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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Rosenhagen, Hans: Die zweite Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Berlin, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0551

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max klinger büste g. brandes

Mit Genehmigung der Verlagsbuchhandlung E. A. Seemann in Leipzig

DIE ZWEITE AUSSTELLUNG
DES DEUTSCHEN KÜNSTLERBUNDES IN BERLIN

Von Hans Rosenhagen
(Schluß)

Ist es Absicht oder Zufall, daß zwei im
Prinzip so einige, in ihren Taten so unähn-
liche Künstler wie Klimt und Hodler in dieser
Ausstellung nebeneinander erscheinen? Him-
mel, welche Kontraste auf einem einzigen
Gebiete der Malerei! Auf der einen Seite eine
starke ursprüngliche Natur, eine Elementar-
erscheinung, auf der anderen eine geschmack-
volle Persönlichkeit, die mit leichter Hand
die Sensationen alter und neuer Kulturen durch-
einandermischt und Werke schafft, in denen
der innere Widerspruch als feinster Reiz auf-
tritt. In Gustav Klimt's Bildern begegnet
sich die Kunst Japans und Assyriens mit der
von Khnopff und Toorop, treffen sich byzan-
tinische Starrheit und wienerische Eleganz.
Sie vereinigt in sich berechnenden Verstand
und heiterste Sinnlichkeit. Die meisten der
hier vorgeführten Arbeiten rein dekorativen
Charakters sind in München und Dresden
bereits gezeigt worden. Neu sind wohl nur
einige Frauenporträts und in solchen offen-

Die Kunst für Alle XX. 22. 15. August 1505.

bart sich unzweifelhaft am stärksten das Wesen
des ausgezeichneten Künstlers. Vielleicht hat
noch niemand vor Klimt die eigene Grazie der
jungen modernen Frau mit so viel Verständ-
nis und Charme zur Darstellung gebracht.
Und nicht nur im Sinnlichen, sondern auch
im Geistigen. Klimt sagt sehr viel von schönen
und jungen Weibern und weiß noch mehr
erraten zu lassen. Er ist außerdem ein Maler,
der die Nuance beherrscht wie selten einer.
Man sieht hier unter anderen das noch nicht
ganz vollendete Porträt einer weißgekleideten
Dame vor einer Wand, auf der oben ein
breiter scharfblauer Streifen, unten ein gras-
grüner erscheint. Wie diese direkt grellen
Farben durch ein Grau, das zwischen ihnen
ist, zusammengeführt werden und den Glanz
des Weiß erhöhen, das ist schon sehr fein.
Dann gibt es da ein Damenporträt, das ganz
auf die Farben des Pfauengefieders gestellt
ist, ein anderes, in dem eine süße Harmonie
von Grau und Violett vorherrscht. Am wenig-

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