DOI Artikel:
Vincenti, Carl Ferdinand von: Wiener Jahres-Ausstellung
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0301
wiener Jahres-Ausstellung. von Karl v. vincenti — Aphorismen
22Y
Schleich sind nach ihm zu nennen. Frau Wisinger-Florian, die wie Goltz einen besonderen Aus-
stellungserfolg davonträgt, hat sich durch Stillleben, Blumen und Schmetterlinge in die Landschaft und von
da ins Genre durchgearbeitet; ihr Strandmotiv mit Figuren besteht fast neben Tito; ihr „Bauernhof" ist eine
reizende Kleinigkeit.
Als Orientmaler ist diesmal Meckel vereinzelt; leider ist er nur mit einem Nilmotiv und zwei
Aquarell-Typen aus Ägypterland „Schemsia" und „Aischa" vertreten; das Nilbild mit den Palmbüschen
und Segelfittichen, die in den heißen afrikanischen Abenddämmer hineinragen, der weichen Luft, dem
Flimmer auf der ruhigen Wasserfläche mit dem einsamen Kahne ist von feinem Reiz. Außer den Karls-
ruher Marinemalern Zoff, dessen Riviera-Motiv großen Beifall findet, An ding, Heimes, hat sich von
dort Scherres mit einer
schönen Herbstlandschaft ein-
gefunden. Unser Zetsche ist
mit drei Bildern vertreten;
alle drei von Verdienst; kolo-
ristisch hat mich das Strand-
motiv überrascht, leider leidet
es an perspektivischen Män-
geln, aber dieser Künstler ist
doch merkwürdig gewachsen.
Von Am eseder kann man
dasselbe sagen; nicht allein zur
See, auch zu Land ist die
Karlsruher Landschaftertruppe
tüchtig. Ihr gehört auch der
junge Petzet an, dessen „Rast
am Geyser auf Island" zu
den besten Landschaftsnum-
mern zählt; ein selbstän-
diges Talent, das auf
bestem Wege ist. Baers
Frühlingslandschaft macht der
jungen Richtung Proselyten;
Ribarz ist mit seiner großen
„holländischen Landschaft" so-
lider geworden. Unsre be-
währten Meister von der
edlen Landschaftern Ruß
(Motiv aus Friesach, unge-
mein klar und plastisch),
Schindler, Darnaut,
Lichtenfels, Schaeffer
(prächtiger „Schneesturm an
der nordischen Küste") sind Die Weisen aus dem Worgrnlande. von Joseph Beyrer
alle vollwichtig vertreten,
Darnaut ganz besonders. Schließlich mag der Dresdener Baum für seine Stimmungslandschaften anerkennend
genannt werden. Im Tierstück erfreut ein hellgehaltenes, feines Viehsurth-Bild an der Theiß von Julius
v. Blaas; dann Reicherts Hundehumor; gute Tierbilder sind noch von Berres (Pferde), Pallik und
Ranzoni vorhanden. Auf dem Stilllebengebiete schließlich, das einzelne Prachtnummern aufweist, seien
Kunz, Hugo Charlemont, Moll und die Wiesinger-Florian ganz besonders den Kennern empfohlen.
Aphorismen
von A. Leuerbach
Die Mittelmäßigkeit wägt immer richtig, nur ihre Waage Ls gibt Menschen, welche die Natur auf das Wörtchen
ist falsch. _ „aber" eingerichtet hat; sie dienen dazu, Denk- und Thatkraft
Taktlosigkeit ist der lästigste und widerwärtigste der andern zu lähmen. -
menschlichen Fehler, denn du kannst dich nicht gegen sie ver- Mit wem man nichts gemein hat, mit dem ist gut
leidigen, nicht einmal durch Grobheit. Frieden halten.
22Y
Schleich sind nach ihm zu nennen. Frau Wisinger-Florian, die wie Goltz einen besonderen Aus-
stellungserfolg davonträgt, hat sich durch Stillleben, Blumen und Schmetterlinge in die Landschaft und von
da ins Genre durchgearbeitet; ihr Strandmotiv mit Figuren besteht fast neben Tito; ihr „Bauernhof" ist eine
reizende Kleinigkeit.
Als Orientmaler ist diesmal Meckel vereinzelt; leider ist er nur mit einem Nilmotiv und zwei
Aquarell-Typen aus Ägypterland „Schemsia" und „Aischa" vertreten; das Nilbild mit den Palmbüschen
und Segelfittichen, die in den heißen afrikanischen Abenddämmer hineinragen, der weichen Luft, dem
Flimmer auf der ruhigen Wasserfläche mit dem einsamen Kahne ist von feinem Reiz. Außer den Karls-
ruher Marinemalern Zoff, dessen Riviera-Motiv großen Beifall findet, An ding, Heimes, hat sich von
dort Scherres mit einer
schönen Herbstlandschaft ein-
gefunden. Unser Zetsche ist
mit drei Bildern vertreten;
alle drei von Verdienst; kolo-
ristisch hat mich das Strand-
motiv überrascht, leider leidet
es an perspektivischen Män-
geln, aber dieser Künstler ist
doch merkwürdig gewachsen.
Von Am eseder kann man
dasselbe sagen; nicht allein zur
See, auch zu Land ist die
Karlsruher Landschaftertruppe
tüchtig. Ihr gehört auch der
junge Petzet an, dessen „Rast
am Geyser auf Island" zu
den besten Landschaftsnum-
mern zählt; ein selbstän-
diges Talent, das auf
bestem Wege ist. Baers
Frühlingslandschaft macht der
jungen Richtung Proselyten;
Ribarz ist mit seiner großen
„holländischen Landschaft" so-
lider geworden. Unsre be-
währten Meister von der
edlen Landschaftern Ruß
(Motiv aus Friesach, unge-
mein klar und plastisch),
Schindler, Darnaut,
Lichtenfels, Schaeffer
(prächtiger „Schneesturm an
der nordischen Küste") sind Die Weisen aus dem Worgrnlande. von Joseph Beyrer
alle vollwichtig vertreten,
Darnaut ganz besonders. Schließlich mag der Dresdener Baum für seine Stimmungslandschaften anerkennend
genannt werden. Im Tierstück erfreut ein hellgehaltenes, feines Viehsurth-Bild an der Theiß von Julius
v. Blaas; dann Reicherts Hundehumor; gute Tierbilder sind noch von Berres (Pferde), Pallik und
Ranzoni vorhanden. Auf dem Stilllebengebiete schließlich, das einzelne Prachtnummern aufweist, seien
Kunz, Hugo Charlemont, Moll und die Wiesinger-Florian ganz besonders den Kennern empfohlen.
Aphorismen
von A. Leuerbach
Die Mittelmäßigkeit wägt immer richtig, nur ihre Waage Ls gibt Menschen, welche die Natur auf das Wörtchen
ist falsch. _ „aber" eingerichtet hat; sie dienen dazu, Denk- und Thatkraft
Taktlosigkeit ist der lästigste und widerwärtigste der andern zu lähmen. -
menschlichen Fehler, denn du kannst dich nicht gegen sie ver- Mit wem man nichts gemein hat, mit dem ist gut
leidigen, nicht einmal durch Grobheit. Frieden halten.