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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Pecht, Friedrich: Die zweite Münchener Jahres-Ausstellung, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0476

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Die zweite Münchener Iahres-Ausstellung


Väterlicher Unterricht am Pfluge, von Karl Roux
Die zweite Münchener IghreF-AuMellung
von Friedrich pecht
(Schluß.)
VIII. Bildhauerei
7?V»ie übrigens der Zahl nach sehr reich vertretene Plastik teilt auch darin den Charakter der ganzen Aus-
stellung, daß sie wenig ganz ausgezeichnetes, aber sehr viel achtbares und besonders eine zu große Zahl
ohne rechte innere Notwendigkeit, blos aufs Gerathewohl entstandene Werke zählt, wie sie eben junge Leute,
die noch keine Aufträge haben, zu machen Pflegen oder Werkstätten, die wie die italienischen für den Bedarf
und die Launen der Fremden arbeiten. Malerei und Plastik sind ein wenig zu sehr zur Industrie geworden
bei uns, was durch die innigere Verbindung mit dem gesamten nationalen Leben, wie mit den Nächstliegen-
den verzierenden Berufsthätigkeiten seine unleugbaren Vorteile, aber auch den Nachteil einer gewissen hand-
werksmäßigen Verflachung hat. Vielleicht gerade deshalb ist die Zahl der Idealfiguren in unsrer Ausstellung
eine überraschend große, wobei man nur bei den meisten die fatale Empfindung hat, daß sie blos geschaffen wurden,
weil dem jungen Künstler eben gerade nichts andres einfiel, weshalb ihnen denn auch gewöhnlich jede so wohl-
thätige Bedingtheit durch den Ort der Aufstellung, die Wünsche des Bestellers, Größe, Material, kurz alles
was das Ideal mit dem Leben und der Gegenwart verknüpfen könnte, abgeht. Weil es das alles besitzt und
überdies ungewöhnlich geistreich gemacht ist, gefällt denn auch augenblicklich die mächtige Giebelgruppe des
Belgiers Jul. Dillens in Brüssel, welche für das Waisenhaus der „drei Alicen" in Uccls bestimmt, die
Aufnahme und Erziehung der Waisen durch die Vorsteherinnen darstellt. Da ist also alles in der Hauptsache
gegeben und das bekam dem Kunstwerk ganz außerordentlich gut, so daß dem Künstler selbst die monumentale
Bewältigung des ganz modernen Kostümes der den drei Parzen gleichenden Damen wie der Kinder sehr gut
gelang, unter welch letzteren wir sogar einige wirklich kindlich gerathene finden. Auch seine Figur des Bern-
hard v. Orley ist ein echter Maler von viel Talent und wenig Weltverstand. Vanderstappen in
Brüssel „St. Michael, der den Drachen niederwirft", ist dann, trotzdem daß der geharnischte Engel ein wenig
gespreizt geraten, doch ein erfreuliches Kunstwerk, da ihm der Satan viel glaubwürdiger gelang. Noch besser
ist sein David mit der Schleuder, der wirklich eine köstlich frische Figur genannt werden muß und die erste
 
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