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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- und Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0538

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VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

T5ASEL. Vor wenigen Wochen haben wir die
" „Turnusausstellung des schweizerischen Kunst-
vereins" in unserer Kunsthalle gehabt. Sie zeigte
die schweizerische Kunst unter dem Zeichen Ferdi-
nand Hodler's, sowohl in der Landschaft wie im
Figurenbilde. Das ist ein Irrweg. Eine so knor-
rig kraftvolle, künstlerisch gigantische Eigenart wie
die Hodlersche kann einfach nicht nachgeahmt wer-
den. Entweder man ist Hodler, oder man ist es
nicht. Wenn man es aber nicht ist, dann heißt
hodlerisieren soviel wie karikieren und in der Tat:
wie Karikaturen muteten die kleinen Menschlein
und Landschäftchen an, die da von großzügiger
hodlerischer Simplizität sein wollten, aber in jedem
Zuge langsam erquält waren. Vor weiteren Kreisen
Namen zu nennen, ist überflüssig; denn diese Hod-
lerianer werden vergehen, spur- und ruhmlos, wie
die Böcklinisten verflossen sind und verfließen, wenn
nicht, wie etwa den einzigen Hans Sandreuter der
Weg über Böcklin, derjenige über Hodler, sie
zum Sichselbstfinden in eigenster Eigenart führt.
Eine Individualität neben Hodler, vielfach — auch
von Künstlern (»Auch-Künstlern«) — unverstanden
und verhöhnt, ist Cuno Amiet, der unentwegt
seinen Impressionismus zu einer starken, in

bestem Sinne dekorativen Linien- und Flächen-
kunst entwickelt und dessen »Garten« darum, soviel
die Philister unter »Künstlern« und Laien darüber
spieen, doch das interessanteste Bild der Aus-
stellung war. Von ganz hinnehmender Poesie war
eine »Winterlandschaft« desselben Malers. Von
anderen guten Bildern seien erwähnt ein farbig
feines Tempera-Porträtchen — Bubenkopf — von
Wilh. Balmer, zwei Unterwaldner Bauern — kräf-
tige Studien — von Fritz Burger, ferner ein paar
gute Landschaften von Daniel Ihly (Genf), Plinio
Colombi (Bern), Otto Gampert (München), Fritz
Widmann (Rüschlikon), C. Th. Meyer (München),
Fritz VöLLMY(Basel), Otto Mähly (Basel), Burk-
hart Mangold (Basel), W. L. Lehmann (München).
Sie alle gaben Gutes in ihrer bekannten Art; neue
Bahnen wandelte keiner, außer etwa F. Widmann,
der saftige herbe Bilder malt. Als ein Sucher
nach neuem Ausdruck ist der Aarauer Max Burg-
meier zu nennen, der mit einer gewissen Härte,
aber linear und dekorativ lebendig und interessant,
die Juragegenden seiner Heimat malt — in mittel-
großen Formaten. Sonst meint nämlich die gegen-
wärtige »Heimatkunst«, wie seinerzeit der Pleinair-
ismus, sie müsse sich mit Riesenformaten dem
Publikum als der einzig wahre Jakob aufdrängen:
Da malt Karl Liner auf einem »Gruß ins Tal«
Monumental-Sennen mit beängstigend großen Kuh-
glocken (sog. »Treichlen«) in den Händen, und auch

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