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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Schumann, Paul: Die Elbier auf der grossen Kunstausstellung in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0536

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DIE ELBIER AUF DER GROSSEN KUNSTAUSSTELLUNG IN DRESDEN

Genosse ist zu den Elbiern in das lustig da- Das Gemeinsame in den Werken der Elbier
hinsegelnde Schifflein gestiegen, um mitzutun mag man finden in der malerischen Erfassung
bei der erfolgreichen Fahrt. von Natur und Menschen im Freien wie in

Die Elbier sind keine Himmelstürmer, man den Innenräumen, in der soliden Durchfüh-
sieht bei ihnen keine kecken Experimente und rung ansprechender netter Motive und in
kühne, naturalistische Exzentrizitäten, wie einem Zug zum Heimatlichen, der als gesunder
sie in den 1880er Jahren zu Beginn der Grundzug hoffentlich immer fester sich ge-
sezessionistischen Bewegung das Publikum staltet und die billigeren Elemente der Elbier-
erschreckten. Die moderne Bewegung ist kunst verdrängt.

ja im ganzen in ruhigere stilistische Bahnen Die reifste künstlerische Persönlichkeit
gekommen, und die Jugend — sicherlich wenig- unter den Elbiern ist Georg Müller-Breslau,
stens die elbische — tritt mit mehr Welt- der als älterer Genosse (geb. 1856 zu Breslau)

den jüngeren beigetreten
ist, ein vielseitiger ernster
Künstler, der ebensowohl
der Stimmungslandschaft
wie der Romantik in der
Landschafterei gehuldigt,
geschichtliche Kompositio-
nen geschaffen, stilgerechte
Vorbilder zu eigenartig
empfundenen Glasbildern
entworfen und treffliche
Lithographien (für die Vier-
teljahrshefte des Vereins
bildenderKünstler Dresden)
gezeichnet hat. In allem,
was er schafft, äußert sich
seine selbständige Persön-
lichkeit, immer schafft er
mit reifer Sicherheit. Bis
zu welcher Größe der Auf-
fassung sich Georg Müller-
Breslau aufzuschwingen
vermag, bezeugt sein „Chri-
stus in der Einsamkeit"
(s. Abb. S. 511). Als das
eigenartige Gemälde 1887
in der Jubiläums-Ausstel-
lung zu Berlin zu sehen

AUGUST WILCKENS GOTTESDIENST w£u% fand es den ganz be_

Elbier-Gruppe auf der Dresdener Kunstausstellung , n • r n * ij

rf sonderen Beifall Arnold

Böcklins. Nunmehr ist es

klugheit auf den Plan, um sich ihren Platz erfreulicherweise für das Schlesische Museum
an der Sonne zu erobern. Vielleicht ist darin in Breslau erworben worden,
der Einfluß ihres Meisters Gotthardt Kuehl Christus in fast lebensgroßer Gestalt, bar-
zuerkennen, der seinen Schülern neben einem haupt und barfuß, schaut mit ausgebreiteten
tüchtigen Können auch eine Portion erfahrener Händen und erhobenem Antlitz gen Himmel,
Klugheit mit auf den Weg gegeben hat. Im als erflehe er seines himmlischen Vaters
übrigen erweisen ihn die Ausstellungen der Gnade und Segen für die Erde, auf der er
Elbier als einen ausgezeichneten Lehrer, denn wandelt. Mächtige weiße Wolken, die sich
man hat da nicht den Eindruck des mecha- am blauen Himmel zusammengeballt haben,
nisch Abgelernten, man sieht nicht die Kuehl- spiegeln sich im glatten Wasser der Meeres-
schen Motive mit minderem Können variiert, bucht, auf deren steinigem Ufer Christus
sondern wenn auch nicht selten eine gewisse steht. Rechts erstreckt sich das dunkle Grün
Gleichartigkeit in der Erfassung der Motive, des Strandes, aus dem ein einsamer Felsen
so doch im ganzen eine erfreuliche Selb- über den Horizont emporragt. Kraftvolle
ständigkeit. Gegensätze zwischen den Farben des Himmels,

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