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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Pecht, Friedrich: Die zweite Münchener Jahres-Ausstellung, [1]
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von Friedrich pecht

ZOY


ahmungen. — Nicht so rein ist dies Vergnügen bei Alb. Kellers „Exhumierung der Leiche Latour d'Auvergnes",
ein Stoff, der freilich für dies Talent am allerwenigsten paßt, das weniger auf scharfe Charakteristik an-
gelegt scheint. So ist denn eine ziemlich kühle offizielle Zeremonie daraus geworden, die bei der Adoption
der Graumalerei durch den Künstler nicht einmal seine große koloristische Begabung zu ihrem vollen Rechte
bringt. — Mehr Vergnügen macht des Italieners Seg 0 ni „Napoleon der einem Soldaten das Kreuz der
Ehrenlegion anheftet".
Da interessiert uns we-
nigstens seine ziemlich
nüchterne, aber doch
frische und individuelle
Auffassung der herum
stehenden Suite des
Kaisers. — Damit
wären wir denn auch
mit den realistischen Ge-
schichtsbildern am Ende,
wenn nicht noch besseres
nachkommt. Ist es aber
nicht höchst merkwürdig,
daß es den Künstlern
einer Nation, die doch
eine so glanzvolle Ge-
schichte nur eben hinter
sich hat, nur ein ein-
zigesmal eingefallen ist,
dieselbe zu benützen?
Wahrlich diese geistige
Verfassung stellt uns
keine sonderlichen Er-
folge für die Zukunft in
Aussicht.
III. Porträts
Nirgends sieht man
vielleicht so deutlich, wie
sich das technische Kön-
nen der modernen
Schulen gegen früher
gesteigert hat, als bei
den Bildnissen. Sind
unsre Ideale meist von
bestreitbarem Wert, so
gehört dagegen die
schärfere Herausbildung
des Individuellen ganz
unzweifelhaft zu den
Verdiensten der neueren
Zeit, wie dessen Wieder-
gabe zu denen unsrer rea-
listischen Kunst. Selbst
die Unterschiede, welche
die nationale Abstammung, der Beruf, die Erziehung und seine Erlebnisse dem Einzelnen aufprägen, werden
jetzt von der Malerei oft vortrefflich wiedergegeben und auch unsre Ausstellung ist nicht arm an Bildern, wo man
sie aufs deutlichste ausgesprochen findet, obwohl bis jetzt weder Lenbach noch Fr. Aug. Kaulbach auf derselben ver-
treten sind, wie denn fast sämtliche Größen unsrer Akademie leider nur durch ihre Abwesenheit glänzen. — Jener
Meister Stelle nehmen einstweilen zwei Polen ein. Zunächst Pochwalsky in Krakau, allem nach ein Schüler
von Bonnat, den er aber in der Plastik der Erscheinung wie der Schärfe der Charakteristik vollkommen

Solsrrmlis psraotis. von Ramon Tusquets
 
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