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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0289

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-^=g> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^ä-^-

stellungen nackter Menschen in idealer Landschaft
von starker, naturreligiöser Inbrunst, entschiedenem
dekorativen Willen und teilweise virtuoser Durch-
führung. Wie immer man seine Leistungen beur-
teilen mag, sein rastloses und eigenwilliges Schaffen
hat in diesen drei Jahren auf Anhänger und Gegner
anspornend gewirkt und das Museum tat vom lokal-
geschichtlichen Standpunkt aus Unrecht, diese Epoche
nicht durch Ankauf eines Bildes festzuhalten. (Die
Bildergalerie ist übrigens kürzlich vom Museal-
direktor Karl Lacher unter der Oberleitung des
Wiener Galeriedirektors August Schaeffer in er-
weiterten Räumen neu und besser gehängt worden.)
Mit Schads Abreise nach Nürnberg und Berlin, wo
er Sonderausstellungen veranstaltet, zerfiel der
»Grazer Künstlerbund«; von seinen Mitgliedern
waren auf der letzten Ausstellung der flotte Skizzierer
Bela Konrad und der talentierteOriginallithograph
Ludwig Presuhn gut vertreten. — Es folgte die
vierte Jahresausstellung des »Vereins der bildenden
Künstler Steiermarks«, welche diesmal durch etwas
strengere Auswahl (um die sich der zugewanderte
Hagenbündler F. Pamberger verdient gemacht hat)
ein erfreulicheres Bild bot. Von auswärts waren
vertreten, Passini, Douzette, Dettmann, Dar-
naut, Goltz, Zoff und Birkinger. Von Grazern
erheischen Erwähnung die Bildhauer Rantz und
Stemolak, die Bildnismaler Torggler und Olga
Granner, die Landschafter Marussig und Da-
mianos (der auch eine recht gute Privatschule führt)
und als junges Talent der in München studierende
H. Zeillinger. — Teilweise noch gleichzeitig mit
dieser Ausstellung (was wieder einmal eine Zeitungs-
polemik hervorrief) kam die hundertste Ausstellung
des Kunstvereins, wozu sich dieser als Jubiläums-
programm die Geschichte Oesterreichs von den
Babenbergern bis zur Besetzung Bosniens gewählt
hatte. Neunundvierzig kleine und große Historien-
bilder von Krafft, Hoechle, Russ, Karl von
Blaas, den beiden L'allemand, Trenkwald,
Romako, Ottenfeld, Brozik, Sochor und Myr-
bach (durchwegs aus staatlichem und kaiserlichem
Besitz) gaben einen Begriff von der Entwicklung
nicht nur der österreichischen Geschichte, son-
dern auch der österreichischen Geschichtsmalerei
des vorigen Jahrhunderts. Als Anhang waren noch
zwei neue Bilder der »Verbindung für historische
Kunst« von Deusser und Röchling und der
allerdings minderwertige Napoleonzyklus von Oskar
Rex angefügt. Plan und Leitung dieser Ausstellung,
welche die bisher höchste Besuchsziffer (über zehn-
tausend) aufwies, hatte Dr. Emil Ertl, die Dekoration
und das gute Plakat besorgte Architekt Leo Cerny.
— Es folgte eine Separatausstellung von Karl
O'Lynch, welche vorher bei Pisko in Wien war
und diesen farbenfreudigen Rivieramaler in stetem
Fortschritt zeigte ; sodann zu Weihnachten die Schul-
ausstellung des Prof. Alfred von Schroetter,
die auch von Käufern gut besucht war und seine
Lehrtätigkeit besonders auf zeichnerischem Gebiet
sehr erfolgreich zeigte. Obwohl diese freie Schule,
welche vor drei Jahren versuchsweise an Stelle der
erledigten Abteilung »für das Landschafts- und
Blumenfach« der alten Zeichenakademie getreten
war, sich gut bewährt hat, fand leider der Landtag
in seiner Herbstsession wieder keine Zeit, die Frage
endgültig zu lösen und zu beschließen, ob auch die
gleichfalls verwaiste »Historienschule« ähnlich zu
reorganisieren sei; es wurde nur das bisherige Pro-
visorium auf ein weiteres Jahr verlängert. — Als
nächste Ausstellung folgt im März eine für steie-
rische Künstler im Kunstverein. — Für das Hamer-
ling-Denkmal von Kundmann sind endlich die

Kosten beisammen und der Platz auf einer
Wiese des Stadtparkes gewählt. Auch das geplante
Denkmal für Herzog Wilhelm von Württemberg
soll demnächst vergeben werden. — Der hundenste
Geburtstag Schwind's wurde von der »kunsthisto-
rischen Gesellschaft« durch einen Projektionsabend
gefeiert. [309]

IS ARLSRUHE. Moritz v. Schwind-Ausstellung im
Kunstverein. Die badische Residenz hat bekannt-
lich in der künstlerischen Entwicklungsgeschichte des
Großmeisters der deutschen Romantik eine hervor-
ragende Rolle gespielt. Hier lebte er nach seiner
Rückkehr aus Italien mehrere Jahre und schmückte
das Erdgeschoß und das Treppenhaus der Großh.
Kunsthalle mit seinen unvergänglichen Meister-
werken. Von hier holte er sich auch die schöne
Gattin, deren lebensfrohen Zügen wir so oft auf
seinen poesievollen Bildern begegnen und die hier
in ihrer alten Heimat vor wenigen Jahren hochbe-
tagt dahinschied. Der künstlerische Nachlaß ihres
großen Gatten ging alsdann an die jüngste, hier an
den trefflichen Maler Paul v. Ravenstein, verhei-
ratete Tochter über, und diese reichhaltige, sich
über das ganze Werk des Meisters erstreckende
Sammlung bildete nun den Kern unserer Ausstellung,
woran sich aus der Großh. Kunsthalle »Ritter Kurts
Brautfahrt« — vielleicht das schönste Werk des
Meisters — und einige andere Skizzen, Studien,
Entwürfe etc., an denen das phantasievolle Schaffen
des Künstlers so überreich war, anschlössen. In
einem anderen Saale des Kunstvereins hat der neu
hierher berufene Meister Prof. Wilhelm Trübner,
der bekanntlich als geborener Badenser und Schüler
Ferdinand Kellers nach langen Wanderungen wieder,
wie Hans Thoma, an die Ausgangsstätte seines Kunst-
schaffenszurückkehrte, eine große Ausstellung seines
Kunstwerkes — von den schon sehr vollkommenen,
altmeisterlich empfundenen Jugendarbeiten bis zu
den neuesten, groß und breit hingessetzten Pro-
dukten der vollendetsten Sonnenmalerei — veran-
staltet. Nicht leicht lassen sich größere künst-
lerische Gegensätze aufweisen, als zwischen diesen
beiden genannten Künstlern, die so recht als typische
Vertreter ihres Zeitalters gelten können. Und doch
haben sie beide den unbeugsamen, unbestechlichen
Ernst des wahren und echten künstlerischen
Schaffens miteinander in allen ihren großen
Schöpfungen gemeinsam.

EIMAR. Im Großherzoglichen Museum für
Kunst- und Kunstgewerbe ist eine Ausstellung
von Werken von Menzel, L. v. Hofmann, Degas
und Toulouse-Lautrec eröffnet.

LJANNOVER. Die von der Hannoverschen Kunst-
A genossenschaft im Kunstsalon veranstaltete
Herbstausstellung hannoverscher Künstler, die von
etwa 40 Malern und Bildhauern mit wertvollen
Arbeiten beschickt war, hat einen reichen inneren
und äußeren Erfolg gezeitigt und soll deshalb zu einer
ständigen Einrichtung ausgebaut werden. pi.

TARESDEN. Die Ausstellungskommission der
*-* Großen Kunstausstellung 1904 (1. Mai bis Ende
Oktober) versendet soeben ihr Programm; die Aus-
stellung soll hauptsächlich Werke deutscher Künst-
ler, verbunden mit einer Retrospektivausstellung
und einer Separatausstellung der Verbindung für
historische Kunst zur Feier ihres fünfzigjährigen
Bestehens umfassen ; Anmeldung von Kunstwerken
mit Formular bis 15. Februar, Einlieferung 15. bis
31. März.

Redaktionsschluß: 4. Februar 1904. Ausgabe: 18. Februar 1904

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwahtz
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-g. — Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtlich in München
 
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