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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Knapp, Fritz: Adolf Schreyer: geb. 9. Juli 1828, gest. 29. Juli 1899
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0154

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ADOLF SCHREYER

geb. 9. Juli 1828, gest. 29. Juli 1899

Die ersten Ansätze einer realistischen Tier- der Strom der Zeit geleitet wie fast alle Maler
maierei in Deutschland gehen bis zum An- zwischen 1850 und 1870. Gibt es doch unter
fang des vorigen Jahrhunderts zurück. Die diesen keinen bedeutenden Koloristen und
Napoleonischen Feldzüge und die Freiheits- Realisten, der nicht in Paris an dem frischen
kämpfe gaben den Pferde- und Schlachtenma- Quell der Kunst neue Kraft gesogen. Der
lern reichlich Stoff und Gelegenheit zur Be- ganze französierende Geist von Schreyer's
obachtung. Albrecht Adam und Peter Heß Heimatsstadt Frankfurt, welche damals alle
in München, Franz Krüger in Berlin sind Anregungen aus Paris holte, wo man mehr
in erster Linie zu nennen. In ihrer schlichten, französisch denn deutsch sprach, und besonders
wahrheitsgetreuen Wiedergabe der Tiere, von des Künstlers eignes heiteres, leichtlebiges
Schlachten und Paraden nehmen sie eine Temperament waren die ausschlaggebenden
Sonderstellung ein in der Kunst ihrer Zeit. Momente, welche ihn vollständig in jener Kunst
Natürlich waren damals diese Darstellungen aufgehen ließen. Die früh geweckte Neigung
voll von scharfer Naturbeobachtung als nüch- des Jungen zur Kunst wurde genährt durch
tern und trocken verschrieen. Man ver- Lithographien von Raffet, Vernet, Charlet,
achtete die Künstler, die fern von Klassizis- Bellange und anderer Franzosen. Dazu bot sich
mus oder Romantik ihre eignen Wege still gewiß auch schon damals auf Ausstellungen
für sich gingen. Aber lag das Stoffgebiet oder bei Sammlern ihm Gelegenheit, Werke
auch außerhalb des Wirkungs-
kreises jener Kunstrichtungen, um
so mächtiger mußte der Einfluß
sein, welchen der mit Gericault
anhebende realistische Kolorismus
in Frankreich ausübte.

Adolf Schreyer ist der Künst-
ler, welcher sich auf dem Gebiet
der Pferdemalerei wie kein anderer
Deutscher ganz die Technik der
Franzosen aneignete, in ihre Auf-
fassung sich hineinlebte. Bis zum
gewissen Grade kann er den Deut-
schen als bester Vermittler zu jenen
bedeutenden Tiermalern wie Ge-
ricault, Gros, Decamps, Guillaumet,
Fromentin, selbst zu der großen
temperamentvollen Auffassung
eines Delacroix gelten. Leben und
Bewegung brachte er in die Dar-
stellungen. Die Bilder haben große
dekorative Wirkung, und wirkungs-
volle Farbeneffekte fehlen nie. War
ihm ja Frankreich zur zweiten Hei-
mat geworden, und mochte er sich
von Paris, wo er seit 1861 lebte,
nur schwer trennen, als er, durch
den Krieg gezwungen, 1870 nach
Deutschland zurückkehrte. Damals
siedelte er sich in der Künstler-
kolonie Kronberg bei Frankfurt an,
konnte jedoch nicht umhin, jähr-
lich einige Monate in dem geliebten
Paris zu verbringen.

Auf diese Bahnen rifcch dem adolf schreyer .n seinem atelier

\X esten hin hatte ihn nicht nur Sach einer photogr. Aufnahme von C. Böttcher in Frankfurt a. M.

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