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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Tscharner, B. von: Die erste nationale Schweizerische Kunstausstellung in Bern
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0447

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Die erste nationale Schweizerische Kunstausstellung in Bern

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die unvergleichliche Schönheit der Hochalpen zur Geltung.
Die Künstler verlassen mehr und mehr die von Diday,
Alex. Calame, Maximilian de Meuronu. a.
mit so großem Erfolge betretenen Wege und entnehmen
ihre Motive fernen Ländern, deren weite Horizonte uns
fremdartig anmuten. Der Schweizer ist stolz auf seine
Geschichte und auf seine Berge; er will sie auch von der
Kunst hochgeachtet wissen.
Nachdem die Anregung der Abhaltung
eidgenössischer Ausstellungen hauptsächlich von
höhern Künstlerkreisen ausgegangen, fiel es
ans, daß mehrere ihrer hervorragendsten Ver-
treter keine, andre bereits bekannte Arbeiten
eingesandt haben. Immerhin bewiesen 225
Künstler (darunter 35 Damen), welche rege
Kunstthätigkeit die Schweiz entwickelt. Sie
sandten, wenn auch keine großen, monu-
mentalen Schöpfungen', viel Schönes und
Gediegenes, wenig Mittelmäßiges oder Ver-
fehltes. Auch wurden das erste Auftreten einiger
vielversprechender junger Talente begrüßt.
Von den 286 Ölgemälden gehörten bei-
läufig 30 Porträts zu den besten Leistungen,
namentlich diejenigen der Damen Röder-
stein, Amans, Bion, de Rappart,
Hopf und Massip. Ebenso trefflich waren
die Bildnisse von Blancpain, Spartaco
Vela, Reichten, Tobler, Füßli,
Edm. de Püry, L. Gaud. Frl. Bres-
laus Doppelporträt zweier junger Damen,
im Gegenlicht am Fenster, erregte besonders
Aussehen, nicht nur wegen des dabei gelösten
Lichtproblems, sondern auch durch seine große
Lichtfülle und geschickte Verwertung der
Farbengegensätze. Frl. Anna von Erlach
sandte das Porträt eines kleinen Mädchens
mit einer Katze, Frl. von Diesbach das
Bildnis einer Chinesin (Fußstück).
Unter den vielen Figurenbildern war
nur eines religiösen Inhalts, eine kleine
Pieta, von Balm er. Zum religiösen Genre
sind Stückelbergs „Verlorner Sohn" und
Reneviers „St. Franziskus mit den
Vögeln" zu zählen; zum historischen Genre
I. Girardets „Verhaftung Voltaires in
Frankfurt a. M.", Ankers „Protestanten-
familie auf der Flucht", Stückelbergs
„BüßenderJohann Parricida" und Toblers
„Religionsgespräch aus der Reformations-
zeit." Sehr wenige Motive waren der Idylle
und der Mythologie entnommen, u. a. die
„badende Diana" vonPreiswerk, „Ariadne
an den Ufern des Alpheus" von Buchser, die „Fee" am
Waldbach vor dem entzückten Hirtenknaben von Zahnd und
der an einer Muschel horchende Jüngling von K. Ritter.
Als vorzügliche, jedoch bereits bekannte Gemälde
sind Ankers „Civilstandsszene" und „Bauernfamilie" vor
dem traulichen Bernerhaus, Jeanmaires „Leichenzug
im Jura", dePalezieux' „Vesperläuten", Frl. Hopfs
„Am Seziertisch" und Bürnands Magistrale „Feuer-
spritzenfahrt" zu nennen; neu, von letzterem war die
„Rast" am Waldsanm beim Abendbrot. Allgemeiner als
L. Gands das Korn im Scheffel prüfende Landleute

interessierte H. Bachmann, welcher, in der Weise Vau-
tiers, die Abfahrt einer hübschen Bäuerin, mit ihrem
Neugebornen im Schlitten sich zur Taufe begebend, schil-
dert. Ferner sind hier zu nennen: O. Lorch, Ravel,
du Mont, Ritz, Blancpain, H. Hebert, Aerni,
Grob, Eug. Girardet, Düfaux, Füret, I. Hebert,
Simon Dürand, Feragutti, de Püry, Hodler,
Jhly, Rouge, Röthlisberger, R. v. Steiger,

Frau Massip u. A. ^Die Militärmalerei vertraten A.
Bachelin, Th. Volmar, W. Vigier und Castres;
die Tiermalerei Koller und Aerni.
Zahlreich waren die Strandbilder und Marinen von
Arthur Calame, Bocion, Düval, Frau Mathilde
de Püry, Preis werk, Völlmy, Schenker und
Brot. Gebirgslandschaften malten A. de Beaumont,
Baud-Bovy, I. G. Steffan, Metton, Ca st an,
Muhe im, Robinet, Rittmeyer, W. Benteli u. a.
Von der hohen Meisterschaft des im Anfang dieses Jahres
verstorbenen Beillon zeugten die „Maas bei Dortrecht"
44'


Die Gelehrten, von Joseph Munsch
Münchener Iahres-Ausstellung ^890
 
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