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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Rosenhagen, Hans: Die Münchener Künstlervereinigung "Scholle", [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0440

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für die das „Fest in Trianon" (Abb. S. 413) ein
schönes Beispiel ist. Adolf Hoefer ist als
Maler zu wenig produktiv, als daß sich bei
ihm so etwas wie ein persönlicher Stil kon-
statieren ließe; aber er hat den angenehmen
breiten Münchner Strich und eine natürliche
und helle Farbe, die er durch pikante Beleuch-
tungen vortrefflich zur Geltung zu bringen ver-
steht. Das Bild „Im weißen Kleid" (Abb. S. 409)
ist für seine Art sehr bezeichnend. Jedoch
malt er auch Landschaften, in denen er intimere
Wirkungen erreicht als in seinen Porträts.

Etwas gewaltsam hat sich Walter Püttner
auf die Malerei geworfen. Um alle Erinnerung
an Zeichnung und Illustration auszulöschen,
hat er sich eine Malweise zurechtgemacht, in
der er mit aneinandergefügten Farbenflächen
arbeitet und die an eine gewisse Periode in
Leibis und Trübners Schaffen erinnert. Nur
fehlt ihm einstweilen noch die Fähigkeit, seinen
Farben die Seele zu geben, die alle diese
Fleckchen zusammenhält. Außerdem wirkt
seine Manier kompliziert, während bei jenen
Meistern durch die flächige Malweise gerade
etwas ungemein Einfaches, Summarisches in
die Bilder kommt. Die Püttnerschen Arbeiten
haben für das Auge fast immer etwas Un-
ruhiges, besonders wenn schwierigere Be-
leuchtungsprobleme mitsprechen, wie in dem

„Akt" (Abb. S. 401) und bei dem Kopf des
„alten Musikanten" (Abb. S. 402). Sobald eine
geschlossene Beleuchtung vorhanden ist, wie
in der „Maskerade" (Abb. S. 401) läßt dieser
unruhige Eindruck nach, und man kann seine
Freude daran haben, wie gut der Künstler
die widerspruchsvollsten Farben zueinander
zu stimmen weiß. Und wenn man sich da-
rüber klar ist, warum Püttner gerade diese
Malweise gewählt hat, wird man auch seine
Uebertreibungen entschuldigen können und
mit Geduld auf den Augenblick warten, wo
dieser begabte Künstler gelernt haben wird,
sich im äußerlich Malerischen zu beschränken,
um tatsächlich zur guten Malerei überzugehen.

BILDENDE KUNST

Den äußerlichen Flimmer einer Erscheinung kann
auch der Photograph geben ; — erst beim Erfassen
des Seelischen einer Erscheinung beginnt die Kunst.

Adolf Oberländer

Es gibt kein Formenrezept für die Schönheit.
Wer sie nicht überall in dem unendlich reichen For-
menschatz der Schöpfung herausfinden kann, dem

ist nicht ZU helfen! Adolf Oberländer

*

Die Natur ist schön. Sie müssen sich bestreben,
sie so schön als möglich aufzufassen und wieder-
zugeben. Das ist Stil. Moritz v. Schwind

WALTER GEORGI

406

VESPER
 
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