Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

DOI Artikel:
Kisa, Anton Carel: Die Düsseldorfer Ausstellungs-Jury 1904
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0073

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE DÜSSELDORFER AUSSTELLUNGS-JURY 1904

Cs unterliegt kaum einem Zweifel, daß die höchst
t-* respektable Vertretung der lokalen Schule auf der
diesjährigen Ausstellung zu Düsseldorf vor allem
der durch Fritz Roeber geschaffenen Organisation
zu verdanken ist, welche die Majorisierung der auf-
stiebenden Elemente verhinderte. Der jüngeren
Generation ist zum ersten Male ihr Recht geworden.
Die Aufnahme-Kommission der Düsseldorfer hat,
von einigen Irrtümern abgesehen, strenger gewaltet,
als dies in anderen Abteilungen geschehen ist,
welchen, wie üblich, eigene und unabhängige Juries
zugestanden waren. So ist es denn freilich ge-
kommen, daß man manchen einheimischen Arbeiten
den Platz verweigerte, um ihn, wenn auch ohne
Absicht, dem Berliner oder Wiener Schund einzu-
räumen.

Darob natürlich große Entrüstung. Es war voraus-
zusehen, daß die Strenge der Jury von seifen der
Zurückgewiesenen als eine absichtliche Bevorzugung
der Fremden gedeutet werden und Proteste aus
ihren Kreisen hervorrufen würde, deren einer von
einem schrift- und redegewandten Maler herrührt,
der sich Angelo Dämon nennt und den geschmack-
vollen Titel »Frechheit ist Trumpf« führt. Der
Humor, in welchen einzelne Abschnitte gekleidet
sind, wird auch den Gegner ergötzen, während die
Sentimentalität anderer ziemlich deplaziert wirkt.
Die Mischung von blutigem Ernste mit blutigen
Kalauern kommt dem Ganzen ebensowenig zustatten,
wie die Streiche gegen die eigenen Schicksalsge-
nossen. An der Jury hat der Verfasser wenig

Freude erlebt, er tröstet sich aber darüber mit dem
reinsten aller Gefühle, der Schadenfreude. Vielleicht
hätte der Protest stärker gewirkt, wenn sein Wort-
führer sich mit allen Zurückgewiesenen solidarisch
erklärt hätte, anstatt, sei es mit offenem Hohne, sei es
mit spöttischen Seitenblicken, unter Verwünschungen
auf die Teufelin Jury bald da, bald dort einfließen
zu lassen: »Dem eingebildeten Menschen ist ganz
recht geschehen.«

Daß die Aufnahme-Kommission für Düsseldorf
einzelne Fehlgriffe getan hat, ist nicht zu leugnen,
sowohl in dem, was sie zurückgewiesen, als in dem,
was sie aufgenommen hat. Vielleicht sind in diesem
Zusammenhange die Bemerkungen über das Kriecher-
tum zu verstehen, das in der Düsseldorfer Künstler-
schaft so entwickelt sein soll. Es gibt überall, nicht
nur dort, Leute von großer Anpassungsfähigkeit, die
sich rasch umzukrempeln verstehen und bereit
sind, morgen schon die Götzen von heute zu
verfluchen. Durch modernen Aufputz ihre Talent-
Iosigkeit verbergend, wußten manche von ihnen
sich in die Ausstellung einzuschmuggeln. Aber
nicht nur diese trifft Dämons Zorn, alle, alle, die da
vertreten sind, taugen nichts. In den anderen Ab-
teilungen kühlt er mit Vorliebe an solchen Er-
scheinungen sein Mütchen, die auch von der ein-
sichtigen Kritik der Gegner preisgegeben werden.
Der Streich ist nicht ungeschickt, denn das große
Publikum, an das er sich wendet, weiß nichts davon
und freut sich, ihm, ihm allein Beifall klatschen
zu können.

58
 
Annotationen