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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0363

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Unsre Bildet. Vom Herausgeber

27Y


Der Zorb. Bon T. v. Margitay

Unsre Vilder
vom Herausgeber

ist nur eine ziemlich flüchtige, breit und sicher
hingesetzte Studie, die uns Defregger in seiner
„Vroni" bietet. Dennoch reicht sie vollkommen aus, uns
das zu zeigen, worin dieser Meister alle seinesgleichen
überragt: den Verein von schlagender Wahrheit und
Liebenswürdigkeit in seinen Franencharaktcrcn. Diese
Vroni ist keine in ein Vauernkostüm gesteckte Städterin,
sondern ein so echter nnd gerechter Backfisch vom Lande,
der so neugierig und lustig mit Kindcraugen in die Welt
hineinguckt, als wenn er sie jetzt zum erstenmal entdeckt
hätte und sie ihm gar sehr gefiele. Sie verspricht ihm
offenbar die schönsten Dinge und unsre Vroni ist nur
gespannt, ob das alles auch wahr ist! Solche Taufrische
und Echtheit nehmen uns denn auch augenblicklich für
die Inhaberin dieser vollen rosigen Wangen ein, der wir
nur wünschen wollen, daß um so eher keine ihrer Er-
wartungen getäuscht werden möge, als sich dieselben
offenbar noch in sehr bescheidenen Grenzen halten und
sich auf ein „neues Gewand" und auf einen Gruß vom
Toni beschränken, wenn sie am Sonntagsmorgcn an ihm
vorbei in die Kirche schlüpfen und dabei die lustigen
Augen gar sittsam Niederschlagen wird. Aber eine echte
Evastochter bleibt sie darum doch, wenn auch mit all der
Gutherzigkeit und Arglosigkeit, die man mit vierzehn
Jahren noch zu besitzen pflegt! — Das aber charak-
terisiert eben den großen Meister, daß man immer an
seine Geschöpfe glaubt.

Darin kommt ihm nun Wopfner allmälig immer
näher, wie er aus derselben Schule hervorgegaugen.
Auch er gibt uns echtes Leben und dabei voll gewaltigster
Aufregung in seinen auf dem wild empörten Chiemsee
einem dem Versinken nahen Kahn Hilfe bringenden
Schiffern. Die Frau am Steuer wird wohl eines ihrer
Angehörigen in jenem Fahrzeug wissen, sonst hätte sie
wohl kaum selber zum Ruder gegriffen und auch noch
den Buben mitgenommen, um ihn frühzeilig an die Ge-
fahr zu gewöhnen. Prächtig ist die Spannung der drei
rudernden Männer geschildert, während der vierte schon
das Tau bereit hält, um es den erschöpft auf den Wellen
Treibenden zuzuwerfen, sobald sie in seine Nähe kommen.
Die ganze Szene ist aber mit einer packenden Lebendig-
keit und Wahrheit, einer dramatischen Spannung ge-
schildert, die auch uns mächtig ergreifen. Denn ist bei
Defregger die Charakteristik das maßgebende, so bleibt
es bei Wopfner die koloristische Stimmung. Diese ist
denn auch hier geradezu vortrefflich, weil man beim
ersten Blick in der bloßen Gegenüberstellung der Hellen
und dunklen Massen erkennt, daß da eine sehr bange
Situation geschildert werde, wie das schon der schwer
und dunkel lastende Gewitterhimmel, die unter ihm wild
aufschäumende Flut und das sie entschlossen durchschneidende,
eben hinten hoch emporgehobene, vorne sich anscheinend
in die grünen Wellen bohrende Boot mit der dicht zu-
sammengedrängten dunklen Gruppe der Ruderer sofort
 
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