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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Ostini, Fritz von: Franz Stuck, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0045

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FRANZ STUCK SPHINX
Photographieverlag von Franz Hanfstaengl, München

FRANZ STUCK

(Schluß von S. 7)

Nach einersolchen Reihe bedeutenderSchöp- Geistreich und mit Stucks nie fehlendem
fungen und vielfach schon auch neben Geschmacke gerahmt — in Rahmen, denen der
ihnen ist eine große Menge kleinerer Bilder Künstler sehr oft noch selbst durch einfache
aus Stucks Werkstatt hervorgegangen, Bild- aufgemalte Ornamente ihren Charakter gibt
nisse, Faune, Nymphen und Kentauren und wirkt solch ein Kopf schon, rein als Erschei-
selbsterfundene Fabelmenschen aller Art. nung genommen, stets als trefflicher, vor-
Stucks übermütige, gesunde Sinnenfreudig- nehmer Wandschmuck. Künstlerisch bedeut-
keit lebt sich in diesen lichteren, mytho- sam aber sind die 'meisten dieser energievoll
logischen Scenen aus, die er auch in der gezeichneten Köpfe durch die rassige Kenn-
Farbe gern heiter bis zur Derbheit gehalten Zeichnung der Frauencharaktere. Sanfte Mimo-
hat, ein Horror für jene Augen, die nach der sennaturensind selten darunter, um somehr Ge-
neuesten Mode nur mehr auf Valeurs, auf sichter mit heißen Augen und durstigen Lippen,
„köstliche Müdigkeit der Töne" eingestellt Gesichter voll Sehnsucht und Leidenschaft,
sind und die hellen, klingenden Noten dieser Mancher Kopf ist dabei, der einem anderen
Tafeln nicht mehr genießen können. Stuck häßlich erschienen wäre und der unter Stucks
geht da absichtlich manchmal bis zur Härte Griffel einen unwiderstehlichen Reiz ge-
in seinem Kolorit, behandelt überhaupt alles winnt. Er schildert immer auch das Weib,
mehr zeichnerisch und dekorativ. So sind wenn er ein Weib malt, schildert es mit einer
auch die meisten seiner ungezählten weib- überlegenen Treffsicherheit, die, will mich
liehen Studienköpfe mehr Zeichnungen als dünken, oft nicht von Grausamkeit frei ist,
Gemälde, meist nur auf ein tiefes Braun schildert es auch wohl mit dem skeptischen
gestimmt, von dem dann irgend eine pikante Humor des Mannes, der alle Schwächen
Helligkeit oder leuchtende Farbe sich abhebt, des anderen Geschlechtes gründlich kennt.

Die Kunst für Alle XIX. 2. 15. Oktober 1903. 33 5

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