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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Ostini, Fritz von: Franz Stuck, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0013

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-^g5> FRANZ STUCK -ein-

farbigen Wirkung. Sein Weg durch die Ge- undsiezischel-
filde der Kunst, die heutzutage ein recht ten von Rück-
wechselvolles, stark coupiertes Terrain dar- gang und Ver-
stellen, ist eine schnurgerade, ungebrochene flachung. Und
Linie. Die mannigfachsten künstlerischen dann kam er
Eindrücke haben im Laufe der Jahre auch 1902 mit etli-
ihn beeinflußt, aber alles dies hat sich in chen Arbeiten
seinem Schaffen umgestaltet zu Eigenem : von ganz gro-
Die Antike, die Renaissance, germanische und ßem Stil und
romanische Vorbilder! Bestimme einer mit den ganz starker
üblichen Etiketten den Stil einer Stuckschen Eigenart, die
Architektur, eines Möbels nach dessen Ent- sein Können
wurf — er wird nicht weit kommen! Der als Maler auf
Stil ist eben Franz Stuck! verblüffender
Wer von einer solchen Persönlichkeit ein Höhe zeigten.
Mitgehen mit den malerischen Moden, eine Außerdem
Reaktion auf die wechselnden Schlagworte aber hatte er,
des Artistentums erwartete, der kennt das während er
Wesen der Kunst im allgemeinen und dieses jene kleine
Künstlers im besondern nicht eben gut. In Münze ausgab,
dem Schaffen eines so selbstherrlichen Tem- im Stillen ein
peramentes gibt es wohl gelegentlich ein „Auf- Werk geschaf-
undab", aber kein „Hinundwieder"! Und wer fen, das Viel-
aus jenem Aufundab, das sich nahezu in leicht das
jedes Künstlers Werk offenbart, einen vor= große Meister-
eiligen Schluß auf das tatsächliche Niveau seiner werk dieses
Kunst zu ziehen wagt, kennt ihn ebenfalls kraftvollen
nicht. Er hat ein paar Jahre lang die Schuld Talentes be-
an sein Talent in kleiner Münze bezahlt — deutet, das gar

nicht hoch ge-
nug gewertet franz stuck aus „Allegorien

j , und embleme"

werden kann
— sein Haus!

Die ihm das Malen der „Bausteine" zu diesem
einzig dastehenden Künstlerheim vorwarfen,
mögen bedenken, daß ohne diese Bausteine
jener Tempel des guten Geschmackes eben
nicht dort oben auf der Isarhöhe stünde und
daß es mit seiner Schöpfung dem Maler denn
doch nicht bloß um den Besitz einer luxuri-
ösen Villa zu tun war, sondern um die Ver-
wirklichung einer großen künstlerischen Idee!
Der Empfangsraum und der Musiksalon in
der Villa Stuck wiegen allein reichlich ein
paar gemalte Ausstellungsschlager auf und
die vollendete Harmonie und Schönheit des
ganzen Baues, sie stempeln ihn eben so wohl
zum „großen Kerl", wie ihn die jüngere
Künstlergeneration gerne nennt, wie sein
Oeuvre als Maler!

In ihrer vollblütigen, kraftstrotzenden Sinn-
lichkeit, in ihrem rücksichtslosen Lebensfroh-
sinn ist Franz Stucks Kunst ausgesprochen
süddeutsch, spezifisch münchnerisch in ihrem
Behagen am Reiz des Materials, an der festen,
typischen Form. Man hat in den letzten Jahren
franz stuck aus „Allegorien und Embleme" der Münchener Malerei diese Besonderheiten,
Verlag von Kartin Geriach & Co., Wien das „Kunstgewerbliche" in ihrer Art wohl
 
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