-sM=g> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <§2~r-
denen Klang: Marees, Böcklin, und fast zu stant Montalde, ein Brüsseler Maler, der ganz
gleicher Zeit Lenbach, Feuerbach, Leibi und merkwürdige Affinitäten mit dem Parallelismus von
7, Hodler zeigt und auch dekorative Farben- und
Hans lhoma. Stilvisionen bringt, welche an Klimt und die Wiener
Wenn wir die ganze Entwicklung nochmals Schule streifen. Sein dekoratives Wandgemälde
überblicken, so sehen wir, daß Kunst im »Vers l'ideal« ist wirklich groß gedacht. Eine Barke
edelsten Sinne durch bewußt empfundene Ver- verläßt die grünrote Bucht, welche von blauenden
_ .. .. , , f.. , . , Bergen umsäumt ist. Schlanke, ernste Genien, zwei
Wertung großer naturlicher und künstlerischer zu zwei gepaart; lenken das Schiff hinaus, dem Ideale
Gesetze, unterstützt von eingehendstem Natur- zu. Drei Genien der Kunst stehen sinnend am
Studium, geschaffen wird, und daß, im stän- Ufer, ein vierter löst mit unendlich naiv lieblicher
digen Weiterbau mit Neuentdecktem und P..<:bardJr udenJ?,rick> f,welch," das Bo°f no!\h fest"
,„,. , . , , . „ , , halt. Nebst diesem Gemälde bringt Montalde eine
Wiedergefundenem, das Aeußere der Bilder, große Reihe von Problemen der Bewegung und der
den Kenntnissen und Sitten der Zeit ent- Koloristik. Rückblickeaufdie Antike,Linienrhythmen,
sprechend, einem ständigen Wechsel unterliegt. dieMaeterlinckschen Geisteszugaufweisen, und deko-
Ferner erkennen wir, daß das Verständnis für J*j™ Versuche, die, wie gesagt mit den Wiener
. .. „ . , , . Stilbestrebungen leise zusammenklingen. Eine edle
moderne Kunst und ihre Entwicklung mit Unruhe ist in dem Künstler, welche hoffentlich ein-
dem Verständnis der bedeutendsten klassischen mal in harmonische Ruhe ausklingen wird. Die
Meister und deren künstlerischer Entwicklung zweite Erscheinung d'Anglada ist eine Ueber-
in einem bestimmten Zusammenhange steht. ™?c£"n& /ine verwirrende Persönlichkeit. Ein
TT , .... .. . , „ Wirbelwind von Farbe, Flecke und Flecke. Das
Und endlich müssen wir uns sagen, daß stöhnt und schreit auf und flüstert und verhaucht.
große Kunstepochen nur durch ein Vereinigtes Da ist Satanismus und Dyonismus und modernster
hervorgerufen werden können: Durch das Nervenschauer durch die Palette ausgedrückt. Ein
ernsteste künstlerische Streben von Seiten der Stüc)L Goya lebt in diesen »Zigeunerinnen«, im
„ , „ , , , , . . . , »Hahnen-Markt«, in der »Morphinistin«. Aber ein
Schaffenden und durch ein gleiches ver- Goya> getaucht in die tobenden Wellen eines farben-
feinertes Verständnis der Kunstsinnigen, die trunkenen Temperamentes, welches das Leben als
dieses künstlerische Streben unterstützen und Feerie erlebt. Die folgende Ausstellung wird nur
fördern Werke der Bildhauerkunst umfassen. b. z.
Soll also die deutsche Nation in ihrer künst- RERLIN. Im Künstlerhause bemühen sich die
lerischen Entwicklung nicht zurückbleiben, D Vereinigten Berliner Klubs ein Bild von der
so ist mit der höchsten Bewunderung für jede künstlerischen Regsamkeit in der Reichshauptstadt
Art klassischer Kunst die eingehendste Ent- Vi geben-. Im allgemeinen sieht die Sache nicht
... ... , , „ . „ .. ubel aus, im besonderen vermißt man jedoch fuh-
wicklungsforderung der Kunst unserer Zeiten rende Er'scheinungen und frappante Leistungen, wo-
von allen Seiten anzustreben. Denn nur dann für ein munteres Durcheinander doch nur einen
wird es möglich sein, daß Deutschland im mangelhaften Ersatz zu bieten vermag. Man hat
Sinne nationaler Kunst im allgemeinen Kampfe Arthur Kampf's »Loge« noch nicht in Berlin ge-
.... „ , „, , .. ., . , . . sehen, sonst wurde man in dem Volkssanger, der
der Nationen in Zukunft künstlerisch siegend die Hände zwischen den Knien, die Mandoline unter
bestehen kann. dem Arm, während einer »Spielpause« wartend im
Künstlerzimmer sitzt, den Herrn aus jener »Loge«
■wohl wiedererkennen. Das Bild ist nicht ohne Ver-
dienste. Allerdings spürt man trotz des pfiffig lustigen
Ausdrucks im Gesicht des mageren langhaarigen
VON AUSSTELLUNGEN Musikanten noch etwas das Modell; aber nach der
farbigen Seite — der Mann sitzt vor einer dunkel-
UND SAMMLUNGEN grünen Portiere und das Licht kommt gedämpft aus
dem Nebenzimmer — ist es eifreulich geschmack-
W71EN. Ausstellung der Wiener Sezession. Diese voll, freilich ohne daß ein eigentlich malerisches
" Ausstellung trägt den Charakter einer rein Problem gelöst wird. Vorzüglich wirkt ein kleines
malerischen Darbietung. Nur das Bild als Selbst- Bild von Otto H. Engel, zwei miteinander spre-
zweck, das Staffeleibild pur et simple, herrscht chende junge friesische Frauen auf einer Bank »Im
mit einer einzigen Ausnahme rein und ungestört. Schatten der Laube«. So liebenswürdig und diskret
Dadurch, daß Einzelwerke vermieden sind und jedem gemalt, wie man dergleichen nur wünschen kann,
der ausstellenden Künstler eine vielfache Aussprache und jedenfalls künstlerisch viel wertvoller als ein
ermöglicht wurde, ist die Gruppierung der Werke »Gang durch die Felder« dreier lebensgroßer Frie-
in sehr übersichtlicher Weise angeordner. Der Fran- sinnen, mit dem Engel gleichzeitig aufwartet. Anzu-
zosejACQUESEmile Blanche,derSpanierCAMERAS erkennen wäre noch eine »Strandscene« des Künst-
Anglada und der Belgier Constant Montalde lers mit Kindern, die in der Dünung waten. Eine Re-
beherrschen jeder für sich einen Saal. Im großen miniszenz an Liebermann. Sodann fällt Max Fabian
Mittelraum hängen Kollektionen von Besnard, sehr angenehm mit einer »Porträtstudie in Schwarz
Lucien Simon, Gaston la Touche, Christian und Rosa« auf, die als malerische Leistung turm-
Landenberger und Wilhelm Trübner. Die hoch über den Arbeiten steht, die er kürzlich bei
meisten dieser Individualitäten sind den Lesern Schulte zeigte. Vor einer gemusterten, rosafarbenen
dieses Blattes durch Wort und Bild so wohl be- Tapete sitzt in einem Sessel eine junge blonde
kannt, daß eine nähere Charakterisierung ihrer Leis- Dame in einer schwarzen Bluse mit grauen Tupfen,
tungen wohl überflüssig ist. Nur zwei Erscheinungen Ein Porträt, das durch Geschmack und Charme und
dürften eine Ausnahme bilden. Das ist vorerst Con- stellenweise sogar glänzende Pinselführung wirkt.
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denen Klang: Marees, Böcklin, und fast zu stant Montalde, ein Brüsseler Maler, der ganz
gleicher Zeit Lenbach, Feuerbach, Leibi und merkwürdige Affinitäten mit dem Parallelismus von
7, Hodler zeigt und auch dekorative Farben- und
Hans lhoma. Stilvisionen bringt, welche an Klimt und die Wiener
Wenn wir die ganze Entwicklung nochmals Schule streifen. Sein dekoratives Wandgemälde
überblicken, so sehen wir, daß Kunst im »Vers l'ideal« ist wirklich groß gedacht. Eine Barke
edelsten Sinne durch bewußt empfundene Ver- verläßt die grünrote Bucht, welche von blauenden
_ .. .. , , f.. , . , Bergen umsäumt ist. Schlanke, ernste Genien, zwei
Wertung großer naturlicher und künstlerischer zu zwei gepaart; lenken das Schiff hinaus, dem Ideale
Gesetze, unterstützt von eingehendstem Natur- zu. Drei Genien der Kunst stehen sinnend am
Studium, geschaffen wird, und daß, im stän- Ufer, ein vierter löst mit unendlich naiv lieblicher
digen Weiterbau mit Neuentdecktem und P..<:bardJr udenJ?,rick> f,welch," das Bo°f no!\h fest"
,„,. , . , , . „ , , halt. Nebst diesem Gemälde bringt Montalde eine
Wiedergefundenem, das Aeußere der Bilder, große Reihe von Problemen der Bewegung und der
den Kenntnissen und Sitten der Zeit ent- Koloristik. Rückblickeaufdie Antike,Linienrhythmen,
sprechend, einem ständigen Wechsel unterliegt. dieMaeterlinckschen Geisteszugaufweisen, und deko-
Ferner erkennen wir, daß das Verständnis für J*j™ Versuche, die, wie gesagt mit den Wiener
. .. „ . , , . Stilbestrebungen leise zusammenklingen. Eine edle
moderne Kunst und ihre Entwicklung mit Unruhe ist in dem Künstler, welche hoffentlich ein-
dem Verständnis der bedeutendsten klassischen mal in harmonische Ruhe ausklingen wird. Die
Meister und deren künstlerischer Entwicklung zweite Erscheinung d'Anglada ist eine Ueber-
in einem bestimmten Zusammenhange steht. ™?c£"n& /ine verwirrende Persönlichkeit. Ein
TT , .... .. . , „ Wirbelwind von Farbe, Flecke und Flecke. Das
Und endlich müssen wir uns sagen, daß stöhnt und schreit auf und flüstert und verhaucht.
große Kunstepochen nur durch ein Vereinigtes Da ist Satanismus und Dyonismus und modernster
hervorgerufen werden können: Durch das Nervenschauer durch die Palette ausgedrückt. Ein
ernsteste künstlerische Streben von Seiten der Stüc)L Goya lebt in diesen »Zigeunerinnen«, im
„ , „ , , , , . . . , »Hahnen-Markt«, in der »Morphinistin«. Aber ein
Schaffenden und durch ein gleiches ver- Goya> getaucht in die tobenden Wellen eines farben-
feinertes Verständnis der Kunstsinnigen, die trunkenen Temperamentes, welches das Leben als
dieses künstlerische Streben unterstützen und Feerie erlebt. Die folgende Ausstellung wird nur
fördern Werke der Bildhauerkunst umfassen. b. z.
Soll also die deutsche Nation in ihrer künst- RERLIN. Im Künstlerhause bemühen sich die
lerischen Entwicklung nicht zurückbleiben, D Vereinigten Berliner Klubs ein Bild von der
so ist mit der höchsten Bewunderung für jede künstlerischen Regsamkeit in der Reichshauptstadt
Art klassischer Kunst die eingehendste Ent- Vi geben-. Im allgemeinen sieht die Sache nicht
... ... , , „ . „ .. ubel aus, im besonderen vermißt man jedoch fuh-
wicklungsforderung der Kunst unserer Zeiten rende Er'scheinungen und frappante Leistungen, wo-
von allen Seiten anzustreben. Denn nur dann für ein munteres Durcheinander doch nur einen
wird es möglich sein, daß Deutschland im mangelhaften Ersatz zu bieten vermag. Man hat
Sinne nationaler Kunst im allgemeinen Kampfe Arthur Kampf's »Loge« noch nicht in Berlin ge-
.... „ , „, , .. ., . , . . sehen, sonst wurde man in dem Volkssanger, der
der Nationen in Zukunft künstlerisch siegend die Hände zwischen den Knien, die Mandoline unter
bestehen kann. dem Arm, während einer »Spielpause« wartend im
Künstlerzimmer sitzt, den Herrn aus jener »Loge«
■wohl wiedererkennen. Das Bild ist nicht ohne Ver-
dienste. Allerdings spürt man trotz des pfiffig lustigen
Ausdrucks im Gesicht des mageren langhaarigen
VON AUSSTELLUNGEN Musikanten noch etwas das Modell; aber nach der
farbigen Seite — der Mann sitzt vor einer dunkel-
UND SAMMLUNGEN grünen Portiere und das Licht kommt gedämpft aus
dem Nebenzimmer — ist es eifreulich geschmack-
W71EN. Ausstellung der Wiener Sezession. Diese voll, freilich ohne daß ein eigentlich malerisches
" Ausstellung trägt den Charakter einer rein Problem gelöst wird. Vorzüglich wirkt ein kleines
malerischen Darbietung. Nur das Bild als Selbst- Bild von Otto H. Engel, zwei miteinander spre-
zweck, das Staffeleibild pur et simple, herrscht chende junge friesische Frauen auf einer Bank »Im
mit einer einzigen Ausnahme rein und ungestört. Schatten der Laube«. So liebenswürdig und diskret
Dadurch, daß Einzelwerke vermieden sind und jedem gemalt, wie man dergleichen nur wünschen kann,
der ausstellenden Künstler eine vielfache Aussprache und jedenfalls künstlerisch viel wertvoller als ein
ermöglicht wurde, ist die Gruppierung der Werke »Gang durch die Felder« dreier lebensgroßer Frie-
in sehr übersichtlicher Weise angeordner. Der Fran- sinnen, mit dem Engel gleichzeitig aufwartet. Anzu-
zosejACQUESEmile Blanche,derSpanierCAMERAS erkennen wäre noch eine »Strandscene« des Künst-
Anglada und der Belgier Constant Montalde lers mit Kindern, die in der Dünung waten. Eine Re-
beherrschen jeder für sich einen Saal. Im großen miniszenz an Liebermann. Sodann fällt Max Fabian
Mittelraum hängen Kollektionen von Besnard, sehr angenehm mit einer »Porträtstudie in Schwarz
Lucien Simon, Gaston la Touche, Christian und Rosa« auf, die als malerische Leistung turm-
Landenberger und Wilhelm Trübner. Die hoch über den Arbeiten steht, die er kürzlich bei
meisten dieser Individualitäten sind den Lesern Schulte zeigte. Vor einer gemusterten, rosafarbenen
dieses Blattes durch Wort und Bild so wohl be- Tapete sitzt in einem Sessel eine junge blonde
kannt, daß eine nähere Charakterisierung ihrer Leis- Dame in einer schwarzen Bluse mit grauen Tupfen,
tungen wohl überflüssig ist. Nur zwei Erscheinungen Ein Porträt, das durch Geschmack und Charme und
dürften eine Ausnahme bilden. Das ist vorerst Con- stellenweise sogar glänzende Pinselführung wirkt.
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