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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Schumann, Paul: Grosse Kunstausstellung Dresden 1904
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Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0041

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~^*Ö> GROSSE KUNSTAUSSTELLUNG DRESDEN 1904 <^t=^

MAXKLINGER DAS DRAMA

Große Kunstausstellung Dresden 1904

jähre — als Hauptdekoration den großartigen
Neptun-Brunnen, ein Prunkstück der Dresdner
Barockplastik, dessen Original aber in Dresden
an versteckter Stelle steht; den Raum dazu
schuf Prof. Fritz Schumacher. Vom Haupt-
eingange nach links erstreckt sich die Wal-
lot'sche Wandelhalle mit der retrospektiven
Ausstellung, die in einem feierlichen hohen
assyrischen Rund-Saale, ebenfalls von Wallot
geschaffen, endigt. Nach rechtshin treten wir
durch ein kleines goldenes Gitter in die
Gemäldesäle, deren Wände sehr günstig für
die Wirkung der Gemälde in feingetöntem
Grau und Braun gehalten sind, und trefflich
stimmen dazu die Matten in orange und
tiefblau. Nur der Wiener Saal bekundet mit
seiner gesuchten Schwarzstrichornamentik auf
blendend weißem Grund und den geradlinigen
Kastenstühlen das moderne Aesthetentum, das
in der Wiener Sezession eine Stätte gefunden
hat. Der Stuttgarter Saal daneben mit der Holz-
verkleidung und den Möbeln von Pankok,
die für einen Saal im Museum zu Stuttgart
bestimmt sind, wirken wesentlich ernster
und doch auch durchaus modern. Die beiden
inneren Höfe des Ausstellungspalastes sind
zu Gärten ausgestaltet; der moderne Garten
von Wilhelm Kreis ist durch Gänge in
Holzgitterwerk mit hängendem Epheu, durch
Wasserbecken, Brunnen und Bildwerke be-
stimmt und trägt das Gepräge des Großen und

Ernsten, das alle Schöpfungen von Wilhelm
Kreis tragen. Der andere Garten versetzt
uns in die gefühlsseligen Tage der Werther-
Zeit: künstliche Ruinen, Eremitage, Freund-
schaftstempel, ein künstlicher Bach u. ä. sind
die Bestandteile dieser Schöpfung, die vom
Obergartendirektor Bertram mit allen den
Pflanzen ausgestattet ist, die um 1800 be-
kannt und in Mode waren. Der empfindelnde
Geist dieser Anlage unterliegt entschieden vor
dem kraftvollen stilistischen Ernst des Kreis-
schen Gartens.

Der sentimentale Garten schließt sich im
übrigen an die Empire-Ausstellung an, die, in
drei großen Räumen untergebracht, Möbel,
Bronzen, Schmucksachen, Porzellan, Geräte
in Gold, Silber und Zinn, Gemälde, Sil-
houetten u. s. w. aus der Zeit von 1790 bis
1820 umfaßt. Das Kostbarste hier ist die
aus 40 Stück bestehende goldene Toilette des
kaiserlichen Hofjuweliers Biennais, die Na-
poleon I. seiner Stieftochter Stephanie Beau-
harnais bei der Vermählung mit dem Kron-
prinzen von Baden schenkte. Prächtige Bronze-
luster in Kandelaberform, sowie eine ganze
Reihe köstlicher Taschenuhren schließen sich
an; gleich ihnen lehren die Möbel, daß nur
eine solide gediegene Technik den kunst-
gewerblichen Schöpfungen über jeden Stil-
wandel hinaus dauernden Wert verleiht.

Sehr interessant ist die retrospektive Aus-
stellung, die in 330 Bildern die Entwicklung
der Kunst im 19. Jahrhundert vorführt. Die
lange Reihe hervorragender Künstler beginnt
mit einigen Meistern des 18. Jahrhunderts,
als dem Spanier Goya, den Engländern
Reynolds und Gainsborough — denen sich
dann Hoppner, Raeburn und Constable
anschließen — auch Tischbein und Anton
Graff sind vertreten. Weiter folgt der ein-
flußreiche Klassizist Jacques Louis David
neben dem Napoleonischen Hofmaler Isabey,
ebenso sind die Nazarener Schnorr, Cor-
nelius, Führig, Olivier, Steinle mit be-
zeichnenden Bildern vertreten, nicht minder
der alte Koch, Rottmann, Ludwig Richter,
Alfred Rethel, Moritz von Schwind,
Adolf von Menzel — dessen 50 Oelgemälde
und Aquarelle einen eigenen Raum füllen —
der Düsseldorfer Hasenclever mit seinen
vier großen Gemälden aus der Galerie Ra-
vene in Berlin, die überhaupt nicht weniger
als 37 Gemälde zu der retrospektiven Ab-
teilung hergeliehen hat — weiter die Roman-
tiker— darunter Gericault, sämtliche Meister
von Fontainebleau, die Impressionisten, die
Neoimpressionisten, ferner Li er und Schleich,
Anselm Feuerbach, besonders glänzend auch

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