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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Kisa, Anton Carel: Die Düsseldorfer Ausstellungs-Jury 1904
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Vom Schweizer Kunstleben, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0075

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VOM SCHWEIZER KUNSTLEBEN <^p-

es für vorteilhaft erachten, sich ständig an
den Düsseldorfer Ausstellungen zu beteiligen,
so wird sich vielleicht ein Mittel finden, dem
anfangs erwähnten Uebelstande abzuhelfen
und einen gleichmäßigen künstlerischen Maß-
stab für die Beurteilung aller Einsendungen
zu finden. Viele Ausstellungsleitungen nehmen
ja schon jetzt das Recht für sich in Anspruch,
in besonderen Fällen auch solche Werke zu-
rückzuweisen, welche die Jury einer einzelnen
Abteilung approbiert hat. Wenn sich diese
nicht fügen will oder kann, muß allerdings
nach bisherigem Brauche die ganze Kollektion
zurückgezogen werden. Vielleicht läßt sich
schon von Anfang an durch die Entsendung
fremder Vertreter in die Ausstellungsleitung
eine gewisse Einheitlichkeit erzielen. Da-
durch würde den einheimischen Zurückge-
wiesenen der Vorwand entwunden sein, sei
es über Cliquenwirtschaft, sei es über Bevor-
zugung bezw. Mangel an Kontrolle der Frem-
den zu klagen. a. Kisa

VOM SCHWEIZER

KUNSTLEBEN

In der Schweiz ist das Kunstleben immer
*■ ein sehr reges. Die öffentliche Kunstpflege
liegt in den Händen zweier Instanzen. Die
eine, offizielle, ist die vom Bundesrat ernannte,
meist aus Künstlern zusammengesetzte Eid-
genössische Kunstkommission«; die zweite
ist der seit beinahe hundert Jahren bestehende
ernst Gabler der Radierer »Schweizerische Kunstverein«. Leider arbeiten

Ausstellung Dresden, Stuttgarter Künstlerbund die beiden Organisationen nicht immer auf ge-

meinsame Ziele hin. Dies wird niemanden
allzustark wundern; es ist »chez nous comme
der Kunst schwerer ringen müssen, ihre Ideen partout«. Es gibt nun Stimmen, welche behaupten,
weniger leicht gestalten können. Das Bemühen, der »Schweizerische Kunstverein« habe sich über-
technische Leichtigkeit zu erringen, hat oft zu ein- lebt; seine fünfzehn Sektionen in den verschiedenen
seitiger Betonung der Mache, zu einem Spiele mit Schweizerstädten seien stark genug, um des ge-
technischen Problemen geführt, aber das ist ein meinsamen Bandes zu entbehren. Lorbeeren seien
notwendiges Uebergangsstudium. Das Bemühen, vom auch in Fülle da, um sich würdevoll zum Sterben
traditionellen Schema loszukommen, neue Formen, hinzulegen; im übrigen sorge die > Kunstkommission«
neue Ausdrucksweisen zu gewinnen, mußte teilweise genügend für die Kunst im Gesamtvaterlande. Ich
mit einer Einbuße an formaler Schönheit verbunden bin anderer Meinung. Erstens sind die Wander-
sein. Das ist der Stein des Anstoßes, hier setzen (die sog. Turnus-) Ausstellungen, die der Schwei-
die Freunde des Alten, die Nörgler am Neuen den zerische Kunstverein alljährlich veranstaltet, noch
Hebel an. Wer wollte leugnen, daß Nathaniel Sichel immer ordentlich abträgliche Märkte für schwei-
glatter und niedlicher malt als Fritz von Uhde? zerische Kunst, und wer den Künstlern Käufer ver-
Ist aber nicht auch Dürer derber, eckiger als die schafft, braucht sich für seine Existenzberechtigung
zierlichen Miniatoren der Livres d'heures? Jede nicht zu legitimieren. Zweitens gibt der Kunstverein
künstlerische Umwälzung ist im Anfange etwas grob mit Unterstützung von Privaten und endlich auch
und gewalttätig. Jahrzehnte- oder jahrhundertelange des Bundes das Schweizerische Künstlerlexikon
Gewöhnung, langes Wiederholen derselben Formen heraus, ein weitschichtiges Unternehmen, dessen
erzeugt äußerliche Glätte und Eleganz, die sich Redakteur, Prof. Carl Brun an der Universität Zürich,
immer mehr von der Natur entfernt und zum Schema einen ganzen Stab von Fachgenossen der Kunst-
wird. Jede Neuerung muß von vorne beginnen und geschichte und Kunstkritik um sich vereinigt. Seit
sich allmählich ihre Ausdrucksweise erkämpfen. 1902 sind von den etwa zehn Lieferungen des
Die ersten Aeußerungen der gotischen Plastik er- Werkes bereits drei herausgekommen, starke Bände
scheinen hart und ungeschickt gegen die routinierten von je 160 Seiten. Ihr Inhalt ist, so weit möglich,
romanischen Arbeiten. Die Eleganz der Goldenen erschöpfend, werden doch sämtliche bekannte
Pforte in Freiberg, der Kreuzgruppe in Wechsel- schweizerische Maler, Glasmaler, Emailmaler, Mi-
burg sucht man in der Frühgotik vergeblich. Und niaturmaler, Kupferstecher, Radierer, Holzschneider,
sind nicht Donatello, Verrocchio und alle die Be- Lithographen, Architekten, Bildhauer, Bildschnitzer,
gründer der Renaissance herb und ungraziös gegen- Kunstschreiner, Medailleure, Wachsbossierer, Gold-
über den Bildhauern der späten Gotik, deren Eleganz schmiede, Kunstschmiede und-Schlosser, Glocken-
und Zierlichkeit allerdings durch ein vollkommenes und Stückgießer, sowie die Kunsttöpfer aller Zeiten
Preisgeben der äußeren und inneren Wahrheit er- in dem Buche behandelt. Aesthetische Betrachtungen,
zielt ist? namentlich in Bezug auf die Werke Mitlebender,

Sollten die »Fremden«, die übrigen deutschen und sind ausgeschlossen. Die Artikel sind knapp, präzis,
die ausländischen Kunstschulen, wie wir wünschen, schildern, nach den Erkenntnissen neuester Kritik

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