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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0409

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Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rc. — Preisausschreiben

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(Bologna). Der neue Stich nach dem populärsten Bilde Murillos
ist brillant in der Gesamtwirkung und übertrisft in der Durch-
bildung aller Teile, vorzugsweise des Kopfes der Madonna
und der reizenden Engelgestalten nicht allein alle bisher er-
schienenen Stiche nach der Murilloschen Immakulata, als auch
die trefflichen früheren Werke Kvhlscheins, seine Stiche nach Paul
Veroneses „Hochzeit zu Cana" (Dresden), >4.a vierte au Im§e«,
und selbst denjenigen nach Raffaels „Heil. Cacilia". Das
Blatt wird noch im Laufe dieses Jahres im Verlage von F. G.
Couzen hier erscheinen.
tt. Karlsruhe. Der Großherzog von Baden hat unterm
14. Juni den königlich bayerischen Professor Klaus Meyer
in München zum etatmäßigen Professor an der hiesigen groß-
herzoglichen Kunstschule ernannt. Die hiesige Staatsgalerie besitzt
von dem Künstler das große Ölgemälde „In der Kinderschule".
— Berlin. Franz von Lenbach malt ein Bildnis
Kaiser Wilhelms II., zu dem ihm der Kaiser unlängst eine Sitzung
gewährt hat.
Straßburg. Professor Seder in München ist als
Direktor an die städtische Kunsthandwerkerschule zu Straßburg
berufen worden.
— München. Paul Ho eck er ist der belgische Leopolds-
Orden verliehen worden.
— Basel. Meister Arnold Böcklins fünfteiliges Ge-
mälde, das wir im vorigen Heft erwähnten, kommt in Privat-
besitz nach Freiburg in Baden.
8. Berlin. Im Lichthof des Kunstgewerbemuseums
zu Berlin ist gegenwärtig für wenige Tage ein Fries ausgestellt,
den Prof. Max Koch für die Pschorr-Kneipe in Köln, die dort
von den Berliner Architekten Kayser und v. Groß he im ge-
baut wird, ausgeführt hat. Koch hat mit glücklichem Griff eine
in moderner Zeit wenig angewandte Technik gewählt, die aber
schon im 16. Jahrhundert in den südlichsten und nördlichsten Ge-
genden Deutschschlands (Tirol und Friesland) vielfach in Übung
war. Auf Brettern—Koch wählte Fichtenholz —wird die Zeichnung
eingeschnitten, der Grund mit dem Messer ausgehoben, dann
bemalt. Die Figuren erscheinen gewissermaßen in einem flachen
Relief, aber ohne jede Modellierung der Fläche. Kochs Fries
zeigt auf dunkelblauem Grund flott entworfenes Rankenwerk in
den bekannten stilisierten Renaiffanceformen. Die Ranken-
windungen umfassen figürliche Darstellungen, die in chronologisch
aufeinanderfolgenden Szenen eine Art Geschichte des Zechens
der Deutschen geben. Zum Beginn sehen wir einen betrunkenen
Bacchus, der von Satirknaben unterstützt wird. Dann folgen
die symbolischen Tiere des Trinkers, der Affe und der Kater,
ferner eine am Boden liegende Venus mit Amor. Der historische
Cyklus beginnt dann mit Germanen, die aus Hörnern Met
trinken. Wir sehe», um einige Szenen herauszugreifen, zechende
Pilger des Mittelalters, weiter feiste trinkende Mönche; einem
am Schreibpult grübelnden Benediktiner bringt ein Knabe einen
Labetrunk. Einen fußlosen Krüppel erquickt ein Kind aus
einem Krug. Jagende und tanzende Kinder schließen sich an
das Mittelalter an. Die neue Zeit beginnt mit Landsknechten
des 16. Jahrhunderts, die auf einer Trommel knobeln. Das
17. Jahrhundert zeigt rauchende Männer, die aus kunst-
vollen glasierten Krügen trinken. Soldaten Friedrichs des
Großen repräsentieren das 18. Jahrhundert. Kämpfer der
Freiheitskriege führen uns in das laufende Jahrhundert ein.
Auf einen Tanz auf der Alm folgt eine Trinkszene fremder
Völker: wir sehen neben einem Japaner einen schnapStrinkendcn
Neger. Diesen Barbaren folgt gleich der Vertreter der höchsten
modernen Kultur, ein Gigerl in einem Schaukelstuhl mit einem
Sektglas in der Hand. Eine im Wald lagernde Familie und
skatspielende Studenten, die ein Faß als Spieltisch zwischen sich
haben, schließen den Cyklus ab- Die einzelnen Teile sind durch
Staats- und Stadtwappen von einander getrennt. Die Malerei
ist in wenigen kräftigen Farben ausgeführt, die Farben sind
dünn aufgetragen, so daß die Struktur des Holzes durchscheint.
In Vergleichung mit andern Wirtshausmalereien ist beim
Kochschen Fries vor allem der maßvolle Humor zu loben, der
sich von jeder übertriebenen Karikatur fern hält.
Wien. Professor H. v. Angeli malt für die Königin
von England ein Porträt H. M. Stanlcys.
* Dresden. Im Alter von 76 Jahren ist hier der
Bildnismaler Ernst Benedikt Kietz gestorben, der ehedem
einen bedeutenden Ruf als Künstler genoß. Er wurde 1814 zu
Leipzig geboren und ging, nachdem er die künstlerische Laufbahn
betreten, frühzeitig nach Paris, Ivo er Schüler und Freund des
Malers Delaroche wurde. Da er dort bald hinreichende Be-

schäftigung fand, so ließ er sich dauernd als Bildnismaler
in Paris nieder. Zahlreiche berühmte Persönlichkeiten hat seine
Hand da verewigt, unter andern Beranger, Delaroche und Mignet,
Oehlenschläger und Oerstedt, Laube, Gottfried Semper, Tiedge,
Richard Wagner, Wilhelmine Schröder-Devrient. Weltbekannt
ist sein Bildnis Heinrich Heines mit dem seitlich aus die Hand
gestützten Haupte. Ernst Kietz, der bei der Pariser Aristokratie
als Lehrer sehr gesucht war und vom Hose begünstigt wurde,
verblieb in Paris, bis ihn im Jahre 1870/71 der Krieg vertrieb.
Er ging zunächst als Zeichnenlehrer der jetzigen deutschen Kaiserin
nach Primkenau und ließ sich dann in Dresden nieder, wo er
sich mehr und mehr vom Verkehr abschloß und schließlich fast
in Vergessenheit geriet. Seine Bildnisse sind einfach und natür-
lich aufgefaßt und von charakteristischer Treue, auch für die Karri-
katur besaß er große Begabung. Sein jüngerer Bruder ist der
Dresdener Bildhauer Or. Gustav Kietz, der Schöpser des
Uhland-Denkmals in Tübingen, des List-Denkmals in Reutlingen
und des Rietschel-Denkmals für Pulsnitz.
' Dresden. Am 25. Juni ist im benachbarten Blasewitz
Hofrat vr. jur. H. Albert Erb stein nach langem schweren
Leiden im 50. Lebensjahre gestorben. Er war ebenso wie sein
noch lebender Bruder Hofral vr. Jul. Rich. Erbstein ein her-
vorragender Gelehrter auf dem Gebiete des Münzwesens.
Während er früher Direktor des kgl. Münzkabinetts war, leitete
er seit 1886 das Museum Johanneum, welches die kgl. Porzellan-
sammlung, das historische Museum und die Gewehrgalerie umsaßt.
— Gestorben. Am 16. Juni zu München der Historien-
maler I. G. Hiltensperger im Alter von 84 Jahren. —
Am 20. Juni zu München der Bildhauer Christian Keil im
Alter von 64 Jahren. — Am 25. Juni zu Speising (Nieder-
österreich) der Maler Franz Jobst im Alter von 50 Jahren.
Seinen Ruf erwarb er sich durch Wandmalereien. — Am
26. Juni zu München der Maler Joseph Freiherr von
Moli tor-Mü hl seid im Alter von erst 34 Jahren.

Denkmäler rlc.
tt. Mannheim. Das bei Professor Robert Diez in
Dresden bestellte Modell für Errichtung eines Reiterdenkmales
Kaiser Wilhelms I. im hiesigen Schloßhofe ist kürzlich übergeben
worden, hat sich jedoch nicht des Beifalles von dem berufenen
Subkomitee zu erfreuen gehabt und es wurde infolgedessen vom
Gesamtausschusse der Beschluß gefaßt, von sämtlichen 18 bereits
vorhandenen Modellen Abstand zu nehmen und dem Bildhauer
Professor Gustav Eberlein in Berlin den Auftrag zu erteilen,
ein ganz neues Modell anzufertigen und ihm gleichzeitig die
Ausführung des Kaiserdenkmales zu übertragen.
* Dresden. Am 15. ds. Mts. wurde in Darmstadt ein
Denkmal für Abt Vogler, dem großen Lehrer zweier größerer
Schüler, Karl Maria von Webers und Giacomo Meyerbeers,
enthüllt. Abgesehen von den Gründungsarbeiten ist es durchaus
ein Werk sächsischer Kunst. Es weist als Hauptstück in andert-
halber Lebensgröße die wohlgelungene Blldnisbüste Voglers auf.
Sie erhebt sich auf einem 3 Nieter hohen Unterbau von poliertem
rotem Meißner-Granit, dessen unteren Sockel ein starker bronzener
Eichenstab umzieht. An dem oberen Würfel des Postaments
sind zur Rechten und zur Linken die Reliefbildnisse Webers und
Meyerbeers angebracht. Auf der Vorderseite des Sockels sehen
wir ein musikalisches Emblem, bestehend aus Leier, Pfeifen und
Notenblatt und Lorbeerzweig; auf dem Notenblatte ist der An-
fang der Romanze aus Polymelos von Vogler wiedergegeben.
Auf der Rückseite des Würfels steht der Name mit der Wid-
mung. — Der Schöpser des Werks ist Prof. Robert Henze,
der treffliche Bronzeguß stammt von Pirner und Franz in
Dresden, die Granitarbeilen von F. Rietschler in Häslich bei
Kamen; in Sachsen.
— Wien. Für das Mozart-Denkmal in Wien ist soeben
ein Preisausschreiben erlassen worden. Als Gesamtkosten für
die Herstellung des Denkmals ist der Höchstbetrag von 80,000 fl.
in Aussicht zu nehmen. Als Preise sind 3000, 1000 und 500 sl.
ausgesetzt. Der Schlußtermin für die Einlieferung der Modelle
ist der 1. März 1891. Über alles nähere erteilt die Genossen-
schaft der bildenden Künstler Wiens Auskunft.

Preisausschreiben
— Berlin. Der Wettbewerb um den großen preußischen
Staatspreis für Geschichtsmaler hat nun auch in diesem Jahre
leider das Schicksal seiner Vorgänger. Die Farbenskizze nach
 
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