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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Wolter, Franz: Die Münchener Jahresausstellung im Glaspalaste
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0585

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-*-4^> DIE MÜNCHENER JAHRESAUSSTELLUNG IM GLASPALASTE <^^-

Im wesentlichen ist die Ausstellung wenig Hier erkennt man so recht, daß Maison trotz
verschieden von der vorjährigen. Nur die allem starken Realismus, den seine Kunst
Münchener Künstlergenossenschaft macht in- ausstrahlt, doch zu einem persönlichen Stil
sofern eine Ausnahme, als sie diesmal nicht durchdrang, der mitunter eine monumentale
verstand, das ja immer auftretende Mittelgut, Größe erreicht, trotz aller liebevollen Detail-
das schließlich auch einen Teil der Kultur kunst und eminent feinen, fast genrehaften
aufgäbe miterfüllen möchte, im Hängen der Einzelbeobachtungen. In der großen Fülle
Bilder unterzuordnen, so daß man hier nach von Arbeit, die Maison in verhältnismäßig
wirklichen Kunstwerken suchen muß, die kurzer Zeit geschaffen, wird manchem erst
der emsige Kunstfreund dann auch schließ- aufgehen, welche unschätzbare Kraft München
lieh, wenn auch mit Mühe, entdeckt. Dafür verloren hat. — Gegenüber diesem genialen
überrascht diesmal das Vestibül durch die Bildner kommt die übrige Plastik kaum
günstige Aufstellung des Lebenswerkes des mehr in Betracht, denn die wenigen, die
leider zu früh verstorbenen Bildhauers Rudolf sonst noch ausstellten, pflegen seelenruhig
Maison. Unwillkürlich richtet sich der Blick die hohe Bildhauerkunst in ihren traditionellen
des Beschauers auf das Modell des phantasie- Formen. Mehr als andere bewegt sich außer-
vollen Teichmann - Brunnens in Bremen, halb der ausgetretenen Bahnen Ed. Beyrer
Die Herolde für das Reichstagsgebäude in in seinem großangelegten Grabmal und
Berlin, die Ritter für das Rathaus zu Bremen, VittorioGüttner ineinigenkleinerenBildnis-
die Hilfsmodelle zum Kaiser Friedrich-Denk- Statuetten. Auf Stil hinausgehend und herb
mal in Berlin, die Standbilder Kaiser Ottos in der Form sind die wasserschöpfenden
des Großen, die Skizze zum „Hans Krumpper" Mädchen von Ad. Kürle. Josef Hinterseher
für die Ludwigsbrücke München und die hat in seinen großen Arbeiten, besonders in
vielen sonstigen Gruppen, Neger, Brunnen- der Bronzegruppe „Gänsedieb", entschieden
modelle, Büsten, Skizzen und Studien prä- Fortschritte gemacht. Ludw. Gamp's schlanke
sentieren sich in geschmackvoller Anordnung. Baldurstatue, Arth. Storch's Brunnnenfigur,

Paul Aichele's „Sirenen", Heinrich
Wadere's Grabdenkmal und Karl G.
Barth's Grabrelief erheischen eine ein-
gehendere Betrachtung. Das Genrehafte
und Theatralische, das auf den äußeren
Effekt hin gemacht wurde, darf man
füglich übergehen, mehr Ernst waltet
in einigen trefflich modellierten Büsten,
welche der Plastikkenner bald heraus-
finden wird. — Leider fehlt Lenbach,
der sonst dem Glaspalaste und der Mün-
chener Künstlergenossenschaft zur Stär-
kung des Ansehens die glänzendste
Aureole gab. Es sind zwar einige
Werke seiner Hand da, so die Bildnisse
Gedons aus früherer und späterer Zeit,
Bismarck in Pastelltechnik ausgeführt
und mehrere Damenbildnisse, aber sie
charakterisieren den Verstorbenen zu
wenig, die nächstjährige Internationale
wird dafür hoffentlich in der geplanten
Sonderausstellung ein um so glän-
zenderes Bild dieses größten Bildnis-
malers unserer Zeit geben. Fritz
Aug. v. Kaulbach brachte erst Anfang
Juli eine Kollektion von zehn vorneh-
men Bildnissen. Ganz hervorragend
ist auch eine hehre, sinnende, als
„Musika" aufgefaßte Frauengestalt in
abendlicher Landschaft. Brillant, breit
karl gampenrieder menuett und sicher gemalt ist ein Herrenbildnis,

jahresaussteiiung 1904 im ciaspaiast dann aber wird man überrascht von

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