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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Plehn, Anna L.: Vom Wert des Neo-Impressionismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0548

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-^4g5> VOM WERT DES NEO-IMPRESSIONISMUS <^*=^

quenzen verstehen müssen, indem er in Ein-
zelheiten den Zeichner herauskehrt. Ganz
besonders aber wird, wie Rysselberghes Bei-
spiel beweist, der Figurenmaler zur Hilfe des
Konturs seine Zuflucht nehmen. Die erklär-
ten Anhänger des Prinzips mögen dann über
Abtrünnigkeit zetern.

Solche Erfahrungen beweisen, daß auf die
Dauer von einer Ausnahmegattung in der
Malerei auf der Grundlage neuimpressioni-
stischer Prinzipien nicht wird die Rede sein
können. Manche möchten ihnen eine Art
Sondergebiet anweisen, wie die Gouache-

walter sintenis togo-neger
Elbier-Gruppe auf der Dresdener Kunstausstellung

maierei oder der Farbenholzschnitt repräsen-
tieren. Aber dies Prinzip wird sich nicht
ungemischt erhalten können. Schon haben
sich manche Maler für diesen oder jenen
Zweck einzelne Erfahrungen dieses Experi-
mentierens zunutze gemacht, ohne sich dem
Dogma von der optischen Mischung ganz und
gar zu ergeben. Unter andern hat Emil
Rudolf Weiß seine starken Farbenwirkungen
in einzelnen Bildteilen durch Strichelungen
gesteigert, die aus den Beobachtungen dieser
Schule abgeleitet sind. Aber er ist ein zu
treu überzeugter Anhänger von dem Wert
einer möglichst genauen Auffassung ganz indi-
vidueller Farben, als daß er sich auf ein
Prinzip festlegen ließe, das den Kolorismus
verflachen müßte. Er hat ebensowenig die
Technik in einförmiger Weise über ganze Bild-
flächen ausgebreitet, im Gegenteil spielt der
geschlossen hingestrichene Ton neben den
getüpfelten Farben in jeder Leinwand eine
wichtige Rolle.

Man hat die schmückenden Eigenschaften
dieser Malweise stark betont und sicher wird
die dekorative Kunst manchen Gewinn aus
den erworbenen Erkenntnissen davontragen.
So wird diese Bewegung als anregende Kraft
nach mancher Richtung Früchte tragen. Aber
so wenig ihr Hauptprinzip etwas so unerhört
neues ist als diejenigen glauben, welche die
Geschichte der Malerei nicht kennen, so wenig
wird eine ganz besondere Entwicklung der
Malerei aus dieser Schule hervorgehen. Ihre
Bewunderer haben mit einer zuweilen über-
lauten Anpreisung der Würdigung ihres
wahren Wertes keinen guten Dienst geleistet.

Anna L. Plehn

GEDANKEN ÜBER KUNST

Es ist leicht, ein Werk zu kritisieren; aber es
ist schwer, es ZU würdigen. Vanvenargues
*

Künstler wird nur der, welcher sich vor seinem
eigenen Urteil fürchtet. l. Anzengmber

*

Mit Reflexion ist zwar sehr vieles, nur keine
Kunst, vor allem keine Musik zustande zu bringen.

R. Wagner



Der Endzweck aller Kunst scheint mir zu sein,
einsame Menschen zu lehren, daß sie nicht ein-
sam sind. Carl Bulcke


Die wahre Größe läßt keine Exzentricität zu.
Rubens wird von seinem Genie mitgerissen und gibt
sich Uebertreibungen hin, die im Sinne seiner Idee
und immer in der Natur begründet sind.

Eugene Delacroix

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