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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Rosenhagen, Hans: Die Grosse Berliner Kunstausstellung 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0442

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-s-^> DIE GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1905 <ö^>

obachtung. Ihre absolute Wahrhaftigkeit macht sie Hand ist kaum geringer gewesen. Und wie bei Menzel
schön, hat ihnen in jeder Beziehung Qualität ge- erstaunt man, daß Alt in den dreißiger und vierziger
geben und läßt sie ohne weiteres als Erzeugnisse Jahren des vergangenen Säkulums Dinge in der Natur
einer neueren Zeit erkennen. Im großen und ganzen gesehen hat, deren Entdeckung man den Freilicht-
ist sich Hans Hermann treu geblieben, obwohl die malern zuzuschreiben pflegt und die man heute kaum
Schwankungen des Kunstgeschmacks nicht ohne besser darstellen kann, als er damals. Es handelt
Einfluß auf das Aussehen seiner Bilder geblieben sich in dieser Ausstellung im wesentlichen um Land-
sind. Allerdings muß man bekennen, daß seine Schafts- und Architektur-Schilderungen in Aquarell,
späteren Bilder etwas flauer in Zeichnung und Farbe die teils in Wien und Umgebung, teils auf Reisen
wirken, als seine früheren, die oft eine Pikanterie in Italien und Dalmatien entstanden sind und fast
des Tones und der Farbe haben, wie man sie nur 70 Jahre eines unermüdlichen Schaffens illustrieren,
auf Bildern von Boudin, Chintreuil oder Louis Von der Sonderausstellung Franz Skarbina's
Francais findet. Freilich ist er nicht immer der hatte man etwas Besonderes erwartet. Sie enttäuscht
Gefahr der Süßigkeit mit der nötigen Entschieden- leider sehr, weil der Künstler in der Hauptsache
heit ausgewichen; aber für ein gewisses Genre in neuere Arbeiten, darunter sogar recht fatale Fried-
derdeutschen Malerei und zwar für ein gutes Genre richs-Bilder im Menzel-Geschmack ausstellt, in denen
ist er direkt ein vorbildlicher Vertreter von ausge- fast nur die Schwächen seiner Kunst, vor allem eine
sprochener persönlicher Eigenart. Man muß sich körperlose flackrige Farbe und eine sehr oberfläch-
wundern, daß so ausgezeichnete Leistungen, wie er liehe Art, die Wirklichkeit zu sehen und darzustellen,
sie in seinem »Fischerdorf«, in der >Harzlandschaft« hervortreten. Es ist ganz unbegreiflich, daß Skarbina
von 1877, der »Fleischhalle in Middelburg« von 1887, nicht auf ältere Schöpfungen zurückgegriffen hat. Man
der »Prinzengracht«, »Volendam« von 1890 und einem hätte sich so gern an seine großen Verdienste um
oder dem andern seiner Fischstilleben bietet, bisher die Modernisierung der Berliner Kunst erinnern
keine Liebhaber gefunden haben. Das sind Galerie- lassen. Noch belangloser ist freilich die Ausstellung
bilder im besten Sinne des Wortes. In gleicher Weise von Julius Jacob, die ausschließlich Bilder und
erfreut die Kollektiv-Ausstellung von Rudolf v. Alt. Studien von Straßen, Kirchen und Häusern aus > Alt-
Man kann den ausgezeichneten Wiener Meister, der Berlin« enthält. Sie interessiert nur sachlich. Als
erst vor kurzem aus dem Leben schied, bis zu einem Aquarellist hat Jacob weder Neues, noch Eigenes zu
gewissen Grade an Menzel messen. In seiner Kunst sagen. Die Sonderausstellungen von Willy Ham-
ist ebensoviel Ehrlichkeit, Gewissenhaftigkeit und macher mit Bildern von der Riviera und aus Venedig
Unbefangenheit, wie in den Arbeiten des großen und von Gustav Kampmann mit gar zu schema-
Berliner Künstlers, und die Geschicklichkeit der tisch dargestellten Landschaften wirken herzlich ein-

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