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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Ostini, Fritz von: Fritz August von Kaulbach
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0018

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-*=£=g> FRITZ AUGUST VON KAULBACH <^J=^

später war die kleine Prinzessin unter den schöne Hände, so sind diese für Kaulbach von
bekannten traurigen Umständen plötzlich ge- vorneherein ein willkommenesObjekt für liebe-
storben und der Künstler konnte dem schmerz- volle Charakteristik. Ich wüßte überhaupt kaum
gebeugten Vater in dem Bild seines Kindes einen modernen Maler, der so schöne Hände
einen Trost senden, der jenem mächtig zum malte und zeichnete und sie so gerne sehen
Herzen sprach. Unter den Reproduktionen ließe, wie er. Weiß er doch wohl, daß die
dieses Heftes finden sich prächtige Proben Hand das edelste Zeichen tadelloser Rasse, wie
von des Malers hier gerühmter Kunst, wie das einer feinen körperlichen Kultur bei der
das putzig liebliche Profilbild der Kleinen Frau ist, ein Ding, für das es weniger leicht
mit dem drolligen Stumpfnäschen, das elegante ein Surrogat gibt, als für Wappen und Stamm-
Porträt des jungen Eckstein, das an Gains- bäum! Die künstlerisch durchgebildeten Hände
boroughs Blue Boy gemahnen mag, das nicht seiner Gattin hat er natürlich stets mit be-
minder anziehende eines kleinen Fräuleins sonderer Liebe geschildert,
aus der großen Welt, Beatrice, und noch ein Ein herber Ernst kennzeichnet die Männer-
paar lachende Kinderköpfchen. porträts Kaulbachs im Gegensatze zu seinen
Wer die Schönheit so schön malt, zu dem Frauenbildern. Hier liebt er die schlichteste,
kommt sie natürlich auch, um gemalt zu sachlichste Anordnung, übt er starke Zurück-
werden und unser Künstler ist seit langem haltung in der Farbe. Man kennt das be-
mit Aufträgen dieser Art förmlich überhäuft. deutende Profilbildnis seines unlängst ver-
Er versteht es, wie wenige, ein Porträt so storbenen Vaters Friedrich Kaulbach, das,
zu gestalten, daß der Besitzer Freude daran vor etwa zwanzig Jahren gemalt, den mar-
hat und das Original mit ihm, indem er, wie kanten, stolzen, ein wenig düsteren Künstler-
gesagt, mit seltener Sicherheit das Anziehende köpf so vornehm wiedergibt und kennt seine,
einer Erscheinung mit dem Charakteristischen zum Sprechen lebenstreuen Bilder Max von
zugleich zu erfassen weiß. Er versteht es Pettenkofers, aus dessen knorrigem, derbge-
ganz besonders, seinem Modell eine bezeich- schnittenem Gesicht so viel Geist und Güte
nende und flotte Stellung zu geben und wohl leuchtet. Andere treffliche Porträts sind die
auch ein Stück Häuslichkeit, ein paar Möbel des Klavierkünstlers Sauer, des Chirurgen
und Zierstücke um jenes
in überaus geschmackvoller
Weise sichtbar werden zu
lassen und so den Eindruck
eines vornehmen Milieu zu
wecken. Mit spielender Ele-
ganz beherrscht er jene
Kunst, die nötig ist, ein
Bildnis, dessenOriginal nicht
durch Bedeutung der Per-
sönlichkeit fesselt, nicht
gleichgültig oder gar lang-
weilig wirken zu lassen,
jene Kunst, in welcher die
großen englischen Bildnis-
maler so unerreichte Meister
waren. Bald ist es die leichte,
graziöse Pose, die solch
ein Kaulbachsches Bildnis
interessant macht, bald ihre
innere Beziehung zu einer
groß angedeuteten land-
schaftlichen Stimmung, wie
er sie gerne zur Folie einer
Gestalt wählt, bald ist's eine
starke koloristische Note,
ein pikanter Farbenklang,
wie einmal ein leuchtend
rotes Band zu grauem Hut.
Und besitzt eine Frau f. a. von kaulbach grossfürstin maria von russland

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