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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Rosenhagen, Hans: Die zweite Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Berlin, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0559

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^=4sö> KÜNSTLERBUND-AUSSTELLUNG 1905 IN BERLIN <55-*~

aber Klinger fällt fast immer auf die schönen
Ideen, die plastisch nicht ausgedrückt werden
können. Das berührt besonders seltsam bei dem
Manne, der eine so scharfsinnige Untersuchung
über Griffelkunst und Malerei angestellt.

Zu erwähnen bliebe noch, daß Kolo Moser
und Joseph Hoffmann einige entzückende
Proben von modernem Wiener Kunstgewerbe
zeigen und daß eine kleine, aber ergebnis-
reiche graphische Abteilung vorhanden ist.

Der hier gegebene Ueberblick wird er-
kennen lassen, daß die zweite Künstlerbund-
Ausstellung nicht nur reichhaltig und vielseitig
ist, er hinterläßt auch wohl den Eindruck, daß
sie nach vielen Seiten hin Anregungen bietet.
Man wird ferner die Empfindung haben, daß
sie den Besucher ziemlich zuverlässig über den
augenblicklichen Zustand der deutschen Kunst
orientiert, und sich freuen, daß hier endlich
einmal wieder alle die Richtungen gleichmäßig
zu Wort kommen, die das Bild der deutschen
Kunst so vielgestaltig erscheinen lassen. Der

fritz klimsch büste v c i o- u. » j a

, ,, ,„„_ . „ ,. Kampf der Richtungen untereinander, der ja

Kunstlerbund-Ausstellung 190s in Berlin r b ' 3

der Ursprung alles Guten auch in der Kunst
ist, soll und kann durch die Künstlerbund-Aus-
der Kopf eigentlich aus ganz merkwürdigen Stellungen nicht aus der Welt geschafft wer-
Wülsten zusammengesetzt ist und der Knochen den. Aber diese werden dadurch eine wohl-
entbehrt. Es steckt mehr Menschlich-Inter- tätige Wirkung ausüben, daß sich die Gegner
essantes als künstlerisch Befriedigendes in auf neutralem Boden begegnen, besser kennen
allen diesen plastischen Schöpfungen des und daher gegenseitig achten lernen. Mit
Leipziger Meisters. Das gilt vor allem auch dieser gegenseitigen Achtung aber wird das
für den hier ausgestellten Entwurf für das Ansehen der deutschen Kunst nach außen hin
Wiener Brahms-Denkmal. Der Einfall des wachsen und sie aus einem unklaren Begriff
Künstlers, das Eigene, Zurückgezogene des eine moralische Macht werden. Dadurch wird
Komponisten dadurch zum Ausdruck zu aber für ihre Stellung dem Auslande gegen-
bringen, daß er ihn in einem Aussichts- über mehr gewonnen, als man noch vor kurzem
tempelchen plaziert, wo Brahms bequem auf erwarten durfte,
der dort an der Balustrade
entlanglaufenden Bank sitzt
undin dieLandschafthinaus-
träumt, ist an und für sich
reizend, aber es ist nicht
der Einfall eines Bildhauers,
sondern der eines Poeten.
Um den Komponisten zu
sehen, müßte man am Ende
doch die hohe an das Rund-
tempelchen im Bogen sich
schmiegende Treppe hinauf-
gehen. Der Gedanke, daß
Kindermädchen mit ihren
Babies und allerlei Volk das
tut und sich neben den bron-
zenen Brahms setzt, liegt
ganznahe, und eristschreck-
lich. Es gibt sicher plasti-

. t j i • v ■ hermann hahn bayern (figur VON der prinzregenten-

sche Ideen, die auch eine brocke in München), gips .......

geistige Bedeutung haben; Känstlerband-Ausstellung 1905 in Berlin

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