-^g5> PERSONAL- UND ATELIER-NACHRICHTEN <^=^
ludwig fahrenkrog die goldenen tage der kindheit
Wandgemälde in der Oberbarmer höheren Töchterschale
tonte der Künstler noch nachdrücklich, es sei ihm die
Hauptsache, Front zu machen gegen die Art, wie im
Kultusministerium Kunstangelegenheiten behandelt
und erledigt werden. Bei jeder Gelegenheit gehe es
gegen echte Kunst und gegen echte Künstler los. Pro-
tegiert werde immer nur das Schwache, das Falsche.
»Wenn — so äußerte sich Klimt — wie dies in der
letzten Budgetausschußsitzung geschah, von einem
Redner die Sezession in der erniedrigendsten, ehr-
verletzendsten Art angegriffen wurde und der Mi-
nister sich nicht bewogen fühlte, auch nur ein Wort
dagegen zu erwidern, so soll wenigstens ein Künstler
sich finden, der durch eine Tat beweist, daß die echte
Kunst mit solchen Behörden, mit solchen Faktoren
nichts mehr zu schaffen haben will. Der Geist der
Gemeinsamkeit hat dies nicht zuwege gebracht, denn
die geplante Kundgebung der Künstlervereine ist
unterblieben. Nun wohl, so soll es der Einzelne
tun. Ich übergebe meine Bilder nicht, weil ich
mit Auftraggebern, die echter Kunst und echten
Künstlern so fernestehen, nichts mehr zu schaffen
haben will.« b. Zuckerkandl
DÄRMEN. Die Aula der Oberbarmer höheren
^ Töchterschule hat in dem von Ludwig Fahren-
krog gemalten Wandgemälde > Die goldenen Tage der
Kindheit« einen prächtigen Schmuck erhalten. Das Ge-
mälde ist in Kaseinfarben auf Leinwand ausgeführt
und füllt eine ganze Breitenwand. Geschickt hat der
Künstler etwaige Beeinflussung der Komposition
durch eine einspringende Tür vermieden, ja sie viel-
mehr zu einem Faktor benutzt, der einem besonderen
Reiz in der Komposition dienen mußte. Die Repro-
duktion (s. oben) erklärt das Bild hinreichend.
Kinder jeglichen Alters bis zur jungfräulichen Er-
scheinung treiben ihr fröhliches Wesen, jedoch
nicht in buntem Durcheinander; sondern der Künstler
feiert die Jahreszeit, die gleichsam das Kindesalter
verkörpert — den Lenz. Dabei ist er aber so natür-
lich vorgegangen, daß man zunächst gar nicht an
eine Allegorie denkt, nicht daran, daß die gaukelnden
Schmetterlinge, denen die leuchtenden Kinderaugen
folgen, das Spiel der Phantasie bedeuten. Allerdings
die Wissenschaft und die Kunst, die auf und neben
dem Schimmel nahen — ein Prachtpferd, das nichts
von dem beliebten zarten Zelter der Minnesänger
und ihrer Epigonen an sich hat — sie betonen be-
sonders auch in ihren Emblemen in hergebrachter
Weise das Allegorische. Ueber der Tür in der
Ferne tummeln sich Jungfrauen im Reigen— in der
Ferne der Zeit für die Schulmädchen, die jeden
Morgen in dieser Aula ihre Morgenandacht halten.
Auf die vielen entzückenden Einzelheiten in den
Kindergestalten gehe ich nicht näher ein; man sieht
sie ja. Und was man nicht sieht, die leuchtenden
klaren Farben, die das brennende Rot und saftiges
Grün in den Gewändern neben einem dunkeln Stahl-
blau als Lieblingsfarben des Künstlers verraten, das
läßt sich eben nicht beschreiben. Es gibt wenige
Bilder, die so ganz im Kolorit durchaus den frischen
Lenz atmen.
DASEL. — Aus unserer Künstlerkolonie ist der
" bekannte Porträtist Fritz Burger ausgeschieden
(vgl. über ihn «K, f. A.«, XVIII. Jhrg., Heft 5); er ist
nach Berlin übergesiedelt, wird aber jedes Jahr einige
Wochen in seinem Basler Atelier arbeiten. Die hie-
sigen Kunstfreunde bewahren dem geschickten Bild-
niskünstler sowie seiner Gattin, der Bildhauerin
Sophie Burger-Hartmann, das beste Andenken.
1V4ÜNCHEN. In die Kommission für die Sezes-
sions-Galerie wurden gewählt die Maler: Prof.
Hugo Freiherr von Habermann, W. L. Lehmann,
Prof. Toni Stadler und F. Strobentz, sowie Bildhauer
Prof. Hubert Netzer.
/GESTORBEN. In Berlin am 15. April der Land-
schaftsmaler Professor Eduard Pape. — In
Helsingfors, 64 Jahre alt, der finnische Maler Hjal-
mar Munsterhjelm, der früher längere Jahre in
Karlsruhe tätig war.
Redaktionsschluß: 20. April 1905 Ausgabe: 4. Mai 1905
Für die Redaktion verantwortlieh: F. Schwartz
Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. — Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtlich in München
ludwig fahrenkrog die goldenen tage der kindheit
Wandgemälde in der Oberbarmer höheren Töchterschale
tonte der Künstler noch nachdrücklich, es sei ihm die
Hauptsache, Front zu machen gegen die Art, wie im
Kultusministerium Kunstangelegenheiten behandelt
und erledigt werden. Bei jeder Gelegenheit gehe es
gegen echte Kunst und gegen echte Künstler los. Pro-
tegiert werde immer nur das Schwache, das Falsche.
»Wenn — so äußerte sich Klimt — wie dies in der
letzten Budgetausschußsitzung geschah, von einem
Redner die Sezession in der erniedrigendsten, ehr-
verletzendsten Art angegriffen wurde und der Mi-
nister sich nicht bewogen fühlte, auch nur ein Wort
dagegen zu erwidern, so soll wenigstens ein Künstler
sich finden, der durch eine Tat beweist, daß die echte
Kunst mit solchen Behörden, mit solchen Faktoren
nichts mehr zu schaffen haben will. Der Geist der
Gemeinsamkeit hat dies nicht zuwege gebracht, denn
die geplante Kundgebung der Künstlervereine ist
unterblieben. Nun wohl, so soll es der Einzelne
tun. Ich übergebe meine Bilder nicht, weil ich
mit Auftraggebern, die echter Kunst und echten
Künstlern so fernestehen, nichts mehr zu schaffen
haben will.« b. Zuckerkandl
DÄRMEN. Die Aula der Oberbarmer höheren
^ Töchterschule hat in dem von Ludwig Fahren-
krog gemalten Wandgemälde > Die goldenen Tage der
Kindheit« einen prächtigen Schmuck erhalten. Das Ge-
mälde ist in Kaseinfarben auf Leinwand ausgeführt
und füllt eine ganze Breitenwand. Geschickt hat der
Künstler etwaige Beeinflussung der Komposition
durch eine einspringende Tür vermieden, ja sie viel-
mehr zu einem Faktor benutzt, der einem besonderen
Reiz in der Komposition dienen mußte. Die Repro-
duktion (s. oben) erklärt das Bild hinreichend.
Kinder jeglichen Alters bis zur jungfräulichen Er-
scheinung treiben ihr fröhliches Wesen, jedoch
nicht in buntem Durcheinander; sondern der Künstler
feiert die Jahreszeit, die gleichsam das Kindesalter
verkörpert — den Lenz. Dabei ist er aber so natür-
lich vorgegangen, daß man zunächst gar nicht an
eine Allegorie denkt, nicht daran, daß die gaukelnden
Schmetterlinge, denen die leuchtenden Kinderaugen
folgen, das Spiel der Phantasie bedeuten. Allerdings
die Wissenschaft und die Kunst, die auf und neben
dem Schimmel nahen — ein Prachtpferd, das nichts
von dem beliebten zarten Zelter der Minnesänger
und ihrer Epigonen an sich hat — sie betonen be-
sonders auch in ihren Emblemen in hergebrachter
Weise das Allegorische. Ueber der Tür in der
Ferne tummeln sich Jungfrauen im Reigen— in der
Ferne der Zeit für die Schulmädchen, die jeden
Morgen in dieser Aula ihre Morgenandacht halten.
Auf die vielen entzückenden Einzelheiten in den
Kindergestalten gehe ich nicht näher ein; man sieht
sie ja. Und was man nicht sieht, die leuchtenden
klaren Farben, die das brennende Rot und saftiges
Grün in den Gewändern neben einem dunkeln Stahl-
blau als Lieblingsfarben des Künstlers verraten, das
läßt sich eben nicht beschreiben. Es gibt wenige
Bilder, die so ganz im Kolorit durchaus den frischen
Lenz atmen.
DASEL. — Aus unserer Künstlerkolonie ist der
" bekannte Porträtist Fritz Burger ausgeschieden
(vgl. über ihn «K, f. A.«, XVIII. Jhrg., Heft 5); er ist
nach Berlin übergesiedelt, wird aber jedes Jahr einige
Wochen in seinem Basler Atelier arbeiten. Die hie-
sigen Kunstfreunde bewahren dem geschickten Bild-
niskünstler sowie seiner Gattin, der Bildhauerin
Sophie Burger-Hartmann, das beste Andenken.
1V4ÜNCHEN. In die Kommission für die Sezes-
sions-Galerie wurden gewählt die Maler: Prof.
Hugo Freiherr von Habermann, W. L. Lehmann,
Prof. Toni Stadler und F. Strobentz, sowie Bildhauer
Prof. Hubert Netzer.
/GESTORBEN. In Berlin am 15. April der Land-
schaftsmaler Professor Eduard Pape. — In
Helsingfors, 64 Jahre alt, der finnische Maler Hjal-
mar Munsterhjelm, der früher längere Jahre in
Karlsruhe tätig war.
Redaktionsschluß: 20. April 1905 Ausgabe: 4. Mai 1905
Für die Redaktion verantwortlieh: F. Schwartz
Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. — Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtlich in München