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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Rosenhagen, Hans: Die Neuerwerbungen der Königlichen National-Galerie zu Berlin
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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- und Atelier-Nachrichten - Vermischtes - Denkmäler - Neue Bücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0342

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-^=^>; VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

köstliche Patina auffiel und nach dem die neueren
Vergrößerungen des »Denkers« gemacht sind.
Uebrigens wirkt dieser kleine »Penseur« feiner
als diese. Die Familie von Siemens gab die
Büste von Werner von Siemens, die Adolf
Hildebrand geschaffen und die eine von dessen
glänzendsten Leistungen ist. August Gaul ge-
langte mit dem wuchtigen, großen stehenden
Löwen in die National-Galerie, einer Bronze mit
eingesetzten Onyxaugen, von der man den Gips-
abguß im vergangenen Jahr in der Ausstellung des
Deutschen Künstlerbundes in München sah. Von
Hugo Kauffmann wurde die Büste »St. Georg«
in weißem und schwarzem Marmor erworben, von
Constantin Starck der Marmor »Die Quelle«, die
etwas weichliche Figur eines stehenden Mädchens,
von Ludwig Vordermeyer ein nicht übler lebens-
großer bronzener» Hahn«. Mit Genugtuung bemerkt
man, daß für die Sammlung die ganz hervorragend
schöne Büste des Bildhauers Dillens von dem treff-
lichen Jules Lagae angeschafft wurde. Von dem
verstorbenen Dillens selbst findet man vier kleine
bronzene Reproduktionen seiner berühmten» Vertreter
der Antwerpener Gilden« von einem öffentlichen Bau-
werk. In der Tat: Man soll die moderne staatliche
Kunstsammlung in Europa suchen, die im Laufe eines
Jahres durch Zuwendungen und Ankäufe einen so
großen Zuwachs an wertvollen Kunstwerken erfährt,
wie dieses Mal die Berliner National-Galerie. Ge-
wiß hat dafür, daß die Erwerbungen künstlerische
Bedeutung besitzen, in erster Reihe der Direktor
gesorgt; aber auch die Ankaufskommission und das
Kultusministerium haben das ihrige getan und ver-
dienen also Anerkennung. Und soviel Uebles der
Kunst in Berlin geschieht— die Entwicklung, welche
die National-Galerie unter der Leitung Tschudis
genommen, darf alle deutschen Herzen mit Stolz
erfüllen. Hans Rosenhagen),

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

1MEWYORK. 80. Jahresausstellung der National
^ ' Academy in New York. Die National Academy
feiert ihr achtzigjähriges Bestehen mit einer Aus-
stellung, die entschieden über dem Niveau der
Mittelmäßigkeit steht, an das sie uns in den letzten
Jahren gewöhnte. Schwache Leistungen sind in der
Minorität und viel Interessantes und sogar Vor-
treffliches ist an den Wänden des Fine Arts-Building
zu sehen. Eine ganze Gruppe Maler, die ihr Heim
im Westen der Vereinigten Staaten aufgeschlagen
haben, sind zum ersten Male hier vertreten und
wenn sie keine genialen Leistungen aufzuweisen
haben, so ist es doch frisches Blut, das den alten
Körper der Akademie lebendiger und moderner
macht. Glänzend in der Farbe, voll Sonnenlicht
und in seiner impressionistischen Manier gemalt,
ist Childe Hassam's (für deutsche Begriffe aller-
dings fremdartige) schwarzhaarige »Lorelei«, die den
begehrtesten Preis, von dem alten amerikanischen
Kunstgönner Thomas Clarke gestiftet, gewann. Der
Proctor-Preis für das hervorragendste Porträt der
Ausstellung ging auf Thomas Eakens über, der
eine kraftstrotzende, derbe Persönlichkeit in sehr
unkonventioneller Arbeitstracht mit ausgespreizten
Füßen, eine Hand in der Hosentasche, die andere
ein Blatt Papier haltend, darstellt. Man würde das
Porträt für das eines unserer kräftigen Hinterwäldler
halten, die dem Urwald eine Ernte abringen, sagte

einem nicht der Katalog, daß es das Bild eines
Professors Leslie Miller sei. In seinen etwas nüch-
ternen, braunen und grauen Farbentönen, in Pose
und Charakteristik ist es eines der wirksamsten
Porträts der gerade auf diesem Gebiete sehr reichen
Ausstellung. Die Hallgartenpreise fielen der erste auf
Louis Mora für eine in lichten Farben und großen
Dimensionen gehaltene Anekdote, zwei Frauen in
Kolonialkostümen einen Brief lesend, der zweite auf
Gustav Wiegand für ein Nachtstück von treff-
licher Tonwirkung »Mondschein im ersten Frühling«,
der dritte einem netten und unbedeutenden Sitten-
bildchen von M. Petersen, zwei junge Mädchen
und ein alter Mann in einem Antiquitätenladen, alte
Drucke besichtigend, zu. Die vom jüngern Inness
zur Erinnerung an seinen Vater gestiftete Gold-
medaille für die beste Landschaft wurde Edward
Gay's »Im Südwind«: grüne Weizenfelder in Wind
und Regen schwankend, voll feiner Luft- und Licht-
stimmung, zuerkannt. Sehr anziehend ist das Bildnis
der Schauspielerin Eleanor Robson in graublauen
Farbentönen als »Nur Mary Ann«. Sie steht bei
dem Teebrett, die Handschuhe anziehend, ohne
welche sie den genialen Kostherrn nicht bedienen
darf, da er die roten Hände des »Mädchens für
alles« nicht erträgt. Der pathetische Ausdruck ihrer
Hingebung ist ausgezeichnet wiedergegeben und
Louis Loeb tritt mit diesem Bilde in die Vorder-
reihe amerikanischer Porträtmaler. Mrs. Ira Sha-
ler von Whittemore in weißem, gestickten Mousse-
line ist ein köstliches, frisches Bildchen. William
M. Chase's Porträt des Mr. Kennedy, eines der
Gründer des Presbyterianer Hospitals, in vor-
nehmster Auffassung und Durchführung, mit be-

auguste rodin studie zu der gruppe

„die drei schatten" «

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