-*4^> FRÜHJAHR - AUSSTELLUNG DER MÜNCHENER SEZESSION
die Natur" — dieser Frühlings-
jauchzer des jugendlichsten Dich-
ters bildet das Leitmotiv für ihr
ganzes Schaffen. — Und wie fein
steht auch Kuehl's ganz in Nebel-
grau getauchte „Augustusbrücke"
auf der hellen Wand!
Was Ph. Klein diesmal bringt,
würde allein genügen, die Daseins-
berechtigung des bereits mehrmals
totgesagten naturechten Impres-
sionismus zu erweisen. Das lebens-
große Porträt eines Gelehrten, der
an einem mächtigen Schreibbureau
in seine Arbeit vertieft erscheint,
bringt in seiner ungemein schlich-
ten Realität ein Herrenbildnis von
Slevogt in Erinnerung, das vor
Jahren im Ehrensaal der Sezession
Gegenstand heftiger Debatten war.
Erzielt diese Arbeit Kleins viel-
leicht den größten Wirklichkeits-
eindruck, so gibt derselbe Künstler
in einem Interieurstilleben wohl
dasgeschmackvollste Stück Malerei,
das die Ausstellung aufzuweisen
hat: ein reizendes Arrangement
von Blonden, Spitzen, Knisterseide
fritz strobentz lesende mit loin du bal- Stimmung, ein
Frühjahr-Ausstellung der Münchener Sezession deliziöses Farbenmenu in Weiß,
Rosa und Kanariengelb, das noch
lag: um die naturvolle Frische und Kraft, wie durch ein Paar bordeauxrote Samtpantöffelchen
auch um die Feinheit der Nuance. Sie prote- pikant akzentuiert wird. Wie ein dralles
stierten nicht ohne Grund. Bauernmädel neben einer ätherischen Prin-
Endlich hat man nun im Parallelogramm der zessin steht daneben ein zweites Stilleben
gegeneinander wirkenden Kräfte die Diagonale von demselben Künstler: saftige Butterblumen
gefunden, und so steht zu hoffen, wie in auf blau gedecktem Frühstückstisch, meister-
dieser Vor-Ausstellung die ungetreue Berliner lieh gemalt, so hell und durchsichtig wie der
Schar bereits wieder ein sehr respektables Tag selber.
Kontingent gestellt hat, so werde auch auf Leo Putz tritt mit fünf Stücken auf den
der zu erwartenden großen Hauptaktion im Plan, eines sonniger, duftiger und weicher
Sommer der stl'ck'sche Kentaur mit Lieber- wie das andere. Seine Palette ist nach wie
mann's Strandgaul friedlich nebeneinander vorauf—blond gestimmt, aber er bereichert
im Geschirr gehen vor dem Triumphwagen der seine Skala, indem er nicht nur mehr „Grünes"
einigen deutschen fortschrittlichen Kunst. als Fond für seine reizvolle Staffage sucht,
Einstweilen hat der Erfolg der diesjährigen sondern blühende, in allen Farben leuchtende
Frühjahr-Ausstellung den wackeren Protest- Gartenbeete, die er zu teppichartig dezenten
lern recht gegeben. Wie viel jugendlicher wirkt Hintergrundeffekten verwendet. Viel Anklang
das junge München in der veränderten Um- findet auch eine liebenswürdige kleine Bieder-
gebung! Diese kostbaren Stilleben von Philipp maier-Madam desselben Künstlers, die mit
Klein, diese immer feiner werdenden Garten- gebauschtem Seidenkleid in vollem Winde
bilder,dieLeoPutzwiederingroßerAuswahlund segelt. Unter Gröber's Serie gefällt uns die
reizender Mannigfaltigkeit gesandt hat, ferner Malerin an der Staffelei, die mit zugekniffenen
Gröber's landschaftliche und figürlicheStudien- Augen einen Lichteffekt zu erhaschen sucht,
blätter; der trefflichen Schilderer der bayeri- ihres spontanen Ausdrucks wie auch der
sehen Hochebene im Geiste der alten „Da- malerischen Wiedergabe des fein verhüllten
chauer" und Zügels kräftigen Nachwuchses Tageslichts wegen am besten. Technisch
nicht zu gedenken! „Wie herrlich leuchtet mir interessant — mit Raffaeli-Stiften gemalt —
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die Natur" — dieser Frühlings-
jauchzer des jugendlichsten Dich-
ters bildet das Leitmotiv für ihr
ganzes Schaffen. — Und wie fein
steht auch Kuehl's ganz in Nebel-
grau getauchte „Augustusbrücke"
auf der hellen Wand!
Was Ph. Klein diesmal bringt,
würde allein genügen, die Daseins-
berechtigung des bereits mehrmals
totgesagten naturechten Impres-
sionismus zu erweisen. Das lebens-
große Porträt eines Gelehrten, der
an einem mächtigen Schreibbureau
in seine Arbeit vertieft erscheint,
bringt in seiner ungemein schlich-
ten Realität ein Herrenbildnis von
Slevogt in Erinnerung, das vor
Jahren im Ehrensaal der Sezession
Gegenstand heftiger Debatten war.
Erzielt diese Arbeit Kleins viel-
leicht den größten Wirklichkeits-
eindruck, so gibt derselbe Künstler
in einem Interieurstilleben wohl
dasgeschmackvollste Stück Malerei,
das die Ausstellung aufzuweisen
hat: ein reizendes Arrangement
von Blonden, Spitzen, Knisterseide
fritz strobentz lesende mit loin du bal- Stimmung, ein
Frühjahr-Ausstellung der Münchener Sezession deliziöses Farbenmenu in Weiß,
Rosa und Kanariengelb, das noch
lag: um die naturvolle Frische und Kraft, wie durch ein Paar bordeauxrote Samtpantöffelchen
auch um die Feinheit der Nuance. Sie prote- pikant akzentuiert wird. Wie ein dralles
stierten nicht ohne Grund. Bauernmädel neben einer ätherischen Prin-
Endlich hat man nun im Parallelogramm der zessin steht daneben ein zweites Stilleben
gegeneinander wirkenden Kräfte die Diagonale von demselben Künstler: saftige Butterblumen
gefunden, und so steht zu hoffen, wie in auf blau gedecktem Frühstückstisch, meister-
dieser Vor-Ausstellung die ungetreue Berliner lieh gemalt, so hell und durchsichtig wie der
Schar bereits wieder ein sehr respektables Tag selber.
Kontingent gestellt hat, so werde auch auf Leo Putz tritt mit fünf Stücken auf den
der zu erwartenden großen Hauptaktion im Plan, eines sonniger, duftiger und weicher
Sommer der stl'ck'sche Kentaur mit Lieber- wie das andere. Seine Palette ist nach wie
mann's Strandgaul friedlich nebeneinander vorauf—blond gestimmt, aber er bereichert
im Geschirr gehen vor dem Triumphwagen der seine Skala, indem er nicht nur mehr „Grünes"
einigen deutschen fortschrittlichen Kunst. als Fond für seine reizvolle Staffage sucht,
Einstweilen hat der Erfolg der diesjährigen sondern blühende, in allen Farben leuchtende
Frühjahr-Ausstellung den wackeren Protest- Gartenbeete, die er zu teppichartig dezenten
lern recht gegeben. Wie viel jugendlicher wirkt Hintergrundeffekten verwendet. Viel Anklang
das junge München in der veränderten Um- findet auch eine liebenswürdige kleine Bieder-
gebung! Diese kostbaren Stilleben von Philipp maier-Madam desselben Künstlers, die mit
Klein, diese immer feiner werdenden Garten- gebauschtem Seidenkleid in vollem Winde
bilder,dieLeoPutzwiederingroßerAuswahlund segelt. Unter Gröber's Serie gefällt uns die
reizender Mannigfaltigkeit gesandt hat, ferner Malerin an der Staffelei, die mit zugekniffenen
Gröber's landschaftliche und figürlicheStudien- Augen einen Lichteffekt zu erhaschen sucht,
blätter; der trefflichen Schilderer der bayeri- ihres spontanen Ausdrucks wie auch der
sehen Hochebene im Geiste der alten „Da- malerischen Wiedergabe des fein verhüllten
chauer" und Zügels kräftigen Nachwuchses Tageslichts wegen am besten. Technisch
nicht zu gedenken! „Wie herrlich leuchtet mir interessant — mit Raffaeli-Stiften gemalt —
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