — An „gastierenden" Künstlern fehlt es in
Frankfurt selten, ebensowenig wie an, dem Kunstvereine uner-
wünschte Konkurrenz bereitenden hospitierenden Kunsthändlern.
Um Porträts zu malen, weilten hier längere Zeit Angeli und
Ernst Zimmermann, von jüngern Fritz Prölß und Rich. Scholz.
Bilderverkäufe wurden sehr namhafte abgeschlossen, u. a. ein
„Knaus" und ein „Diez" zu sehr hohen Preisen (über 20,000 M.)
Für die Städelsche Galerie ist dagegen seit Jahren kein Werk
eines modernen deutschen Künstlers solchen Ranges angeschasst
worden. Nur meist zweiselhafte Bilder alter Meister. So wollte
es die alte Verwaltung. Und die verjüngte? Nachdem sie auch aus
 
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