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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Architektur - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Graphische Künste und Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0389

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ZOO

Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rc.

flüssig gewordene Schale wird für einen neuen Brunnen auf
dem Sternplatz verwendet.
— Zürich. Bereits vor einem Jahre berichteten wir (Heft
20) von einem neuen religiösen Gemälde „Die Himmelskönigin"
Meister Arnold Böcklins) das in der Anlage dreiteilig in
der Mitte die thronende Madonna mit dem Jesusknaben, links
die Geburt Christi, rechts die Rückkehr der heiligen Frauen vom
Grabe darstellt. Der Meister hat inzwischen noch zwei Gemälde
hinzugefügt. In der Metope links stellt er „Die heilige Nacht"
dar. Auf Pferden und Kamelen nahen die Weisen aus dem
Morgenlande sich Bethlehem, einem strahlenden Kometen als
Leitstern folgend. Das Gegenstück rechts bildet die Kreuzigung
Christi.
>V. Venedig. Soeben ward in der Borhalle der Akademie
eine Bronzebüste G. Favrettos enthüllt, des vor drei Jahren
so tiefbetrauerten vortrefflichen Malers, den Venedig seinen besten
nannte. Im Namen des Komitees sprach Ciardi und übergab
das Denkmal der Akademie, worauf deren Direktor, Bildhauer
Ferrari erwiederte. Im Namen Venedigs sprach der Bürger-
meister Selvatico, schließlich Prof. P. G. Molmenti im Namen
der Freunde des Verstorbenen. Die Büste ist von U. Nono
gefertigt, von Michieli gegossen. Sie erhebt sich auf einer Console,
die vor einer Nische aus der Wand vorspringt, umgeben von
Lorbeerzweigen in Bronze. All das nach einer Zeichnung von
Oresice, Lehrer an der Kunstgewerbeschule. Die dem unvergeß-
lichen Freunde veranstaltete Erinnerungsfeier verlief auf die er-
hebenste Weise.
— München. In der kgl. Erzgießerei befinden sich
gegenwärtig zwei von Ferd. v. Miller entworfene Gipsmodelle,
welche später daselbst in Erz gegossen werden sollen. Das eine
ist das Modell für das Kaiser Wilhelm-Denkmal in Metz und
stellt den Kaiser in Campagne-Uniform zu Pferde dar, das
andere ist die Vorarbeit für die Kaiserstatue für Trier. Die
Metzer Statue wird etwa 5 Meter, die Trierer etwa 3 Meter
hoch ausgeführt. Ersteres Denkmal erhält auch zwei Reliefs,
auf welchen Kronprinz (Kaiser) Friedrich und der Großherzog
von Baden beim Einzuge in Metz, sowie Prinz Friedrich Karl
auf dem Schlachtfelde sich zeigen. In der gleichen Anstalt geht
z. Z. der Monumentalbrunnen Rudolf Maisons in Mün-
chen für Fürth der Vollendung entgegen.
— Nürnberg. Dem Bildhauer und Architekten O.
Bering er, Schüler der Professoren Eberle und Thiersch in
München, ist die Ausführung des Epitaphiums auf dem Künstler-
grabe am St. Johannisfriedhof in Nürnberg übertragen worden,
nachdem der Künstler bei der vorhergegangenen Konkurrenz den
ersten Preis erhalten hatte. Das Epitaphium ist im Charakter
der alten Grabepitaphien des Johannisfriedhofes gehalten und
wird in Bronze gegossen.
f. L Professor Gabriel Max legt eben die letzte Hand
an ein neues Werk, welches er schlechtweg „Verurteilte" getauft
hat. Auf dem Bilde erscheint der „Vorkäfig" einer altrömischen
Arena — nicht anders kann man den engen, aus nassen Qua-
dern gefügten, blutgetränkten Raum nennen. Da erblicken wir
menschliche Leichname und verendete Bestien neben lebendigen
Wesen, die gleichwohl dem Tode Versalien sind. Durch eine
Lücke der Gardine, welche diese Stätte des Grauens von dem
eigentlichen Kampfplatz scheidet, wird der breite Mauerrand des
Zirkus mit den letzten Sitzreihen und dem sonnabwehrenden
Velarium sichtbar. Unsre Aufmerksamkeit wendet sich einer
Gruppe unglücklicher Frauen zu, Opfern des grausamsten Schau-
spieles, das die Weltgeschichte kennt. Uber den Körper der todes-
bleichen Freundin geneigt, die eben blutüberströmt aus der
Arena geschafft worden, reichen sie sich die zitternden Hände
— zum letztenmale. Man ruft sie schon auf, die blonde ger-
manische Jungfrau zum vergeblichen Streite um das junge
Leben. Und doch schaut sie nicht verzagt darein: Entschlossen-
heit spricht aus ihrer Haltung, und mutig leuchtet das Helle
Augenpaar. Die andre indessen, eine Südländerin, zerschmilzt
in Wehmut: Sie kauert zuckend am Boden und drückt mit der
Geberde der Verzweiflung die Hand an die bethränte Wange.
Noch lebend gehört sie schon den Toten an. Was ist's, das
diese Frauen ins frühe Verderben jagt? Ist's Schuld, ist's
Schicksal? Haben sie als Christen gegen die „Staatsreligion"
gefrevelt, oder bluten sie als Politische Verbrecherinnen? Die
Antwort auf diese einstürmenden Fragen überläßt der Künstler
der Einbildungskraft des erregten Beschauers.
— Der Wiener Maler I. M. Kupfer malt an einem
Cyklus von 7 Bildern aus dem Wiener Wäscherleben. Tie Küche,
in welcher der junge Künstler sein Atelier ausgeschlagcn, ist die

einzige Altwiener Waschküche, die bis auf unsre Zeit erhalten
geblieben ist und sie dürfte gegen 200 Jahre alt sein. Von dem
Chklus ist ein Gemälde „Mittagstunde bei den Wäschern" bereits
vollendet.
O. V7. Berlin. Der Präsident der königl. Akademie der
Künste, Historienmaler Prof. Karl Becker ist von dem Senat
der Akademie auch für das Geschäftsjahr 1891 zum Präsidenten
gewählt worden. Als sein Stellvertreter wird in diesem Zeit-
raum, wie bisher, der Geheime Regierungsrat Prof. Hermann
Ende fungieren.
— Berlin. Der Architekt Wilhelm Rettig, einer der
mit dem ersten Preis gekrönten Sieger in der vorjährigen Be-
werbung um das Nationaldenkmal sür Kaiser Wilhelm I., hat zum
1. Juli eine Berufung als Stadtbaumeister nach Dresden erhalten.
tr. Düsseldorf. Der Historienmaler, Professor Eduard
v. Gebhardt ist nach stattgehabter Wahl zum stimmfähigen
Ritter des Ordens xour le merite für Wissenschaft und Künste
ernannt worden.
— Paris. Als nachträgliche Anerkennung sür seine auf
der Pariser Weltausstellung ausgestellten Werke ist Michael
Munkacsy das Komthurkreuz der französischen Ehrenlegion
verliehen worden.
— Wien. S. k. H. Erzherzog Karl Ludwig hat das
Protektorat über die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst
übernommen,
tr. Düsseldorf. Am 28. Mai starb nach langem Leiden
im Alter von 73 Jahren der Historienmaler Otto Mengel-
berg, ein Künstler, dessen Hauptthätigkeit in die Jahre 1835
bis 1860 fällt. Von ihm sind mehrere bedeutende monumentale,
namentlich Altargemälde, meist im Aufträge des Kunstvereins
sür die Rheinlande und Westsalen ausgeführt u. a. ein großes
Altarbild für die Apostelkirche in Köln „Der heil. Michael den
Satan stürzend"; auch hat er das treffliche Bild Kaiser Heinrich IV.
für den Kaisersaal im Frankfurter Römer gemalt, eines der
anziehendsten in der Reihe jener historischen Bildnisse. In dem
letzten Jahrzehnt war der Verstorbene anhaltend nervenleidend,
auch mit einem Augenübel behaftet, so daß er sich nicht mehr
schaffend bethätigen konnte.
* Dresden. Der Architekt Prof, der Kunstakademie
Christian Friedrich Arnold ist hier am 13. Juni ge-
storben. Er war ein Vertreter der neugotischen Richtung. Na-
mentlich stammen von ihm die Kreuzschule in Dresden, gegen
deren Erbauung im gotischen Stile Prof. Hettner vergeblich
seine Stimme erhob, ferner Schloß Eckberg a. d. Elbe und der
Umbau der Sophienkirche in Dresden.
Erstorben. Am 25. Mai zu Nieuwport der belgische
Marinemaler Louis Artons im Alter von 53 Jahren. —
Am 28. Mai zu Düsseldorf der Historienmaler Otto Mengel-
berg im Alter von 73 Jahren. — Am 7. Juni zu München
der badische Hofmaler Wilhelm Dürr im Alter von 75 Jahren.
Wilhelm Dürr erhielt seine Ausbildung erst auf der Akademie,
dann bei Kupelwieser in Wien und wandte sich ausschließlich
der religiösen Historienmalerei zu.

Drnkmälrr ekr.
— Berlin. Der dem Reichstage betreffs des Kaiser
Wilhelm-Denkmals zugegangene Antrag der Regierung lautet:
„Der Reichstag wolle beschließen: 1. Das Nationaldenkmal sür
Kaiser Wilhelm I. wird auf dem durch Niederlegung der Ge-
bäude an der Schloßfreiheit entstehenden Platze errichtet. 2.
Dasselbe erhält die Gestalt eines Reiterstandbildes. 3. Der
Reichskanzler wird ermächtigt, über einen Entwurf für das
Denkmal einen engeren Wettbewerb auszuschreiben." — In der
dem Anträge zugleich mit einem Plane des künftigen Schloß-
freiheitsplatzes beigegebenen Begründung heißt es unter andern,:
„Bei der Entscheidung der Platzfragc wird als leitender Gesichts-
punkt die Erwägung zu dienen haben, daß das Denkmal in
erster Linie eine monumentale Darstellung der Gestalt des
Kaisers zu geben haben wird. Darüber hinauszugehen und
ein Werk zu schaffen, welches zugleich ein zusammenfasjendes
Bild der bei der Gründung des Reichs wirksam gewesenen
Kräfte und Personen zur Anschauung bringt, würde die Gefahr
begründen, daß die weltgeschichtliche Person des verewigten
Kaisers entweder zu sehr in den Hintergrund gedrängt werden
oder aber mit einem Aufwand von Pathos zur Darstellung
gelangen müßte, welcher mit dem Charakter dieses Kaisers durch-
aus in Widerspruch steht.... Wie richtig dies ist, haben die
architektonischen Entwürfe der Vorkonkurrenz gezeigt. Bon den
 
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