DIE VI. INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG DER STADT VENEDIG
aber kaum je zu einer Mo-
numental-Plastik aus. Man
braucht nur an die kavalle-
ristisch gewiß sehr interes-
santen Denkmäler in Turin
zu erinnern oder an das für
ViktorEmanuel in Venedig,
ein abschreckendes Beispiel
der Zwitterbildung, wenn
da überhaupt noch von
einem künstlerisch lebens-
fähigen Organismus gespro-
chen werden kann. Den
Ueberfluß an schönen Ge-
sten, deren Wiedergabe die
Theatralik streift, muß man
bei den Italienern als etwas
Natürliches und darum Not-
wendiges in Rechnung zieh-
en. Dann wird man auch
den Werken des Turiners
Leonardo Bistolfi gerecht
werden; ja man vermißt
fast bei dem neuesten Ent-
wurf für ein Grabdenkmal
- j|P iflBH („das Kreuz", s. Abb. S. 476)
am - /:■ ,;\ ! ^^^■■"■"««i«^^T7a?>iJ>?-'~~~- \ seine anmutigen Frauenge-
^""*"*"*ä^ - -u**1 stalten mit den vagen Ge-
bärden, durch die er sonst
I I fürTrauerundTrosteinenso
schönen Ausdruck findet.
Wie voll von Empfindung für
karl larsson meine älteste die Friedhofspoesie Bistolfi
VI. Internationale Kunstausstellung in Venedig ^ Thema abzuwande)n
weiß, kann man in Venedig
könnte, kaum mehr an; die Schäfer-Poesie aus einer Anzahl von Gipsabgüssen seiner, mit
und die Lyrik und Natur-Symbolik hat er einer Ausnahme, stets figurenreichen Denk-
sich erkoren. Aber Nummer Eins, soviel der male ersehen. Das Beiwerk, und Blumen
italienischen Namen ich angeführt habe, ist gibt's immer in Fülle, hat die phantasierende
Alberto Martini aus Treviso (s. Abb. S. 481 Hand mitunter allzu impressionistisch model-
u. 488). Festen und vollen Federzuges nimmt liert; aber der Umriß des großen Ganzen
er sich die alten Meister zum Vorbild; an geist- stellt sich monumental dar, eigen im Stil,
reichen Einfällen gibt er in Capriccios und Ex G. A. Sartorio, ein in vielerlei Technik,
libris einem Klinger und Menzel nichts nach, nicht nur der Malerei erfahrener Künstler,
unendlich produktiv. Er durfte sich mit Fug hat neulich einen satirischen Roman ge-
selbst an Dantes Göttliche Komödie wagen. schrieben, in dem er Raffael in das moderne
Aber was ihm in hervorragendem Maße eignet, Kunsttreiben Roms eintreten läßt; enttäuscht
ist ein burlesker Humor, der ihn befähigte, von der übel beschäftigten und lächerlich
ein heroisch-komisches Epos des 17. Jahr- kritischen Welt kehrt das Originalgenie bald
hunderts, den „geraubten Eimer" des Tassoni, wieder auf den Sockel seiner Statue in Urbino
mehr als kongenial durch Illustrationen zu zurück. Ob Italiens Kunst jetzt wirklich bloß
begleiten. schellenlaut ist, ein Stückwerk von überall
Obschon einige der Besten fehlen, erweist her? Es bleibt eine offene Frage, ob und
es auch die gegenwärtige Ausstellung, daß wann man in dem Dom der Kunst wieder
die italienische Bildhauerei die gestellten Auf- zu stiller Andacht wird einkehren dürfen,
gaben sehr wohl zu erfüllen weiß, soweit eine
wirklichkeitsgetreue Durchbildung erforder-
lich ist. Geschmack und Geschick reichen
474
aber kaum je zu einer Mo-
numental-Plastik aus. Man
braucht nur an die kavalle-
ristisch gewiß sehr interes-
santen Denkmäler in Turin
zu erinnern oder an das für
ViktorEmanuel in Venedig,
ein abschreckendes Beispiel
der Zwitterbildung, wenn
da überhaupt noch von
einem künstlerisch lebens-
fähigen Organismus gespro-
chen werden kann. Den
Ueberfluß an schönen Ge-
sten, deren Wiedergabe die
Theatralik streift, muß man
bei den Italienern als etwas
Natürliches und darum Not-
wendiges in Rechnung zieh-
en. Dann wird man auch
den Werken des Turiners
Leonardo Bistolfi gerecht
werden; ja man vermißt
fast bei dem neuesten Ent-
wurf für ein Grabdenkmal
- j|P iflBH („das Kreuz", s. Abb. S. 476)
am - /:■ ,;\ ! ^^^■■"■"««i«^^T7a?>iJ>?-'~~~- \ seine anmutigen Frauenge-
^""*"*"*ä^ - -u**1 stalten mit den vagen Ge-
bärden, durch die er sonst
I I fürTrauerundTrosteinenso
schönen Ausdruck findet.
Wie voll von Empfindung für
karl larsson meine älteste die Friedhofspoesie Bistolfi
VI. Internationale Kunstausstellung in Venedig ^ Thema abzuwande)n
weiß, kann man in Venedig
könnte, kaum mehr an; die Schäfer-Poesie aus einer Anzahl von Gipsabgüssen seiner, mit
und die Lyrik und Natur-Symbolik hat er einer Ausnahme, stets figurenreichen Denk-
sich erkoren. Aber Nummer Eins, soviel der male ersehen. Das Beiwerk, und Blumen
italienischen Namen ich angeführt habe, ist gibt's immer in Fülle, hat die phantasierende
Alberto Martini aus Treviso (s. Abb. S. 481 Hand mitunter allzu impressionistisch model-
u. 488). Festen und vollen Federzuges nimmt liert; aber der Umriß des großen Ganzen
er sich die alten Meister zum Vorbild; an geist- stellt sich monumental dar, eigen im Stil,
reichen Einfällen gibt er in Capriccios und Ex G. A. Sartorio, ein in vielerlei Technik,
libris einem Klinger und Menzel nichts nach, nicht nur der Malerei erfahrener Künstler,
unendlich produktiv. Er durfte sich mit Fug hat neulich einen satirischen Roman ge-
selbst an Dantes Göttliche Komödie wagen. schrieben, in dem er Raffael in das moderne
Aber was ihm in hervorragendem Maße eignet, Kunsttreiben Roms eintreten läßt; enttäuscht
ist ein burlesker Humor, der ihn befähigte, von der übel beschäftigten und lächerlich
ein heroisch-komisches Epos des 17. Jahr- kritischen Welt kehrt das Originalgenie bald
hunderts, den „geraubten Eimer" des Tassoni, wieder auf den Sockel seiner Statue in Urbino
mehr als kongenial durch Illustrationen zu zurück. Ob Italiens Kunst jetzt wirklich bloß
begleiten. schellenlaut ist, ein Stückwerk von überall
Obschon einige der Besten fehlen, erweist her? Es bleibt eine offene Frage, ob und
es auch die gegenwärtige Ausstellung, daß wann man in dem Dom der Kunst wieder
die italienische Bildhauerei die gestellten Auf- zu stiller Andacht wird einkehren dürfen,
gaben sehr wohl zu erfüllen weiß, soweit eine
wirklichkeitsgetreue Durchbildung erforder-
lich ist. Geschmack und Geschick reichen
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