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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Wiener Situationsbild
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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- und Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0209

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-b-=s^> WIENER SITUATIONSBILD — VON AUSSTELLUNGEN <52-s-

welches die Stagnation veranlaßt hat und nicht
die Akademie.

An demselben Tage nun, an welchem der Minister
im Parlamente erklärte, ein Kunstreferent sei eine
ganz einflußlose Persönlichkeit, fanden in der Ge-
neralversammlung der Künstlervereinigung »Hagen-
bund« Vorgänge statt, die, wenn sie auch scheinbar
mit der Akademie und Kunstreferenten-Krise in
keinem direkten Zusammenhang stehen, dennoch
wieder zu den vom Abgeordneten Erler vorgebrachten
Anschuldigungen hinüberleiten. Vierzehn Mitglieder
des Hagenbundes traten am Schluß der stürmisch
verlaufenden Generalversammlung aus. Und zwar
u. a. Baron Dräsche (die finanzielle Stütze des
Bundes), Wilt, Ameseder, Ranzoni, Rathausky,
Fänner, Germela etc. etc. Als Grund dieser Sezession
gaben sie die Unmöglichkeit an, weiter in einem
Verbände mit Herrn Architekt Urban zu wirken,
dessen Geschäftsgebarung sie ihre Zustimmung
nicht geben könnten.

Nun ist Herr Architekt Urban jene Persön-
lichkeit, die auf den Kunstreferenten Herrn von
Wiener weitgehendsten Einfluß üben soll. Ein Plan
des Herrn Urban, dem Dekorateur, welcher im
Hagenbunde immer die Ausstellungs-Arrangements
geliefert hatte, durch Vermittlung der Vereinigung
einen Orden zu verschaffen, hatte den latenten
Zwist in offenenen Krieg verwandelt. Die nun aus-
geschiedenen Künstler erklärten, es ablehnen zu
müssen, auf solche Art etwaige Verbindlichkeiten
des Vereines zu tilgen.

So hat nunmehr Herr Urban gegen Herrn
Rathausky, den Urheber der Sezession im Hagen-

bunde geklagt, und Herr Marschall den Interpellanten
Erler und das Mitglied der Wiener Sezession, den
Radierer Schmutzer, zum Duell gefordert. Die Pro-
fessoren der Akademie drohen mit ihrer Gesamt-
Demission, falls Marschall nicht auf seine Professur
verzichtet, und weitere wichtige Schritte der Künstler-
schaft sind zu gewärtigen.

Ein trüber Jahresschluss für das Wiener Kunst-
leben, dessen gerade jetzt so blühende vielver-
sprechende Entwicklungs-Phase durch leidiges Pro-
tektionstreiben aufgehalten wird. b. z.

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

DERLIN. Wohl selten hat es ein bedeutender
Künstler so schwer gehabt, sich in Achtung zu
setzen, wie Wilhelm Trübner. Erst seit etwa
zehn Jahren, seitdem er >galeriereif< geworden,
bringt ihm das Publikum einen gewissen scheuen
Respekt entgegen, freilich mehr auf Treu und Glauben
hin, als aus innerlicher, ehrlicher Ueberzeugung.
Das spricht indessen nicht gegen den Künstler,
sondern nur gegen das Publikum, auf das rein-
künstlerische Qualitäten einen sehr viel geringeren
Eindruck machen, als etwa die äußerliche Geschick-
lichkeit eines Malers und seine Findigkeit im Ent-
decken erfreulicher Motive. Trübner hat diesem
Publikum kaum je einen Schritt entgegengetan, und
mit dem Verstände läßt sich seine Kunst eben nicht
 
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