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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. -
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https://doi.org/10.11588/diglit.10738#0487

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Z78

Personal- und Ateliernachrichten — Denkmäler rc. — Ausstellungen, Sammlungen rc.

— München. Den holländischen Künstlern I. Maris
im Haag, LudwigApolin Belp und KarelKlinkenberg
im Haag ist der Michaelsorden von S. K. H dem Prinz-Regenten
verliehen worden.
v. D. Gestorben. In Bern am 3. August 1890 Aug.
Rud. Bachelin, geboren 1830 in Neuenburg, Schüler von
Gleyre und Coutüre, bekannter Militärmaler, zugleich belle-
tristischer Schriftsteller und Archäologe in Marin bei Neuenburg.

Denkmäler rkr.
V. r. Dverdon. In dieser kleinen Stadt des Kantons
Waadt wurde kürzlich ein Denkmal zur Erinnerung an die Ver-
dienste des großen Pädagogen Heinrich Pestalozzi errichtet.
Die eidgenössischen und mehrere kantonale Behörden, die Stadt
Uverdon und viele Verehrer desselben in der Schweiz, in Deutsch-
land und in andern, selbst in überseeischen Ländern hatten da-
zu die nötigen Geldmittel geliefert. Das Denkmal ziert den
Hauptplatz der Stadt vor dem allen Schloß, in dessen Räumen
Pestalozzi zwanzig Jahre lang sein Erziehungsinstitut geleitet
hat. Auf marmornem, hohem Fußgestell erhebt sich das über-
lebensgroße Standbild desselben. Er ist in stehender Stellung,
den Kopf gegen zwei arme Kinder geneigt, welche er zu belehren
im Begriff ist. Der Knabe hält ihm ein offenes Buch entgegen;
das Mädchen gegenüber schmiegt sich an den alten Mann an;
beide blicken zu ihm lernbegierig und vertrauensvoll empor.
Außer Pestalozzis Namen, Geburts- und Todesjahr und der
Widmung liest man auf dem Fußgestell mehrere Inschriften,
welche seiner philanthropischen, selbstlosen Thätigkeit in Neuhof,
Stans, Burgdorf und Dverdon gedenken. Die von Grüet in
Paris in Bronze gegossene Gruppe verdanken wir dem durch
seine Reiterstatue des Generals Düsour in Genf und andre
treffliche Werke bekannten Bildhauer Alsred Lanz von Biel,
welcher auf der vorjährigen Pariser Weltausstellung für diese
Arbeit durch eine Goldmedaille ausgezeichnet worden ist. Sie
zeichnet sich durch harmonischen Ausbau, schöne Linienführung,
lebensvollen Ausdruck aus und zeugt, obschon durchaus realistisch
aufgefaßt, von tiefer Empfindung des Künstlers, welcher in er-
greifender Weise die Liebe des Menschenfreundes und die An-
hänglichkeit seiner Zöglinge darstellt. Am 5. Juli 1890 wurde
das Denkmal in Gegenwart der Abgeordneten der Behörden,
zweier Nachkommen Pestalozzis und einer großen, von nah und
fern herbeigeströmten Menge feierlich enthüllt und von der
Kommission der Stadt Dverdon übergeben. Am folgenden Tag
fand ein sehr belebtes Jugendfest statt.
D. L Magdeburg. Binnen kurzem wird hiersclbst das
Denkmal enthüllt werden, welches die Stadt zum Andenken an
ihren verstorbenen Oberbürgermeister Hasselbach hat Herstellen
lassen. Dasselbe ist ein Monumentalbrunnen, eine hervor-
ragende Arbeit des rühmlichst bekannten Berliner Bildhauers
und Lehrers am königlichen Kunstgewerbemuseum Karl Albert
Bergmeier, der bei der im Jahre 1883 zu diesem Zwecke
ausgeschriebenen Konkurrenz als Sieger hervorging. Das Werk
besteht aus einem quadratischen, aus einem mächtigen Bassin
sich erhebenden Unterbau, dessen Ecken mit vier symbolischen
Figuren geschmückt sind, die au der Vorderseite „Handel" und
„Wissenschaft" und an der Rückseite „Landwirtschaft" und „Ge-
werbe" darstellen. Zwischen diesen Figuren befinden sich vier
mächtige Schalen aus poliertem schwedischen Granit, in welche
aus Löwenköpfen sich die Wasserstrahlen ergießen. Die Stirn-
seite des Unterbaues ziert eine Kartusche mit dem Porträt deS
Verstorbenen, welches auf besonderen Wunsch von dem Bild-
hauer Emil Huudrieser-Charlottenburg modelliert worden
ist. Die Rückseite enthält die Widmung, während die beiden
Seitenwände das Wappen der Stadt Magdeburg und den
preußischen Adler zeigen. Das Ganze krönt ein reich orna-
mentiertes, nach oben sich verjüngendes Mittelstück, aus welchem
sich dann bis zu einer Höhe von 15 Meter ein Obelisk, ein
Monolith aus Sandstein, erhebt. Das Ganze läßt an Vor-
nehmheit und künstlerischem Wert nichts zu wünschen übrig und
wird der Stadt Magdeburg stets zur Zierde, wie dem Künstler
zum Ruhme gereichen.j
Ausstellungen, Sammlungen ekr.
* Dresden. Die am 10. August erst cröffnete Aus-
stellung von Aquarellen rc. mußte am 14. desselben Monats
bereits wieder auf fünf Tage geschlossen werden, da es sich

herausgestellt hatte, daß die zu den Schärwänden gelieferten
Bretter zum Teil noch nicht ganz trocken waren, den darauf be-
festigten Kunstblättern also die Gefahr des Schimmelns drohte.
Durch den heroischen Entschluß, die gefährlichen Bretter durch
trockene zu ersetzen, hat die Dresdener Kunstgenossenschaft sich
zwar zunächst einen schweren Schaden zugefügt; sie hat indeß
in nur anzuerkennender Weise ihre Pflicht gethau.
js. 8. Berlin. Zwei Gelehrtenbildnisse von H. v. Angeli
sind für kurze Zeit in der Permanenten Kunstausstellung von
E. Schulte, „Unter den Linden" ausgestellt. Die Bilder stellen
den Berliner und den Bonner Professor der Chemie, die Ge-
heimräte A. W. v. Hofmann und A. Kekule, dar, sie sind
von der Association chemischer Fabrikanten in Auftrag gegeben
und als Geschenk dieser Gesellschaft für die Nationalgalerie be-
stimmt. Die beiden berühmten Forscher gehören einem Kreise
an, dessen Mitglieder bisher wohl kaum je von Angelis Pinsel
verewigt worden sind. Angeli gilt als der bevorzugte Maler
der Hoskreise. Wir rühmen an seinen Bildern mehr die treffliche
Wiedergabe der Hellen Atlas- und Seidenkleider der aristokratischen
Damen, die bunten Uniformen und blitzenden Orden der vor-
nehmen Offiziere. Im Gelehrtcnbild wird an Angeli eine
Ausgabe gestellt, bei der er gerade sein Bestes, das geschmackvolle
Malen des prunkenden Beiwerks, nicht verwenden konnte. Die
Aufgabe war für ihn um so schwerer, als wir jetzt eine neue
Art von Gelehrtenbild bevorzugen. In früheren Zeiten hätte
man den Alchymisten in einem langen Talar dargestellt, in
einem Laboratorium sitzend, das mit seltsamen Apparaten und
unheimlichen Geräten gefüllt ist, vor einem Tisch, der mit
schweinsledernen Folianten, mit Flaschen und Retorten und
bunten Kristallen bedeckt ist. Der moderne Professor der Chemie
trägt das gewöhnliche schmucklose Bürgerkleid, wir wünschen auch
ihn ohne Attribute und ohne sein Handwerkszeug dargestellt
zu sehen. Bei der Bildnismalerei kommt es uns heute allein
auf den Kopf und die ähnliche Wiedergabe seiner Züge an.
Angeli ist sonst gerade nicht der Meister, bei dem wir diesen
Vorzug zu rühmen haben. Aber er hat sich mit dem ihm sicher
nicht bequem liegenden Austrag besser abgesunden als wir
eigentlich erwartet halten. Die Gelehrten sind in halber Figur
dargestellt, das scharfbeleuchtete Gesicht ist dem Beschauer zu-
gewendet. Die Malweisc ist fein und sorgfältig, sie ist bestrebt ge-
wesen, den scharfen Blick, wie er dem Naturforscher eigen ist,
und die durch lange Gedankenarbeit ausgebildete schöne Stirn-
form zur Anschauung zu bringen. Der Mantel um Hofmanns
Schultern ist eine weniger glückliche Beigabe. — Die> National-
galerie sammelt bekanntlich Bildnisse unsrer ersten Gelehrten,
Künstler und Dichter. Die neue Vermehrung ist um so erfreu-
licher, als sie uns einen in der Galerie allerdings schon ver-
tretenen Künstler von einer neuen und vorteilhaften Seite zeigt.
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2«7. <7/.^ WL ^
Wedaktionsschtuß 23. August — Ausgabe 6. September
Inhalt des vierundzwanzigsten Deftes: Tert: Friedrich Pechl
Die zweite Münchener Jahres-Ausüellung. (Schluß.) VHI. Bildhauerei.
IX. Baukunst und vervielfältigende Kunst. X. Schlußbetrachtung. Nachträge.
— Künstler und Käufer — Kunstnotizen rc. Virderbeitagen: Robert
Haug. Ein Abschied — Salvator Viniegrä y Lasso. Eine Taufe in
Spanien — Claus Meyer. Der Spion — Eduard Schleich ^un. Vor-
frühling.

Für die Redaktion verantwortlich: Fritz Schwartz — Druck der Bruckmann'schen Buchdruckerei in München
 
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