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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Rosenhagen, Hans: Finnländische Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0224

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-=ö=4^> FINNLÄNDISCHE MALER <S^p-

Volk und seine Gebräuche und kümmerte sich
besonders auch um die Sagen, Märchen und
Heldenlieder, die aus dunklen Vorzeiten von
Geschlecht zu Geschlecht, vom Vater auf den
Sohn überliefert worden waren. Bei vielen
dieser skandinavischen Künstler äußerte sich
das Erwachen des Heimatsinnes allerdings nur
in einem Wechsel der Motive. Sie blieben im
Ausdruck durchaus französisch. Andere aber
und besonders die jüngeren suchten den frem-
den Accent in ihrer Malerei dadurch zu be-
seitigen, daß sie stilisierten. Fort mit allen ge-
brochenen Farben! Fort mit den vielen Nu-
ancen ! Fort mit den Subtilitäten der Licht- und
Luftmalerei! Die starken und derben Farben,
mit denen daheim die Holzarchitekturen und
das Schnitzwerk bemalt werden, wurden her-
vorgeholt, um grobumrissene Zeichnungen zu
kolorieren. Oder aber man betonte die Zeich-
nung nicht und vereinfachte und erhöhte nur
die Farbe, wobei dann Bilder entstanden, die
trotz der häufigen Abwesenheit des Rot
Böcklinsche Schöpfungen an schwerer dekora-
tiver Pracht übertrafen, weil sie ruhiger und
schlichter waren.

Diese nationale Bewegung setzte in allen
skandinavischen Ländern ziemlich gleichzeitig
ein. Die Schweden, die in der Kunst ursprüng-
lich am meisten international waren, betätigen
sich gegenwärtig vielleicht am auffälligsten
in dieser Richtung und hauptsächlich nach der
malerisch-dekorativen Seite, während die Finn-
länder ihre nationale Entwicklung mehr nach
der zeichnerisch-monumentalen nehmen, die
Norweger aber sich weder nach der einen
noch nach der anderen Seite besonders stark
engagieren, weil sie besonnener sind und der
natürlichen Entwicklung der Dinge mehr ver-
trauen als allen Gewalteingriffen.

Bei den Finnländern hat das Hervorkehren
des nationalen Elementes in der Kunst einen
bestimmten Grund und einen idealen Zweck.
Man möchte sie nämlich zwingen, ihr natio-
nales Bewußtsein, ihre nationale Kultur aufzu-
geben. Rußland will Russen zu Untertanen,
und so nimmt man dem Volke der Finnen,
was es im Laufe der Jahrhunderte unter
schwedischer Herrschaft und deutscher Er-
ziehung an heiligen Gütern gewonnen hat.
In diesem stillen und für Finnland ach so aus-
sichtslosen Kampfe will auch die Kunst nicht
zurückbleiben. Wenn nichts von dem Wesen
des finnischen Volkes und von seinen in tüch-
tiger und friedlicher Arbeit errungenen idealen
Besitztümern übrig bleiben würde — etwas
soll doch in die Zukunft gerettet werden: Die
Erinnerung an eine große Vergangenheit durch
die sichtbaren Werke der Kunst.

Am kräftigsten kommt dieser nationale Geist
in den Bildern Axel Gallen's zum Aus-
druck, der nicht nur die Sagen seiner Heimat
lebendig gemacht hat, sondern in seinen
Bildern auch über einen starken seelischen
Ausdruck verfügt. Die Naturpoesie der nor-
dischen Völker, die Neigung zum Geheim-
nisvollen, ihre oft zum Grotesken strebende
Phantasie findet sich in seinen Werken, vor
allem in den Bildern aus dem nationalen
Epos Kaiewala verkörpert. Bei ihm bereitete
sich der Umschwung von der internationalen
zur Heimats-Kunst bereits in Paris vor. Er
war der Bahnbrecher für die nationale Be-
wegung in der finnischen Malerei. Er hat
dieser einen eigenartigen herben Stil für
monumentale Zwecke geschaffen. Seine Lei-
stungen im finnischen Pavillon der Pariser
Weltausstellung sind unvergessen. Nach einem
bewegten Leben hat er sich neuerdings in die
Heimat, in die Einsamkeit eines versteckt
liegenden Waldhauses zurückgezogen, um nur
noch monumentale und dekorativeSchöpfungen
zu produzieren.

Ihm nahe steht Pekka Halonen, beson-
ders in Naturschilderungen. Die Art, wie

PEKKA HALONEN AUF DER WOLFSJAGD

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