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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Ostini, Fritz von: Franz Stuck, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0015

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-9-s^> FRANZ STUCK <^*-

zeichnet. Es ist der Humor gesunder Voll- an die Farbe, zunächst ans Pastell wagte,
kraft, kein höfisches Lächeln klingt in ihm, Schnell hatte seine beispiellose Geschicklich-
sondern ein schallendes Lachen! keit in allem Technischen hier alle Schwierig-

Mit leichter Hand und froher Laune hat keiten des Materials überwunden und eine
der Künstler auch eine Serie von Feder- Debütantenarbeit, wie seinen „Wächter des
Zeichnungen zu A. Wohlmuths Theater-Satire Paradieses", in der er sich kunstvoll die
„Hans Schreier, der große Mime" gezeichnet natürlichen Schwierigkeiten des Problems
(s. d. Proben a. S. 3). Das fast vergessene Büch- noch potenzierte, werden wohl nicht viele ge-
lein ist neu aufgelegt worden und macht sich liefert haben. Das war alles hell in hell
jetzt schnell viele Freunde. Sieht man sich gemalt, blendend hell zum Teil und doch von
Stuck als Karikaturisten an, so meint man fast, einer geheimnisvollen, fremdartigen Farbig-
daß hier eine ganz spezielle Begabung vorliegt, keit, Wunderblumen, wie aus Sonnenstrahlen
die auch eine ganz spezielle Pflege verdient gewoben, blühten hinter dem schlanken Para-
hätte. So ergeht es aber auch dem, der dieseswächter, der in weißem Gewände vor
seine Arbeiten als Plastiker, als Dekorateur aller dieser Helligkeit und Herrlichkeit stand,
und Baukünstler oder seine graphischen Mit einem Ruck war der junge, sechsund-
Schöpfungen betrachtet. Er hat die Spezial- zwanzigjährige Maler in die erste Reihe der
begabung zu jedem Kunstzweige und hat Münchener Künstler gelangt und er hat uns
sich doch nicht zersplittert! — nicht das oft gesehene Schauspiel des Zurück-

Der junge Künstler, der um des Brot- fallens nach einem ersten Erfolge geboten;
erwerbs willen zunächst nur an das denken er blieb in der ersten Reihe und ging auf-
konnte, wozu er eine ganz exorbitante natür- wärts. Wie er einst als Zeichner mit ver-
liehe Begabung besaß, ans Zeichnen, eine Be- blüffender Schnelligkeit gereift war, wurde er
gabung, die ihn spielend, fast ohne Schulhilfe jetzt „auf Anhieb" ein fertiger Maler. Mit
erreichen ließ, was andere in langer Lebens- jenen 1889 er Bildern hatte er sich Geltung
arbeit nicht bewältigen, dieser geborene in der Kunstwelt erobert — mit einer nicht
Zeichner kam merkwürdig spät zum Malen, lange darauf veranstalteten Sammelausstel-
Er hatte schon einen respektierten Namen lung im Kunstvereine eroberte er das Publi-
als Künstler, als er sich zum ersten Male kum und den Markt. Er hatte sich durch-
gesetzt. Von einer gewaltigen
Gemäldeserie, die Scenen aus dem
Paradiese und aus klassischer
Fabelwelt, Landschaften und Stil-
leben, eine Wilde Jagd, Graphik
und Plastik, Bildnisse u. a. um-
faßte, kehrte nur weniges unver-
kauft in sein Atelier zurück. In
dieser Kollektivausstellung hatte
er schon sein ganzes Programm
aufgestellt, sie zeigte schon die
ganze Stucksche Kunst in nuce
und rief jedem, der zu sehen
verstand, im Namen des Künstlers
zu: Ich kann, was ich will! Da
war eine wundersam poetische
Dämmerlandschaft über schlam-
migem Wasser, ein einsamer
Reiter unter pittoreskem Wolken-
abendhimmel, eine unheimliche
Sphinx in düsterer, feuchtkühler
Felsenlandschaft, ein Oedipus vor
der Sphinx (Abb. a. S. 5), Kentauren,
die einander jagten oder im dunk-
len Grün einer abendlichen Baum-
landschaft standen, der Wächter
des Paradieses in kleinem und
franz stuck lucifer großem Format, ein Faun, der in

Aus dem ,,Stack-Album" im Verlage von Dr. e. Aibert & Co., München glühendem Sonnenschein auf

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