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Zuckerkandl, Bertha: Die 20. Ausstellung der Wiener Sezession
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0442
-sp4^> DIE 20. AUSSTELLUNG DER WIENER SEZESSION <^J-s-
WILHELM BERNATZIK TRIPTYCHON
20. Ausstellung der Wiener Sezession
Auch Offner's „Weinlesefest" (s. Abb. ä la Duncan ausführen, plötzlich im süßen
S. 414) entbehrt nicht einer gewissen Ori- Walzertakt sich wiegen würden,
ginalität. Es ist ein moderner Bacchantenzug, Eine Kunstausstellung, die der mensch-
den er vor uns entrollt. Blusenmänner liehen Figur den Hauptanteil einräumt, muß
und Bauerndirnen tanzen in dyonisischer vor allem die Plastik zu Wort gelangen lassen.
Ekstase einen frenetischen Reigen. Eugenie Daher bildet das Atrium von Metzner gleich-
Munk's „Das Segel" (s. Abb. S. 427) gibt sam die stimmungsvolle Einleitung der ganzen
einen sehr strammen männlichen Akt. Ausstellung. Im Zusammenklang von Archi-
Wenn wir die Aufzählung unseres Bilder- tektur und Plastik geschaffen, ist der kuppel-
materials mit König's „Maskentanz" (s. Abb. förmige Rundbau errichtet, um große Karya-
S. 426) beschließen, so geschieht dies nicht tiden, welche der Bildhauer für einen Bau
ohne Absicht. Der Fries, von welchem wir modelliert hatte, zur Geltung zu bringen,
nur einen Bruchteil geben können, stellt Die Mitte des Raumes nimmt Metzners Kolos-
tanzende, flöten- und zymbalspielende Mäd- salstatue „Die Erde" ein (s. Abb. S. 416).
chen mit Satyrn, in pompejanischer Art Es ist eine monumentale, starke Arbeit. In
dar. Daß gerade König, der weiche, Hebens- Savoniere-Stein gehauen, wirkt die kauernde,
würdige, grazSse Wiener par excellence, bei titanenhafte Gestalt wie ein Symbol unbesieg-
seinen figuralen Stil versuchen sofort mit großer barer Kraft. Mit beinahe brutalen Schlägen
Sicherheit die gräzisierende Empirenote an- hat Metzner alles herausgearbeitet, was in
schlägt, ist ungemein charakteristisch für Wie- dem mächtigen Gefüge dieses männlichen
ner Stilempfinden überhaupt. Weisen doch die Aktes notwendig, entscheidend, bedeutend ist.
schönsten Kulturblüten des neunzehnten Jahr- Er hat viel von der großflächigen, alles Detail
hunderts architektonischer und dekorativer Art unterdrückenden Art, von dem die Gesamt-
in unserer Stadt auf ein inniges Hinneigen zu Wirkung allein entscheidenden Formenrhyth-
der klaren Grazie griechischer Formen hin. mus Minnes angenommen. Das Elementarische
Es ist ein Empfinden Alt-Wiens, welches hier dieses Erdballsymbols ist mit ganz außer-
neu hervorquillt, und man wäre gar nicht ordentlicher Wucht wiedergegeben,
erstaunt, wenn die in flatternde Gewänder Ganz entgegengesetzter Art ist die Wirkung,
gehüllten Tänzerinnen, welche hier ihre Posen welche der sehr fein empfindende Canciani
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WILHELM BERNATZIK TRIPTYCHON
20. Ausstellung der Wiener Sezession
Auch Offner's „Weinlesefest" (s. Abb. ä la Duncan ausführen, plötzlich im süßen
S. 414) entbehrt nicht einer gewissen Ori- Walzertakt sich wiegen würden,
ginalität. Es ist ein moderner Bacchantenzug, Eine Kunstausstellung, die der mensch-
den er vor uns entrollt. Blusenmänner liehen Figur den Hauptanteil einräumt, muß
und Bauerndirnen tanzen in dyonisischer vor allem die Plastik zu Wort gelangen lassen.
Ekstase einen frenetischen Reigen. Eugenie Daher bildet das Atrium von Metzner gleich-
Munk's „Das Segel" (s. Abb. S. 427) gibt sam die stimmungsvolle Einleitung der ganzen
einen sehr strammen männlichen Akt. Ausstellung. Im Zusammenklang von Archi-
Wenn wir die Aufzählung unseres Bilder- tektur und Plastik geschaffen, ist der kuppel-
materials mit König's „Maskentanz" (s. Abb. förmige Rundbau errichtet, um große Karya-
S. 426) beschließen, so geschieht dies nicht tiden, welche der Bildhauer für einen Bau
ohne Absicht. Der Fries, von welchem wir modelliert hatte, zur Geltung zu bringen,
nur einen Bruchteil geben können, stellt Die Mitte des Raumes nimmt Metzners Kolos-
tanzende, flöten- und zymbalspielende Mäd- salstatue „Die Erde" ein (s. Abb. S. 416).
chen mit Satyrn, in pompejanischer Art Es ist eine monumentale, starke Arbeit. In
dar. Daß gerade König, der weiche, Hebens- Savoniere-Stein gehauen, wirkt die kauernde,
würdige, grazSse Wiener par excellence, bei titanenhafte Gestalt wie ein Symbol unbesieg-
seinen figuralen Stil versuchen sofort mit großer barer Kraft. Mit beinahe brutalen Schlägen
Sicherheit die gräzisierende Empirenote an- hat Metzner alles herausgearbeitet, was in
schlägt, ist ungemein charakteristisch für Wie- dem mächtigen Gefüge dieses männlichen
ner Stilempfinden überhaupt. Weisen doch die Aktes notwendig, entscheidend, bedeutend ist.
schönsten Kulturblüten des neunzehnten Jahr- Er hat viel von der großflächigen, alles Detail
hunderts architektonischer und dekorativer Art unterdrückenden Art, von dem die Gesamt-
in unserer Stadt auf ein inniges Hinneigen zu Wirkung allein entscheidenden Formenrhyth-
der klaren Grazie griechischer Formen hin. mus Minnes angenommen. Das Elementarische
Es ist ein Empfinden Alt-Wiens, welches hier dieses Erdballsymbols ist mit ganz außer-
neu hervorquillt, und man wäre gar nicht ordentlicher Wucht wiedergegeben,
erstaunt, wenn die in flatternde Gewänder Ganz entgegengesetzter Art ist die Wirkung,
gehüllten Tänzerinnen, welche hier ihre Posen welche der sehr fein empfindende Canciani
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