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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Voss, Eugen: Welchen Schutz können wir unseren Bildern bieten?
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0448

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WELCHEN SCHUTZ KÖNNEN WIR UNSEREN BILDERN BIETEN?

FRIEDRICH KON IG ,„ . , „ jw- c • WAS KENTANZ

20. Ausstellung der Wiener Se:ession ■ ■

der weißen netzartigen Linien, das sogenannte auf Leinwand gegen die Einflüsse der Atmo-
Reißen der Farbe, und ferner des Zerbrechens, sphärilien, wonach das Bild mit Lacken, wie
der Craquelürenbildung bei harter emaillierter sie zum Firnissen der Oelbilder verwandt
Bildfläche von alten Bildern. Der schon werden, auf Zinnfolie geklebt wird,
früher empfohlene Schutz dagegen durch das Besser wäre es um das Wohlerhalten-
patentierte Bilderschutzmittel „Voß" (Günther bleiben der Bilder bestellt, wenn der Künstler
Wagner, Hannover und Wien) ist ein sehr bereits bei der Herstellung darauf Bedacht
einfacher. Die Rückseite der Leinwand wird nähme, sein Bild in einer der angeführten
mit einem breiten Pinsel damit eingestrichen. Arten vor dem Verfall zu schützen, oder
Befindet sich die Leinwand dabei in ihrer wenn er ein Fundament wählt, das bessere
normalen Ausdehnung, nämlich im Winter Gewähr für die Dauer bietet als die bisher
im geheizten Zimmer oder im Sommer bei übliche Malleinwand, wie Holz für kleinere
anhaltender Trockenheit, und wird sie dann Bilder, vielleicht Linoleum; auch ist aus der
— wenn es nötig ist — durch Aufkeilen des Fabrik von Dr. Fr. Schönfeld & Co., Düssel-
Blendrahmens gespannt, so bleibt sie dauernd dorf, bereits nach dem Patent Voß impräg-
gespannt und dem Bilde wird nunmehr weder nierte Malleinwand, derart auf der Rückseite
durch den Einfluß der Feuchtigkeit noch abgestempelt, im Handel. Dem produktiven
durch das vorübergehende Naßwerden beim Künstler, der sein ganzes Interesse auf die
Waschen irgend ein Schaden erwachsen. künstlerische Ausgestaltung seiner Bilder
Dies Einstreichen der Rückseite ist aber nur verwenden muß, bleibt wenig Zeit, sich mit
ein Präservativ und kein Remedium. Bereits den berührten, rein technischen Fragen zu
bestehende Schäden werden dadurch nicht beschäftigen, er verwendet sein Material so
geheilt, höchstens wird einer Vergrößerung wie er es fertig vorfindet; und leider fehlte
vorgebeugt. Für neue resp. gut erhaltene ihm bisher auch die Gelegenheit, sich über
Bilder ist es ein Schutz, der den Vorzug das Verhalten dieses Materials zu informieren
der Einfachheit und leichten Anwendbarkeit — wenn nicht durch üble Erfahrung zu
gegenüber anderen Verfahren besitzt, welche spät — da auf Kunstschulen und Akademien
denselben Zweck verfolgen, nämlich die erst früher so gut wie gar nicht und heute auch
in neuerer Zeit klar erkannte schädliche nur vereinzelt auf solche handwerksmäßig
hygroskopische Eigenschaft der Leinwand zu technischen Kenntnisse Wert gelegt ist.
paralysieren. So wurde die rückseitige Lein- Es wäre ein großer Nutzen für den Be-
wand mit Oelfarbe bestrichen; Begleit- stand unserer Kunstschätze, wenn von Staats-
erscheinung war aber das Verbeulen und wegen darauf gehalten würde, daß neben
Glashartwerden des Bildes, v. Pareira emp- dem Kunstunterricht jeder Kunstschüler auch
fahl das Rentoilieren mit Kautschuk; an eingehende Materialkenntnisse erhielte. Diese
Adalbert Kreitmayer in München wurde 1897 hätten sich mindestens auf das Fundament,
ein Patent erteilt für ein Verfahren zur Leinwand, Holz etc., deren Grundierung, die
Sicherung des Malgrundes von Oelgemälden Bindemittel und die Firnisse zu erstrecken.

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