-^sö> DIE KUNST AUF DER LÜTTICHER WELTAUSSTELLUNG <^^-
in einer eleganten und doch monumentalen fran- Sinne des Wortes, sicheres Stilgefühl und eine rou-
zösischen Architektur errichteten Kunstpalast ge- tinierte Technik nachrühmen müßte. Der Katalog
langt man zuerst in einen geräumigen Vorplatz, der enthält die glänzendsten Namen, deren Träger sich
direkt in den für die Plastik reservierten Oberlicht- mit charakteristischen Werken eingestellt haben,
saal führt. Hier finden sich die bildnerischen Werke Barrias, Bartholome, Carabin, die beiden
aller Nationen vereint. Neben sehr viel Mittelware Charpentier, Dalou, Dampt, E. Dubois, Fix-
auch manches Gute, ja sogar einige vorzügliche Masseau, Guillaume, Injalbert, Lalique,
Stücke. Zu letzteren zählen wir namentlich die von Puech, Rodin, de Saint-Marceaux und viele
trunkener Lebenslust erfüllte Gruppe >La joie< von andere erscheinen hier auf dem Plan, um den über-
Jef Lambeaux und die dramatisch bewegte Kampf- lieferten Ruhm der französischen Plastik aufs neue
szene >Le meurtre« desselben Meisters. Der kürz- zu befestigen.
lieh verstorbene Constantin Meunier ist mit Was die Bildhauer der übrigen Länder gesandt,
einem aus Elfenbein und Bronze gearbeiteten »Christ geht nicht über das gewöhnliche Mittelmaß hinaus,
au tombeau< vertreten. In einem anderen Saale be- Von deutschen Bildhauern ist, leider, auch nicht
findet sich auch eine seiner bekannten monumen- ein einziger erschienen.
talen Reliefdarstellungen belgischer Grubenarbeiter. Ungleich interessanter und mannigfaltiger als in
Frankreich, das in Lüttich auf allen Gebieten domi- der Skulptur ist Belgien in der Malerei vertreten,
niert, ist in der Abteilung für Skulptur mit nicht Da sind vor allem die von gesunder Kraft strotzen-
weniger als 87 Künstlern und 134 Kunstwerken ver- den Landschalter, denen man es wohl ansieht, daß
treten, die Kleinplastik mitgerechnet. Nirgends wohl sie alle Evolutionen, vom Naturalismus bis zum
tritt die Ueberlegenheit einer an jahrhunderte- Neo - Impressionismus studienhalber mitgemacht
alter Tradition groß gewordenen künstlerischen haben, ohne sich aber in die eine oder andere
Kultur so offenbar in die Erscheinung als hier. Manier festzurennen. Da ist Franz Courtens, der
Manche Arbeiten lassen ja, nach unseren Begriffen, Rubens der Landschaft, da ist ferner der farbige
eine tiefere Auffassung vermissen, aber unter all Claus, der feine Lichtkünstler Buysse, der den
den vielen französischen Bildhauern, welche die Duft der Atmosphäre mitmalt, der bekannte de
Ausstellung beschickt haben, ist auch nicht ein ein- Saedeleer und der unverwüstliche Gilsoul. Sehr
ziger, dem man nicht wenigstens ein bedeutendes interessante, schon von früher her bekannte Sachen
formales Schönheitsempfinden, ein, im weitesten hat der sanfte Symboliker Fernand Khnopff ge-
leonardo bistolfi unter dem kreuze
VI. Internationale Kunstausstellung in Venedig
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in einer eleganten und doch monumentalen fran- Sinne des Wortes, sicheres Stilgefühl und eine rou-
zösischen Architektur errichteten Kunstpalast ge- tinierte Technik nachrühmen müßte. Der Katalog
langt man zuerst in einen geräumigen Vorplatz, der enthält die glänzendsten Namen, deren Träger sich
direkt in den für die Plastik reservierten Oberlicht- mit charakteristischen Werken eingestellt haben,
saal führt. Hier finden sich die bildnerischen Werke Barrias, Bartholome, Carabin, die beiden
aller Nationen vereint. Neben sehr viel Mittelware Charpentier, Dalou, Dampt, E. Dubois, Fix-
auch manches Gute, ja sogar einige vorzügliche Masseau, Guillaume, Injalbert, Lalique,
Stücke. Zu letzteren zählen wir namentlich die von Puech, Rodin, de Saint-Marceaux und viele
trunkener Lebenslust erfüllte Gruppe >La joie< von andere erscheinen hier auf dem Plan, um den über-
Jef Lambeaux und die dramatisch bewegte Kampf- lieferten Ruhm der französischen Plastik aufs neue
szene >Le meurtre« desselben Meisters. Der kürz- zu befestigen.
lieh verstorbene Constantin Meunier ist mit Was die Bildhauer der übrigen Länder gesandt,
einem aus Elfenbein und Bronze gearbeiteten »Christ geht nicht über das gewöhnliche Mittelmaß hinaus,
au tombeau< vertreten. In einem anderen Saale be- Von deutschen Bildhauern ist, leider, auch nicht
findet sich auch eine seiner bekannten monumen- ein einziger erschienen.
talen Reliefdarstellungen belgischer Grubenarbeiter. Ungleich interessanter und mannigfaltiger als in
Frankreich, das in Lüttich auf allen Gebieten domi- der Skulptur ist Belgien in der Malerei vertreten,
niert, ist in der Abteilung für Skulptur mit nicht Da sind vor allem die von gesunder Kraft strotzen-
weniger als 87 Künstlern und 134 Kunstwerken ver- den Landschalter, denen man es wohl ansieht, daß
treten, die Kleinplastik mitgerechnet. Nirgends wohl sie alle Evolutionen, vom Naturalismus bis zum
tritt die Ueberlegenheit einer an jahrhunderte- Neo - Impressionismus studienhalber mitgemacht
alter Tradition groß gewordenen künstlerischen haben, ohne sich aber in die eine oder andere
Kultur so offenbar in die Erscheinung als hier. Manier festzurennen. Da ist Franz Courtens, der
Manche Arbeiten lassen ja, nach unseren Begriffen, Rubens der Landschaft, da ist ferner der farbige
eine tiefere Auffassung vermissen, aber unter all Claus, der feine Lichtkünstler Buysse, der den
den vielen französischen Bildhauern, welche die Duft der Atmosphäre mitmalt, der bekannte de
Ausstellung beschickt haben, ist auch nicht ein ein- Saedeleer und der unverwüstliche Gilsoul. Sehr
ziger, dem man nicht wenigstens ein bedeutendes interessante, schon von früher her bekannte Sachen
formales Schönheitsempfinden, ein, im weitesten hat der sanfte Symboliker Fernand Khnopff ge-
leonardo bistolfi unter dem kreuze
VI. Internationale Kunstausstellung in Venedig
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