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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- und Atelier-Nachrichten
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VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN OcA=v-

in eine fast weihevolle Stim-
mung; erst in Wiesbaden kam
Aman Jean's seelisch und kolo-
ristisch gleich delikater >Jean
Dampt« in seiner träumerischen
Weichheit so recht zur Gel-
tung, entfaltete Lucien Simon's
> Handschuhe anziehende Dame«
bei allem scheinbaren Naturalis-
mus den bestrickenden Zauber
ihrer auf den Gegensatz von
Blaugrau, Schwarz und Mattgold
basierten Farbenharmonie, die
den schwerblütigen Maler der
Bretonen, wie ihn auch hier
das köstlich intime Doppelbild-
nis eines alten Jubelpaares
repräsentierte, kaum wieder er-
kennen ließ. Modern gesehene
Bilder von gleich sicherer Voll-
endung wie Simons Dame oder
J. E. Blanche's> Häkelnde
Großmutter« waren in den
deutschen Räumen kaum zu

adolf menzel comfort chinois (1868) finden. Ueberhaupt wirkten

diese in ihrem noch vielfach
unsicheren Ringen nach neuer

VON AUSSTELLUNGEN Ausdrucksweise gegenüber der hohen, wenn auch

iimtn riiiiiMiiirni etwas einförmigen Geschmackskultur des eng-
UND SAMMLUNGEN lischen Porträts und der malerischen Bravour der

Franzosen zunächst etwas disharmonisch, trotz
WIESBADEN. Dank der überaus rührigen Wies- mancher koloristisch sehr interessanten Leistungen
" badener Gesellschaft für bildende Kunst erfreute (Erler, R.Weise). Obenan stelle ich trotz aller
sich Preußens jüngste, aber der Steuerfähigkeit nach Wunderlichkeiten, über die Herr Meier-Gräfe sich
zu den ersten zählende Großstadt am Schlüsse des die Haare raufen würde, ein MädchenbildnisTHOMA's;
Vorjahres einer vom In- und Ausland gleich gut wahrlich, Thoma hatte Recht, zu schreiben, als er
beschickten Ausstellung, wie sie in dieser Durch- dies Bild sandte: >ich bin ja eigentlich kein Por-
schnittsqualität selbst in größeren Kunstzentren trätmalert; in der Tat vergißt man über der allge-
mein leicht zu sehen ist; vereinigte sie doch gegen meinen menschlichen und künstlerischen Bedeutung
120 Werke von circa 75 nur persönlich eingeladenen dieses Werks, das uns allein in der gesamten Aus-
Künstlern (darunter 30 Ausländer), die größtenteils Stellung in eine andere, höhere, reinere Welt ver-
zu den bekanntesten europäischen Bildnismalern setzt, und trotz der offenbar peinlich genauen
zählen. Allerdings war es wohl
nur dem mit der Bremer Kunst-
halle eingegangenen Ausstel-
lungsbündnis zu danken, daß die
bisher gegen uns höchst reser-
vierten Berliner in so starker
Zahl nach dem Süden kamen;
folgte doch die Berliner Sezes-
sion direkter Einladung Dr.
Paulis und auch die höchst
wertvolle englische Kollektion
war vorwiegend seinem persön-
lichen Einfluß zu verdanken.
Konnte man nun auch die Eng-
länder und die besonders reich
und gut vertretenen Franzosen
zum erheblichen Teil schon
früher in Düsseldorf, Berlin und
Dresden sehen, so wirkten sie
doch hier, ausgewählt aus einer
mehrfachen Zahl, befreit von
der störenden Umgebung son-
nenfleckiger Landschaften und
durch einige treffliche Pariser
Malerbildnisse bereichert, in
den vornehm behaglichen Räu-
men als ein völligneues Ganzes;
gruppiert um Zuloaga's wun-
derbare »Consuelo« versetzte
die englisch-französische Ab- adolf Menzel Chinesinnen mit fasanen (1868)

teilungjden Eintretenden sofort Photographieverlag von Gustav Schauer in Berlin

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