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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Schumann, Paul: Grosse Kunstausstellung Dresden 1904
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Von Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0051

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GROSSE KUNSTAUSSTELLUNG DRESDEN 1904

Stickereien von Fritz Rentsch, Leip-
zig und die neuesten Erzeugnisse
J. J. Scharvogel's in Steinzeug mit
Scharffeuerglasuren, sowie einige
Stichproben neuer holländischer
Keramik.

Endlich ist noch zu bemerken, daß
der Ausstellung auch eine Abteilung
für künstlerische Photographie ange-
gliedert worden ist. Die ausgezeich-
netsten Amateur- und Berufsphoto-
graphen geben sich hier ein Stell-
dichein mit ihren besten Werken. Wir
nennen nur die Amerikaner Steicher,
Stieglitz, Käsebier, den Hamburger
Dührkoop, die Dresdner Hugo Ehr-
hardt und Erwin Raupp, ferner N.
Perscheid, Leipzig, W. Weimer,
Darmstadt und die Wiener Kühn,
Henneberg und Watzek.

Eine derartige Ausstellung dürfte
jeden Zweifel beseitigen, daß die
Photographie sich durchaus berechtigt
als eine Schwester der Malerei und der
graphischen Kunst bezeichnen darf.

Nach allem nimmt die Dresdner
Ausstellung unter den sechs dies-

■ MAX WISLICENUS BILDNIS SEINER TOCHTER

Große Kunstausstellung Dresden 1904

jährigen Deutschlands einen ehren-
vollen Platz ein, in mehr als einer
Beziehung sicherlich den ersten. Vor
allem ist sie wieder hervorragend
geeignet, für künstlerische Kultur
im weitesten Sinne zu wirken.

GEDANKEN ÜBER KUNS7

Der Deutsche hat den Sinn für das Kleine
und Kleinste wie für das Große und Größte.
Dürer liebte die kleinen Blumen am Wege-
rande, es machte ihm Freude, das Gefieder
eines Vogels mit unzähligen kleinen Pinsel-
strichen wiederzugeben oder die Seidenhaare
eines Häschens, die Harnische und Waffen
mit ihren Schnallen und Spiegelungen, die
Türmchen und Erker einer Burg, das Innere
eines Zimmers mit allen Geräten und all
die tausend Dinge des täglichen Lebens.
Nichts war ihm zu prosaisch und weniger
sehens- und abbildenswert. Und doch ging
seine Phantasie weit darüber hinaus: Himmel
und Hölle, Tod und Teufel zog er in seine
Darstellung hinein. Sichtbar wollte er die
geheimnisvollen, die Seele erschütternden
Bilder der Apokalypse machen. Ihn drängte
es, durch die Evangelistengestalten seine
innerste Ueberzeugung von der Wahrheit
des Evangeliums allen kund zu tun, und
um nicht mißverstanden zu werden, schrieb
er Worte voll Kraft unter die Bilder.

W. Steinhausen

ROBERT STERL MUTTER UND KIND

Große Kunstausstellung Dresden 1904

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