Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0292
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Gensel, Otto Walther: Die Meister des Paysage Intime, [3]
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CONSTANT TROYON DAS TAL VON LA TOUCQUES
DIE MEISTER DES PAYSAGE INTIME
Von Walther Gensei.
III.
Ungefähr um dieselbe Zeit, als Millet die zustampfen (Abb.S.274). Ein Tiermaler im ge-
ersten Bilder malte, in denen er den Menschen wohnlichen Sinne hätte es nicht für dankbar
mit der Natur zu einer großartigen Einheit genug gehalten, diese Ochsen gegen das Licht,
verband, schuf Constant Troyon seine also beinahe nur als Silhouetten von vorn
ersten großen Tierbilder. Wie die Bedeutung zu malen. Troyon wollte viel mehr geben
jenes nicht mit dem Worte Bauernmaler er- als „Ochsen auf dem Wege zur Feldarbeit",
schöpft ist, so ist dieser kein Tiermaler Er wollte die taufrische Erde malen, wie
schlechthin. Die eigentlichen Tierdarsteller, sie die Morgensonne gierig aufsaugt und der
wie der Bildhauer Barye, wollten ihn nicht Lebewesen harrt, die sie urbar machen
einmal recht gelten lassen, weil er die Tiere werden. Troyon war ursprünglich Land-
nicht genug im einzelnen durchstudiert habe. schafter und manche haben sogar gewünscht,
Umgekehrt haben die späteren Impressio- er wäre es geblieben. In seiner Jugend
nisten, für die das Tier weiter nichts als war er von der Watteau-Schule ausgegangen,
ein hübscher Farbenfleck in der Landschaft hatte in ihrer Art kleine Parkbilder in goldig
war, gemeint, er habe seine Tiere vermensch- schimmernden Tönen gemalt. Dann fand er
licht und wirke melodramatisch. Tier und in Diaz und Dupre seine Vorbilder. Sein
Natur durchdringen und ergänzen sich bei größtes und wohl auch bestes Bild aus dieser
ihm gegenseitig. Man betrachte sein be- Periode, die Holzhacker im Liller Museum,
rühmtestes Bild im Louvre, die prachtvollen zeigen deutlich ihren Einfluß. Nicht minder
Ochsen, die von der Morgensonne überstrahlt bedeutungsvoll wurde für ihn eine Reise nach
mit dampfenden Nüstern auf den Beschauer Holland, wo ihn, mehr noch als Potter,
Die Kunst für Alle XIX. 12. 15. Marz 1904
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35«
DIE MEISTER DES PAYSAGE INTIME
Von Walther Gensei.
III.
Ungefähr um dieselbe Zeit, als Millet die zustampfen (Abb.S.274). Ein Tiermaler im ge-
ersten Bilder malte, in denen er den Menschen wohnlichen Sinne hätte es nicht für dankbar
mit der Natur zu einer großartigen Einheit genug gehalten, diese Ochsen gegen das Licht,
verband, schuf Constant Troyon seine also beinahe nur als Silhouetten von vorn
ersten großen Tierbilder. Wie die Bedeutung zu malen. Troyon wollte viel mehr geben
jenes nicht mit dem Worte Bauernmaler er- als „Ochsen auf dem Wege zur Feldarbeit",
schöpft ist, so ist dieser kein Tiermaler Er wollte die taufrische Erde malen, wie
schlechthin. Die eigentlichen Tierdarsteller, sie die Morgensonne gierig aufsaugt und der
wie der Bildhauer Barye, wollten ihn nicht Lebewesen harrt, die sie urbar machen
einmal recht gelten lassen, weil er die Tiere werden. Troyon war ursprünglich Land-
nicht genug im einzelnen durchstudiert habe. schafter und manche haben sogar gewünscht,
Umgekehrt haben die späteren Impressio- er wäre es geblieben. In seiner Jugend
nisten, für die das Tier weiter nichts als war er von der Watteau-Schule ausgegangen,
ein hübscher Farbenfleck in der Landschaft hatte in ihrer Art kleine Parkbilder in goldig
war, gemeint, er habe seine Tiere vermensch- schimmernden Tönen gemalt. Dann fand er
licht und wirke melodramatisch. Tier und in Diaz und Dupre seine Vorbilder. Sein
Natur durchdringen und ergänzen sich bei größtes und wohl auch bestes Bild aus dieser
ihm gegenseitig. Man betrachte sein be- Periode, die Holzhacker im Liller Museum,
rühmtestes Bild im Louvre, die prachtvollen zeigen deutlich ihren Einfluß. Nicht minder
Ochsen, die von der Morgensonne überstrahlt bedeutungsvoll wurde für ihn eine Reise nach
mit dampfenden Nüstern auf den Beschauer Holland, wo ihn, mehr noch als Potter,
Die Kunst für Alle XIX. 12. 15. Marz 1904
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