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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- und Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vermischtes - Neue Kunstliteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0133

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-*«4Ö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <25^

das Licht modelliert hat, wirkt künstlerisch. Auch und Grün als Spanierinnen kostümierte Mädchen,
der farbige Eindruck ist im allgemeinen nicht übel, die rauchen und Karten gespielt haben, der Lieb-
wenigstens hat das Ganze etwas angenehm Dis- haber wartend, auf einem Divan sitzen sieht,
kretes. Max Fabian gehört dem Märkischen Hier vermißt man trotz der Anlehnung an Zuloaga
Künstlerbunde nicht an, aber in der Gesinnung das Rassige, und die in den Titel des Bildes gelegte
steht er ihm doch nahe. In seinen großen Bildern Erinnerung an Utamaro erscheint nur durch den
»Maienfahrt« und »Der Dichter« schlägt er jene Stoff, nicht durch den künstlerischen Ausdruck ge-
Biedermeier-Note an, die Jank, Putz und andere rechtfertigt. Der Schwede Emerik Stenberg malt
Künstler mit ihren farbigen Zeichnungen in der dalekarlische Bauern und Bäuerinnen in Innenräu-
»Jugend« zum Erklingen gebracht haben. Er ver- men, zum Teil bei künstlicher Beleuchtung; seine
drießt damit jedoch mehr als er erfreut, weil er Farben sind jedoch in den meisten Fällen unausstehlich
keine neue Melodie gefunden und seine Gestalten laut und hart. Man braucht nur an Zorn zu denken,
mehr Kleiderstöcke als etwas anderes sind. Außer- der dieses Orange und Weiß, dieses Rot und
dem ist die Malerei ganz uninteressant. Ein paar Schwarz zu klangvollen Harmonien zusammenzu-
holländische Interieurs sehen besser aus. Man er- zwingen weiß, um die Bilder Stenbergs unerträglich
wartet aber von Fabian, der in der Moabiter Aus- zu finden. Am günstigsten sprechen für den Maler
Stellung im vergangenen Sommer ein paar ganz zwei Studien, ein paar alte Weiber in gelben und
achtbare Leistungen zu zeigen hatte, mehr als nur roten Röcken und weißen und schwarzen Jacken,
Durchschnittliches. Ganz böse sind die Land- die in der Kirche sitzen und in ihrer Greisen-
schaften aus dem Harz und aus Holstein, von haftigkeit und ihrer verschiedenen Frömmigkeit gut
denen Alfred Loges eine Sammlung zeigt. Der charakterisiert sind, und ein Mädchen, das vor einem
fatale Eindruck dieser Leistungen wird noch er- Schemelchen sitzt und von einer unsichtbaren Lampe
höht durch die Vorlührung zweier Bildnisse, die beleuchtet wird. hans rosenhagen

etwas durchaus Dilettantisches haben. Erfreu-
licher als die Berliner präsentiert sich bei Schulte ÜNCHEN. Im Kunstverein hat Richard Kaiser
dieses Mal die Münchner Kunst, wenn man auch eine ziemliche Anzahl Bilder und Studien aus-
weder Ernst Stern noch Paul Neuenborn zu deren gestellt, meistens Arbeiten, die er im vergangenen
bedeutenderen Erscheinungen wird rechnen wollen; und heurigen Sommer am Bodensee und an ver-
aber es ist in beiden Künstlern ein gewisses frisches schiedenen anderen Orten geschaffen hat. Wir sehen
Wollen, und ihre Arbeiten verraten die Entstehung den fleißigen Maler alle möglichen Motive, schöne
in einem mit Kultur gesättigten Milieu. Neuenborn Ausblicke in eine hügelige Landschaft, blühende
zeigt, was man hier bereits von ihm kennt: Tier- und reife Felder, irgend eine reizvolle Partie aus
bilder und Zeichnungen, von denen diese den wert- einem Dorfe in ihrem farbigen Charakter, in einer
volleren Teil seiner Kollektion bilden. Unter den breiten und sicheren Malweise festhalten. Nach wie
Gemälden steht das Porträt eines »Brahma-Gockli vorher liebt er es, die Bäume als dunkle, saftig-
mit wirklicher Malerei am ersten in Beziehung. grüne Silhouetten gegen helle, bewölkte Luft zu
Aus der Kunst Beardsleys und Japans hat sich stellen, ohne jedoch wie früher die weitere Um-
Ernst Stern ein neues Genre für farbige Zeich- gebung auszuschließen. Im Gegenteil interessiert
nungen zurechtgemacht, dessen Reiz nicht nur in er sich immer mehr für die malerische Darstellung
der Erfindung, sondern auch in der Ausführung bewegter und reich gestalteter Pläne, für mannigfach
besteht. Wenn er das charakteristische Aeußere des gegliederte Terrains mit weiten Fluren, Feldern,
Geiers, des Schwans, des Pfaus auf weibliche Er- Wald und Wiesenland. Aber nicht bloß stofflich,
scheinungen projiciert, so wirkt nicht nur die Idee auch malerisch hat er seinen Kreis erweitert,
lustig. Diese Arbeiten haben auch eine gewisse Seine Palette ist reicher und farbiger geworden,
ornamentale Schönheit, genau wie der japanische Er weiß trefflich den feinen Duft eines grauen
Farbendruck. Mit seiner Malerei sieht der Künstler Tages, das Spiel des Lichtes, den zarten farbigen
durchaus in der Münch-
ner Tradition. Er macht
geschmackvolle Atelier-
kunst und verabscheut
die reine Farbe. Es ist
nicht schwer, die durch
ein schwärzliches Grau
zurückgestimmten Far-
ben zusammenzuhalten.
Man kann daher nicht
entscheiden, ob Stern
koloristische Begabung
besitzt oder nicht. Jeden-
falls fehlt ihm jene
Leichtigkeit und Flüs-
sigkeit des Vortrags
nicht, die in München
als das Wesentliche der
Malerei gilt. Ein paar
kleine im Atelier ent-
standene Studien »Da-
me in Weiß ; und »Ober-
licht« wirken indessen
besser und künstleri-
scher als das größere
Bild »Yoshiwara«, auf

dem man drei in Grau cuyp Landschaft .mit hirten

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