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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Der Meinungsstreit über den Impressionismus
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Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Personal- und Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0569

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-f*^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <ö^s-

über die Bücher Meier- laMHHHHBHB "IflflHHi von tiefer ,oniRer Farbge-
Graefes möge er diesen ent- bung, ferner in kleinen Bild-

gelten lassen. Herr Meier- chen, in denen uns der Mei-

Graefe wird ihm zu antwor- jflBI^ fl|l ster Einblick in seine haus-

ten wissen. Nicht ich habe JMI liche Umgebung gewährt.

Thode, sondern Thode hat ■H Wir sehen in allem den

mich angegriffen.« Freilich BVfll Meister, der alle Mittel be-

stelle man es jetzt so dar, ^^£, herrscht um seinem natür-

als ob die Reporter Thodes ^^HBL liehen, schlichten Empfinden

Aeußerungen entstellt hat- harmonischen Ausdruck ge-

ten, dann habe dieser sie ben zu können. Im Bild-

aber richtigstellen müssen. ■ hauersaal findet man eine

Denn zu seiner Erklärung HHnP^^VBb BBW Kollektion plastischer Werke

habe ihn einzig und allein ■■r des russischen Bildhauers

Thodes Insinuation veran- BH V Hh Fürst Paul Troubetzkoy.

laßt, der Impressionismus Troubetzkoy vertritt eine

sei eine von einem kleinen W Wf\ Richtung in der modernen

Berliner Kreise aus Ge- HU WM 1 Plastik, die man am besten

Schäftsrücksichten zur Schau Mj^HWWE " Hl « mit dem Impresstonismus

getragene und zu Markt ge- in der Malerei vergleichen

brachte Kunstanschauung. kann. Ergibt nämlich Augen-

Er schließt dann mit den blickseindrücke, die er mit

Worten: »Ich maße mir flüchtiger Hand in seinem

nicht an, dem deutschen Materiale festhält. Seine

Volke seine Ideale zu rau- Formgebung ist unbestimmt,

ben, ich gestatte mir nur bloß andeutend und skizzie-

gegen die Unduldsamkeit WM ■ rend. Bei seinen Porträt-

Einspruch zu erheben, mit Statuetten begnügt er sich

der Herr Thode das, was er damit, gewisse charakteri-

für recht und gültig hält, als ■ stische Merkmale flüchtig

das Ideal des gesamten deut- wiederzugeben, statt das ei-

schen Volkes proklamiert. gentliche plastische Moment

Malerisch und poetisch ist einer Erscheinung heraus-

nicht nur >die mondbe- zuarbeiten. Diese skizzie-

glänzte Zaubernacht, die den rende Behandlungsweise der

Sinn gefangen hält«, son- Form fällt bei kleinen Pla-

dern auch — um mich der stiken nicht so sehr auf, auf

Worte des Herrn Thoma größere Werke übertragen,

zu bedienen — »zwischen würde sich der Mangel an

Berlin und Buxtehude« gibt flHH tektonisch plastischer Ge-

es dessen genug. Die Kraft staltungempfindlichbemerk-
der Darstellung, nicht die bar machen. a. h.

Wahl des Stoffes macht den

Künstler. Durch kein Dogma, DARIS. Besnard-Ausstel-

durch keine noch so voll- * lang bei George Petit,

tönende Phrase, durch kein BMMMMMMMMHMMHHHBl Besnards bisheriges Künst-
nationalisierendes Schlag- lerschaffen ist hier ziemlich
wort kann das weite Reich leo von König porträt e. mühsam übersichtlich zu studieren. Es
und das freie Recht der Per- Künstlerbund-Ausstellung 1905 in Berlin zeigt wie kaum ein anderes
sönlichkeit eingeengt und ein Schwanken zwischen vor-
beschränkt werden.« züglich und schlecht, zwi-
schen Kraft und Süßlichkeit, zwischen ernster
Idee und Effekthascherei. Die meisten seiner guten,
VON AUSSTELLUNGEN starken Werke stammten aus den Zeiten, da noch
iiMr» riiiui inirri Leute wie Courbet, Manet und Corot mit ihren
UND SAMMLUNGEN einfachen, schlichten aber doch reichen Tonwerten

ihn, wie so manchen andern, beeinflußt haben.
1V/IÜNCHEN. Die Galerie Heinemann hat zur Zeit Eine Frau mit Kind im Atelierinterieur und eine
1»i in ihren Räumen eine sehr interessante Aus- Dame im weißen Kleid, eine äußerst zarte Sym-
stellung von Studien, Skizzen und einigen ausge- phonie, in der nur das schwarze Haar und ein
führten Werken Franz von Defreggers veran- tiefrotbrauner Stuhl die starken Noten bedeuten,
staltet. Diese Ausstellung älterer, meist in den sind offenbar Werke aus dieser Zeit des guten Ein-
Jahren 1870—80 entstandenen Arbeiten zeigt De- flusses. Eigener wird Besnard freilich da, wo er
fregger als einen eminent feinsinnigen Maler. Die eine Dame bei mattem Lampenlicht gegen den
Motive aus seiner Tiroler Heimat, Stuben, Ställe, blauen Nachthimmel malt, oder ein nacktes Weib
Küchen, Kammer, Scheunen sind von hervorragen- in einem Stuhl vor flirrendem Kleidertand; das
dem koloristischen Reiz. Gleich vorzüglich in der Licht flutet in wollüstigem Jubel über einen Teil
Wiedergabe der räumlichen Erscheinung, weisen dieser Herrlichkeiten und läßt das übrige verlockend
diese feingestimmten Interieurs so delikate kühle aus einer entzückenden Dämmerung hervorblinken,
silbergraue und tieftonige, warme braune Töne, ein Meisterwerk, das uns schon auf der letzten
wie man sie in seinen Genrebildern nicht so oft Münchner Internationalen aufgefallen ist. Gut und
findet. Eine weitere Ueberraschung bringt die Aus- echt ist auch das Familienbild mit den seltsam
Stellung in einigen herrlichen Porträts, gleichfalls gruppierten Kindern im Vordergrund, sowie eine

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